Читать книгу Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket - A. F. Morland - Страница 68

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Die Eingangshalle des Hotels sah aus wie eine Galerie. An zahlreichen Stellwänden hingen Bilder junger New Yorker Künstler.

Als Silvester Cord eintrat, spielte gerade eine Jazzband. Ein Kellner in bordeauxroter Livree und mit einem Silbertablett voller Champagnergläser eilte an ihm vorbei.

Cord nahm sich ein Glas Champus und sah sich um.

Vor der improvisierten Bühne zwischen zwei Aufzugtüren stand eine Menge elegantes Volk aus der High Society der Upper East Side. Männer und Frauen in feinem Tuch, die sich an ihren Sektkelchen festhielten und der Band lauschten.

Einige kannte Cord und nickte ihnen grüßend zu, wenn sich seine Blicke mit den ihren trafen. Befriedigt registrierte er zwei oder drei Frauen, die ihn interessiert musterten.

Nicht weit von der Band entfernt standen, etwas exponiert, eine schwarzhaarige Frau und ein kleiner, drahtiger Endfünfziger, den Cord kannte. Er bekleidete irgendeinen Posten in der Stadtregierung. Wenn Cord sich recht erinnerte, hatte er etwas mit dem Gesundheitswesen zu tun.

Die Frau Ende 30, Anfang 40 trug ein ultrateures Seidenkostüm und war mit teurem Schmuck behängt. Allein die Perlenkette um ihren Hals mochte gut und gerne 20.000 wert sein, schätzte Cord.

Die Jazz Musik verklang, Beifall brandete auf, und ein Mann, dessen Turnschuhe und T-Shirt die Wirkung seines kobaltblauen Seidenanzuges erst richtig zur Geltung brachte, trat hinter das Mikrofon. So eine Art Moderator, schätzte Cord.

»Ladies und Gentlemen - Sie hörten die Brooklyn Blue Notes!« Wieder Beifall. Damit stellte er die einzelnen Musiker mit Namen vor. Seine Stimme klang angestrengt und affektiert.

Ein Werbespot für deutsches Bier fiel Cord ein, mit dem zurzeit das amerikanische Fernsehvolk belästigt wurde. Der Mann in dem Spot hatte die gleiche affektierte Stimme.

»Und jetzt zum Höhepunkt des Abends.« Er wies auf den drahtigen Mann neben der weißen Lady. »Mr. Anthony Bowman, Mitglied des Stadtrats, wird zu uns sprechen! Herzlich Willkommen, Mr. Bowman!«

Wieder Beifall.

Der Mann bedankte sich mit pathetischen Gesten und trat ans Mikrofon.

»Zunächst habe ich die Ehre, Ihnen allen die besten Grüße unseres verehrten Bürgermeisters auszurichten. Und dann gleich eine Korrektur: Nicht mein Grußwort ist der Höhepunkt dieses Abends, sondern die Anwesenheit dieser von uns allen hochgeschätzten Dame!«

Er machte eine weit ausladende Handbewegung zu der Frau im Seidenkostüm hin.

»Mrs. Modeste Goldberg!«

Und wieder gab es Beifall.

Cord spähte nach links zur Rezeption, wo neben einem breiten Treppenaufgang das Büfett aufgebaut war.

»Mrs. Goldberg haben wir nicht nur die Einladung zu diesem reizenden Abend zu verdanken«, sprach indessen der Mann am Mikrofon weiter, »sondern auch die Idee, junge New Yorker Künstler in einer Ausstellung zu präsentieren.«

Langsam zog sich Cord in Richtung Büfett zurück, wo schon einige Gäste sich heimlich ein paar der Köstlichkeiten einverleibten.

»Vor allem aber haben wir Mrs. Goldberg die Stiftung Kunst gegen den Krebs zu verdanken, die sie mit dem heutigen Abend ins Leben ruft.«

Schon wieder Beifall. Cord bekam noch mit, dass die Hälfte der Dollars, die durch den Verkauf der Bilder eingenommen würden, für krebskranke Kinder verwendet werden sollten. Schön, dass es noch ein paar sozial gesinnte Menschen gibt in Great Babylon, dachte er und konzentrierte sich auf das Büfett.

Nach der ellenlangen Rede des Stadtpolitikers spielte wieder die Band. Cord nutzte die Gelegenheit, sich an den Moderator heranzupirschen.

»Entschuldigen Sie, Sir. Ich suche die Geschäftsführerin.«

Der Mann sah ihn interessiert an. »Worum geht es denn?«

»Nun ja, ich habe einen Termin mit ihr wegen eines Beratungsgesprächs.«

Das gekünstelte Lächeln verschwand aus dem Gesicht des Mannes. »Mein Name ist Gordoner. Ich vertrete unsere Geschäftsführerin.« Seine Stimme hatte jede Affektiertheit verloren. »Bitte gedulden Sie sich ein wenig, ich werde Ihnen das Gespräch vermitteln.«

Cord zog sich wieder an das Büfett zurück, behielt den Mann aber im Auge. Er beobachtete, wie er dieser Stiftungsgründerin, der Frau im Seidenkostüm, etwas ins Ohr flüsterte. Kurz darauf, die Band verneigte sich gerade vor dem applaudierenden Publikum, kam er auf Cord zu.

»Bitte folgen Sie mir, Mister...?«

»Silvester Cord.«

»Hier entlang, Mr. Cord.« Der Kerl im blauen Anzug lotste ihn zum Treppenaufgang, und sie stiegen die Stufen hoch.

Cord überlegte, ob er sich nicht auch ein Paar Turnschuhe für seine Abendgarderobe zulegen sollte.

In der ersten Etage nahmen sie den Aufzug. »Ich wollte unten nicht vor aller Augen mit Ihnen in den Aufzug steigen«, erklärte der Turnschuh Mann dem verwunderten Cord. »Diskretion wird bei uns groß geschrieben.«

Sie fuhren in den sechsten Stock. Cord folgte dem Mann in eine Hotelsuite. Die Räume lösten bei Cord beklemmende Erinnerungen an seinen Bankrott aus - Möbel, Wandschmuck, das ganze Inventar war mehr als nur japanisch angehaucht. An den Wänden Tuschemalereien mit Landschaftsmotiven und Porträts schlitzäugiger Menschen, Porzellanfiguren in Regalen und Vitrinen, Brokatstickereien mit Kirschblütenmotiven auf dem Tisch und über dem Bett, Samuraischwerter an der Wand hinter der zerbrechlich wirkenden Sitzgruppe und Zwergbäume an jeder nur erdenklichen Stelle. Irgendwo plätscherte ein Springbrunnen.

Gordoner musste seine Verblüffung bemerkt haben. »Unsere Chefin hat ein Faible für Japan«, erklärte er.

Das hatte ich auch mal, lag Cord auf der Zunge, er sprach es aber nicht aus.

»Wir müssen uns einen Augenblick gedulden«, sagte Gordoner und bot Cord Platz an, dann einen Whisky und begann einen Small Talk.

Cord fühlte sich ausgehorcht. Aber so was ließ sich wohl in seiner Lage nicht vermeiden.

Sie warteten länger als eine halbe Stunde. Endlich ging die Tür auf, und die Frau im Seidenkostüm kam herein.

Sie reichte Cord, der aufgestanden war, die Hand. »Modeste Goldberg. Mrs. Erikson hat mich auf Ihren Besuch vorbereitet, Mr. Cord.«

Cord war verwirrt. Hatte er nicht eben etwas von Stiftung und Künstlern gegen den Krebs gehört?

Die Frau musterte ihn aus grünen, hellwachen Augen. »Stimmt etwas nicht, Mr. Cord?« Offenbar konnte sie Gedanken lesen.

»Doch, doch«, beeilte sich Cord zu sagen. »Es ist nur... wie soll ich sagen... ein wenig ungewöhnlich - ich habe eben die Rede gehört, und...«

»Meine Interessen sind weit gefächert«, sagte sie, »und meine Geschäfte auch.« Sie lächelte unablässig. »Aber kommen wir zur Sache. Womit kann ich Ihnen dienen?«

Cord druckste ein wenig herum. Sie half ihm auf die Sprünge. »Mrs. Erikson hat angedeutet, dass Sie in finanziellen Schwierigkeiten stecken und daran denken, entsprechende Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen.«

»Ja, so ist es.« Er räusperte sich und erzählte von seinem Bankrott. Und von seinem Vater. »Sein Geld ist meine einzige Rettung. Vielleicht hat er es längst an seine Freundin vermacht. Vermutlich werde ich das die nächsten 20 Jahre nicht erfahren, denn mein Vater erfreut sich bester Gesundheit.«

»Und das würden Sie gerne ändern.«

Er wich ihrem bohrenden Blick aus und nickte stumm.

»Sprechen Sie es offen aus, Mr. Cord. Aus diesen Räumen hat noch nie ein Wort den Weg nach draußen gefunden.« Herausfordernd fixierte sie ihn. »Sagen Sie mir klipp und klar, was wir für Sie tun sollen.«

Unruhig rutschte er auf seinem Sessel hin und her. »Ich... also... ich will, dass Sie meinen Vater... dass Sie ihn aus dem Weg räumen. Samt seiner Freundin. Und es muss wie ein Unfall aussehen. So wie bei Bob Erikson.«

Sie schwieg einige Augenblicke, nickte dann langsam und sagte: »Gut. Das war ein klarer Auftrag. Wir nehmen zehn Prozent des Auftragswerts, also des hinterlassenen Vermögens Ihres Vaters, einschließlich Versicherungssummen und so weiter. Zuzüglich unserer Auslagen.«

Cord überschlug die Summe im Kopf. Das Honorar für diesen Mord würde gut und gern zwei Millionen betragen.

»Sie brauchen sich im Übrigen keine Sorgen zu machen, wir haben Mittel und Wege, uns selbst über die Summe zu informieren, um die es geht.« Sie stand auf und strich ihren Rock glatt. »Sie werden jetzt Mr. Gordoner alles über ihren Vater und seine Lebensgefährtin erzählen. Alles, was Sie wissen. Er wird ihr Kontaktmann sein.«

Sie reichte ihm die Hand. »Auf Wiedersehen, Mr. Cord, hat mich sehr gefreut.«

Cord fehlten die Worte. Er fühlte sich vollkommen überrumpelt.

»Ach ja, Mr. Cord, nicht dass Sie sich über meine offene Art wundern. Ich habe natürlich Erkundigungen über Sie eingezogen. Und...«, sie ging zu einem Wandschrank und öffnete eine Tür. Eine Videokamera kam zum Vorschein, »ich habe selbstverständlich unser Gespräch dokumentiert. Unser Vertrag gewissermaßen. Wir sind jetzt Geschäftspartner und sitzen in einem Boot, wenn Sie verstehen, was ich meine?«

Cord verstand sogar sehr gut...

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