Читать книгу Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket - A. F. Morland - Страница 82
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ОглавлениеEs wurde eine lange Nacht. In der Zentrale an der Federal Plaza schauten wir uns die Videoaufnahmen an, die wir im Hubschrauber auf dem Hoteldach sichergestellt hatten. Keiner von uns sprach viel.
Ich sah, wie die Kiefermuskulatur unseres Chefs arbeitete. Selbst einem erfahrenen FBI-Agenten wie Jonathan D. McKee verschlug es schlicht die Sprache bei so viel Kaltblütigkeit.
Männer und Frauen saßen da in dem japanischen Ambiente der Hotelsuite im Lexington und lieferten ihre engsten Angehörigen ans Messer. Lauter Leute aus dem Geldadel der Stadt. Und alles mit dem Ziel, horrende Versicherungssummen oder Erbschaften zu kassieren.
Clive wühlte die ganze Zeit in einem Stapel Papier vor sich auf dem Tisch. Die Versicherungsfälle, die ihm die Juristen der Versicherungsgesellschaften überlassen hatten. Immer, wenn ein neues Gesicht auf dem Bildschirm auftauchte, zog er das zu dem Namen passende Dokument heraus und reichte es in unsere Runde.
Die Frau des Finanzbeamten, den die Klapperschlange getötet hatte, der Bruder eines Mannes, der beim Bergsteigen abgestürzt war, der Reeder, dessen Neffe von Kampfhunden zerfleischt worden war, der Bankdirektor, dessen Frau mit dem Fesselballon abstürzte sie alle tauchten auf dem Bildschirm auf.
Und natürlich Vanhouven. Sachlich und in tadelloser Business Manier gab er den Tod seiner Frau in Auftrag. Aus seinem Gespräch mit der Lady, die mir auf dem Hoteldach das Lebenslicht ausschalten wollte, erfuhren wir, dass seine Firma kurz vor dem Bankrott stand und seine Frau hoch versichert gewesen war.
Auch ganz aktuelle Fälle klärten sich auf: Der plötzliche Tod eines Drehbuchautors und der Absturz eines Fallschirmspringers Anfang der Woche.
Die Frau, die die Aufträge entgegennahm, musste über ein ganzes Heer von Spezialisten verfügen. Ihre Reibeisenstimme jagte mir schon nach einer halben Stunde jedes Mal einen kalten Schauer über den Rücken.
Die letzte Aufnahme zeigte einen weißblond gebleichten Yuppie mit einem Goldreif im Ohr. Er wollte den Tod seines Vaters und dessen Freundin kaufen. Die Chefin dieses zynischen Dienstleistungsunternehmens sagte ihm baldige Auftragserfüllung zu.
Dann war Schluss.
Minutenlang blieben wir stumm. Nicht mal unsere Kaffeetassen rührten wir an.
Irgendetwas an der letzten Aufnahme hatte meine innere Stimme geweckt. »Spul noch mal zurück, Orry.«
Medina richtete die Fernbedienung auf den Recorder. Der junge Kerl mit der Wasserstoffsuperoxyd Frisur flimmerte noch einmal über den Schirm.
»Das Datum«, sagte ich.
Ein Ruck ging durch meine Kollegen. Wie elektrisiert saßen sie plötzlich kerzengerade auf ihren Stühlen und in den Sesseln.
Das eingeblendete Datum war noch jung. Sehr jung.
»Erst drei Tage her«, sagte Milo.
»Greifen Sie sich den Mann, Gentlemen!« Unser Chef griff zum Telefon. »Vielleicht ist noch etwas zu retten!«