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Lydia Fersten hatte lange wach in ihrem Bett gelegen. Eine Vielzahl von Gedanken war ihr durch den Kopf gegangen. Harun Achbar hatte sie völlig verwirrt, deshalb konnte sie keinen Schlaf finden. Lange nach Mitternacht schlief sie erst ein, und sie wünschte sich, von ihm zu träumen.

Und ihr Wunsch ging in Erfüllung.

Zuerst träumte sie von einem fernen Land, von einer heißen, feindseligen Wüste, aber allmählich ging das Land in ein paradiesisches Grün über, und in einem prunkvollen Palast sah sie dann Harun Achbar wieder. Er saß auf einem goldenen Thron und trug einen weißen, schillernden Seidenanzug. Ein zweiter goldener Thron stand daneben, er wies darauf und bat sie, an seiner Seite Platz zu nehmen, und dann ließ er seinem Volk verkünden, dass sie, Lydia Fersten, seine Gemahlin, mit ihm über Yanba regieren würde. Sie war schrecklich enttäuscht gewesen, als sie aus diesem wunderbaren Traum, in dem sie unbeschreiblich glücklich gewesen war, erwachte.

Als sie ihren Dienst antrat, war Harun Achbar noch nicht da, aber eine Stunde später kam er in die Klinik und erfuhr von seinem Vater die erfreulich beruhigenden Ergebnisse der ersten medizinischen Tests.

„Ich möchte in deinem Alter so gesund sein wie du“, sagte der Sohn des Scheichs lächelnd, und wenig später richtete er es so ein, dass er für ein paar Minuten mit Schwester Lydia allein war.

„Ich möchte mich bedanken“, sagte er.

„Bedanken? Wofür?“

„Dafür, dass Sie gestern mit mir ausgegangen sind.“

Oh, es war mir ein Vergnügen, dachte Lydia und lächelte freundlich.

„Ein neuer Tag“, sagte der Sohn des Scheichs vorsichtig. „Ein neues Rendezvous?“

„Ich bin hier, um zu arbeiten.“

„Das weiß ich, und ich habe auch nicht die Absicht, Sie davon abzuhalten. Ich gebe mich mit ein paar Stunden von Ihrer kostbaren Freizeit zufrieden. Wie würde Ihnen eine kleine Bootsfahrt auf dem Mondsee gefallen? Ich bin ein großartiger Ruderer.“

Sie lachte. „Sie kommen aus einem Land, das zu neunzig Prozent aus Wüste besteht.“

„Aber ich lebe am Persischen Golf. Und in einem meiner früheren Leben war ich mal Galeerensklave.“

„So?“, fragte sie amüsiert. „Was hatten Sie denn angestellt?“

„Ich glaube, ich verliebte mich damals unsterblich in eine Krankenschwester. Wie sich im Laufe der Zeit doch alles wiederholt.“

Was er sagte, ließ sie erröten, und sie trachtete, schnell von ihm fortzukommen.

Zu Mittag tauchte er plötzlich mit einem Tablett in der Kantine auf und fragte, ob er sich zu ihr setzen dürfe. Sie gestattete es ihm.

„Sie schulden mir noch etwas“, sagte er mit einem leisen Vorwurf in der Stimme.

„Ich? Was denn?“

„Eine Antwort. Bootsfahrt. Mondsee. Sie erinnern sich? Sie haben doch keine Angst, mit mir allein auf einem Boot zu sein. Ich verspreche Ihnen, mich wie ein Gentleman zu benehmen. Mein Vater ließ mir die allerbeste Erziehung angedeihen. Ich will nicht angeben, aber ich kann meine Kinderstube als vorbildlich bezeichnen.“

Sie musste so herzlich lachen, dass man es an den Nebentischen hörte und auf sie aufmerksam wurde. Rasch verstummte sie und aß ein paar Bissen.

„Nun? Wie lautet Ihre Entscheidung?“, wollte der Araber wissen.

„Sie können sehr hartnäckig sein.“

„Nur, wenn es sich lohnt. Beharrlichkeit führt bekanntlich zum Ziel.“

„Zu welchem Ziel?“

„Vielleicht ist es Ihr Herz.“

„Besser, wir lassen die Bootsfahrt ins Wasser fallen. Sie ist mir zu riskant“, sagte Lydia.

„Oh, aber das können Sie mir doch nicht antun“, sagte Harun Achbar enttäuscht. „Ich habe mich schon so sehr darauf gefreut. Und ich habe Ihnen versprochen, mich anständig zu betragen. Glauben Sie mir nicht?“

Doch, ich glaube und vertraue dir, dachte Lydia. Aber ich weiß nicht so recht, ob ich mir noch trauen kann. Du bist so schrecklich nett und sympathisch. Ich könnte mich glatt in dich verlieben. Vielleicht ist es sogar schon passiert. Was werde ich tun, wenn du mit deinem Vater nach Yanba zurückkehrst? Weinen ...

Sie ließ sich nicht zu der Bootsfahrt überreden.

Am Nachmittag aber, als sie nach Dienstschluss die Wiesen-Klinik verließ, lehnte er wieder an seinem schicken weißen Wagen und wartete auf sie. Dieser Märchenprinz aus Tausendundeiner Nacht. Er lächelte und meinte: „Sie sagen mir, wohin ich Sie fahren darf.“

Und sie erwiderte: „Zum Mondsee. Wohin sonst?“

Er machte beinahe einen Luftsprung, so groß war seine Freude über diese Antwort.

Wenig später saßen sie in einem kleinen, schaukelnden Ruderboot. Eine kleine Wasserpfütze befand sich darin, und unter der Bank, auf der Harun Achbar saß, zitterte ein dünnes Spinnennetz. Der junge, starke Sohn des Scheichs legte sich kräftig ins Zeug. Er verstand tatsächlich viel vom Rudern. Wenn er Lydia an die Ruder gelassen hätte, wären sie entweder nicht vom Fleck gekommen oder immerzu im Kreis gefahren.

Unermüdlich zog der sympathische Araber die Ruderblätter durch das dunkelgrüne Wasser des Sees. Er hatte sein Jackett ausgezogen, die Krawatte abgenommen und die Ärmel hochgekrempelt.

„Es tut gut, sich mal so richtig auszuarbeiten“, sagte er, und sein Bizeps spannte sich unter dem weißen Stoff des Hemds wieder.

„Sie werden Blasen an den Händen kriegen“, sagte Lydia.

„Das macht nichts. Ich habe ja eine Krankenschwester bei mir. Mir kann nichts passieren. Ich hoffe, Sie können schwimmen.“

„Haben Sie etwa vor, das Boot in der Mitte des Sees zum Kentern zu bringen?“

„Um Sie hinterher retten zu können. Keine schlechte Idee“, sagte er schmunzelnd.

„Ich kann schwimmen. Wenn es sein muss, schneller als Sie.“

„Ich liebe sportliche Frauen“, erklärte der Mann.

„Es gibt wohl nur sehr wenig, wofür Sie sich nicht begeistern können.“

„Da haben Sie recht.“ Er wurde ernst. „Krieg ist zum Beispiel etwas, das ich aus tiefstem Herzen verabscheue.“

„Es gibt sehr viele, die so denken.“

„Und trotzdem bringen die Menschen einander Tag für Tag um. Mal in Afrika. Mal in Südamerika. Mal in Vietnam.“

Er ruderte eine Weile schweigend weiter, lächelte dann und meinte, es wäre nicht der richtige Moment für so ernste Gedanken.

Ab und zu versteckte sich die Sonne hinter Wolken, aber Lydia glaubte nicht, dass es Regen geben würde. Weit draußen, dort, wo sie ganz allein waren, ließ der junge Araber die Ruder los. „Ich denke, das reicht“, sagte er.

„Reicht wofür?“, fragte Lydia.

„Ich wollte mit Ihnen ganz allein und ungestört sein. Hier draußen sind wir es. Es gibt nur uns beide, Sie und mich. Ich finde das sehr schön. Über uns der Himmel, die Sonne. Um uns herum das stille, tiefe Wasser. Keine Probleme. Keine störenden Einflüsse. Wir können uns völlig aufeinander konzentrieren.“

„Wozu?“

Er hob die Schultern. „Sie müssen nicht, wenn Sie nicht wollen ... Darf ich mich neben Sie setzen?“

„Wozu?“, fragte Lydia wieder.

„Ich wäre Ihnen gern nahe.“ Er hob die Hände. „In allen Ehren - versteht sich.“

Sie nickte, und als er aufstand, wackelte das Boot so stark, dass Lydia aufquietschte.

„Seien Sie vorsichtig! Wollen Sie, dass wir kentern?“

Er lachte. „Ich dachte, Sie würden besser schwimmen als ich.“

„Aber nicht mit dem Kleid.“

Er setzte sich neben sie, und es hätte ihr nichts ausgemacht, wenn er den Arm um sie gelegt hätte, aber das tat er nicht. Tief zog er die Luft ein, bevor er sagte: „Herrlich ist es hier draußen. Am liebsten würde ich nie mehr zurückrudern.“

Lydia schmunzelte. „Und wovon würden Sie leben?“

„Ich weiß es nicht. Über so banale Dinge zerbreche ich mir nicht den Kopf.“

„Sie sind ein Träumer.“

„Manchmal. Wenn ich in der richtigen Stimmung bin. Sie regen mich zum Träumen an, Lydia. Ich darf Sie doch Lydia nennen.“

Sie hatte nichts dagegen. Aber sie hatte Angst vor der Zukunft, die ihr nichts Erfreuliches bringen konnte. Da war eine junge, aufkeimende Freundschaft, ein gewisses Verlangen, die Sehnsucht nach Liebe und Zärtlichkeit. Aber die Zeit dafür war befristet - mit nur zwei Wochen.

Und, dann ...

Trennung, Schmerz, Tränen.

Warum musste sie ausgerechnet diesem Mann begegnen? Warum musste es ausgerechnet der Sohn eines Scheichs sein? Wieso konnte es nicht ein Mann sein, der länger als zwei Wochen bei ihr blieb? Ein Mann, der ihr eine Freundschaft mit Zukunft bieten konnte.

Diese Freundschaft hatte keine Zukunft. Man kann keine Freundschaft über mehrere tausend Kilometer aufrechthalten. Täglich ein Brief, vielleicht auch ein Anruf - im ersten Monat. Vielleicht auch noch im zweiten. Dann weniger Briefe, weniger Telefonate. Und nach einem halben Jahr? Das Ende ...

Nein, so stellte sich Lydia die Beziehung zu einem Mann nicht vor.

Er sprach wieder über seine Heimat. Sie hörte seine Worte kaum, war zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, lauschte nur dem angenehmen Klang seiner Stimme, der sie einhüllte und umschmeichelte.

Ihnen fiel nicht auf, dass mehr und mehr Wolken aufzogen. Sie vermissten die Wärme der Sonne nicht, denn eine andere Sonne strahlte in ihnen und wärmte sie auf eine wunderbare Weise. Erst als ein kühler Wind aufkam, blickte der junge Araber hoch, und da grollte auch schon der erste Donner.

Lydia zuckte heftig zusammen. Sie mochte keine Gewitter, hatte Angst vor Blitzen. Erst neulich hatte ein einziger Blitz fünf Menschen erschlagen. Das Unglück ereignete sich nicht einmal zwanzig Kilometer vom Mondsee entfernt. Eine kleine Marktgemeinde hatte einen Wandertag veranstaltet, und die Teilnehmer waren von einem rasch aufziehenden Gewitter überrascht worden. Es hatte in einer alten Zeitung gestanden, die Lydia im Wohnheim gefunden hatte. Acht Personen hatten unter einer mächtigen Eiche Zuflucht gesucht, und genau dort hatte der „Mörderblitz“, wie der Berichterstatter ihn genannt hatte, eingeschlagen. Fünf Menschen waren auf der Stelle tot gewesen.

Man stellt sich bei Gewitter nicht unter einen Baum, heißt es. Man hält sich bei Gewitter aber auch nicht in der Mitte eines Sees auf, dachte Lydia aufgeregt. Wir sind für den Blitz eine lebende Zielscheibe. Großer Gott, wie konnten wir nur das Herannahen des Gewitters übersehen?

Harun Achbar stand auf. Das Boot schwankte wieder heftig. Lydia Fersten hielt den Atem an und biss sich auf die Lippe. Ziemlich blass war sie jetzt.

„Machen Sie sich keine Sorgen“, keuchte der junge Araber. „Ich bringe Sie sicher zurück.“

Wie konnte er ihr so etwas versprechen? Hatte er ein Sonderabkommen mit Allah?

Er griff nach den Rudern und beugte sich weit vor. Rasch setzte er die flachen Ruderblätter ins Wasser und zog sie kräftig durch. Ernst und verbissen ruderte er, während sich der Himmel mehr und mehr verdunkelte und der Sturm, der die Seeoberfläche kräuselte, immer stärker wurde.'

Ein Blitz flammte auf, und Lydias Herz übersprang einen Schlag. Sie sehnte sich nach Bergesfelden zurück.

„Ist Ihnen kalt?“, fragte der junge Araber.

„Nein.“

„Hängen Sie sich trotzdem mein Jackett um“, verlangte er, und die Krankenschwester gehorchte.

Der freundliche, idyllische Mondsee verwandelte sich in ein böses Ungeheuer. Wellen schlugen wild gegen das kleine Boot und Spritzwasser klatschte herein.

Lydia klammerte sich an den Bootsrand und blickte immer wieder ängstlich zum Himmel hoch. Der Wind wurde zum Sturm, fast schon zum Orkan, und er kam von Bergesfelden her. Unermüdlich kämpfte Harun Achbar dagegen an, aber Lydia hatte den Eindruck, dass sie kaum vom Fleck kamen. Die ersten Regentropfen fielen. Schwer, groß, kalt. Jeder Tropfen, der Lydia traf, war wie ein Schlag.

„Es hat keinen Zweck!“, schrie die blonde Krankenschwester. „Sie vergeuden sinnlos Ihre Kraft, Harun! Rudern Sie mit dem Wind!“

„Dann entfernen wir uns noch mehr von unserem Ausgangspunkt.“

„Das macht nichts. Wichtig ist nur, dass wir so bald wie möglich an Land kommen.“ Sie musste schreien, damit Harun Achbar sie verstand. Das Unwetter nahm beängstigende Ausmaße an.

Der Araber setzte die Ruder ein. Eines drückte er nach vorn, während er das andere zurückzog. Auf diese Weise drehte er das Boot, und wenig später ruderte er wie wild mit dem Wind. Nun kamen sie sehr schnell vorwärts.

Der Regen wurde dichter. Sturmböen schüttelten das kleine Boot und trieben es auf einen schmalen Schilfgürtel zu. Harun Achbar versuchte nicht, es zu verhindern, sondern nutzte die Kraft des Sturms, um schneller an Land zu kommen. Eine Welle hob das Boot weit zwischen die geduckten Halme hinein. Harun Achbar ruderte jetzt noch schneller, und wenig später lief das Boot auf Grund auf.

In einer Entfernung von hundertfünfzig Metern stand eine schäbige Holzhütte, deren offene Tür wild hin und her pendelte.

„Dort finden wir Schutz!“, rief der junge Araber. „Kommen Sie, Lydia!“ Er war aus dem Boot gesprungen, griff nun mit beiden Händen nach ihrer schmalen Taille und hob sie heraus. Dann packte er ihre Hand und zog sie mit sich.

Der Regen peitschte gegen ihren Rücken, und das Haar hing ihnen in nassen Strähnen herab.

Lydia wusste jetzt schon, dass sie dieses Erlebnis nie vergessen würde.

Sie stolperte, und wenn der junge Mann ihre Hand nicht gehalten hätte, wäre sie gestürzt.

Es blitzte, donnerte. Der Regen platschte auf den Boden und machte ihn weich und glitschig. Und dann ... Kein Regen mehr. Ein Knall. Harun Achbar hatte die Tür zugeworfen. Es gab keinen Riegel und kein Schloss. Nur ein Stück Draht. Damit befestigte der junge Araber die Tür. Rüttelnd und klappernd machte sich der Sturm daran zu schaffen, aber er bekam die Tür nicht mehr auf.

Lydia sank atemlos gegen die Wand. Ihr Busen hob und senkte sich sehr rasch. Zum offenen Fenster fauchte der Wind herein und brachte den Regen mit. Das Wasser rann auch durch das Dach, das an vielen Stellen undicht war. Aber dort, wo Lydia stand, war sie geschützt.

Keuchend trat Harun Achbar zu ihr. Es war düster in der Hütte, und seine dunklen Augen hatten einen eigentümlichen Glanz.

„Tut mir leid, Lydia“, sagte er. „Ich hätte die Bootsfahrt nicht vorschlagen sollen.“

„Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Harun. Ich hätte bei meinem Nein bleiben können. In dieser Hütte habe ich keine Angst mehr. Draußen auf dem See wäre ich vor Angst beinahe umgekommen.“

„Nun haben Sie es bereits zum zweiten Mal getan.“

„Was getan?“, fragte sie.

„Mich bei meinem Vornamen genannt.“

„Ja. Vielleicht sollte ich das nicht tun ...“

„O doch. Bitte, Sie müssen.“

„Sie sind ...“

„Ich bin gar nichts, Lydia. Nur ein junger Mann, der sich in dem Moment unsterblich in Sie verliebte, als er Sie zum ersten Mal sah.“

„Aber ...“

„Pst“, sagte er leise und legte ihr den Finger auf die Lippen. „Sei still! Sag jetzt nichts! Ich will keinen Einwand hören. Ich fühle, dass ich dir nicht gleichgültig bin. Lydia, mir ist noch nie eine Frau wie du begegnet. Du bist so schön, so rein, so edel. Ich ... ich habe dir versprochen, mich wie ein Gentleman zu benehmen. Aber nun möchte ich dich küssen. Bitte. Weise mich nicht ab!“

Das will ich ja gar nicht, dachte Lydia aufgewühlt. Zum Teufel mit allen Schranken und Barrieren. Ich bin zu schwach, um mich gegen die Liebe wehren zu können. Mir bleibt nichts anderes als bedingungslose Kapitulation übrig.

Sein Gesicht kam näher, und sie schlang ihre nassen Arme um seinen nassen Hals und presste ihre Lippen auf seinen Mund, denn auch sie wollte diesen ersten, langen, himmlischen Kuss.

„O Lydia“, flüsterte er in ihr Ohr. „Lydia ... Mein Engel. Mein alles. Ich kann dir nicht sagen, wie glücklich ich bin.“

„Wir sind verrückt, Harun.“

„Nein, das sind wir nicht. Wir nehmen nur unser Recht auf Liebe in Anspruch. Jeder Mensch hat dieses Recht. Auch wir beide.“

„Ja. Ja, aber ...“

„Es gibt kein Aber, Lydia.“

„Du bist der Sohn eines Scheichs.“

„Was stört dich daran?“

„Nichts. Nur ... Du wirst eines Tages Yanba regieren.“

„Denkst du, das hindert mich, dich weiter zu lieben? Was hat das eine mit dem anderen zu tun?“

„Wir sollten uns mit dem Augenblick begnügen, nicht an morgen denken und uns nichts von der Zukunft wünschen, Harun. Seien wir bescheiden! Nehmen wir dankbar, was wir bekommen, und wenn es zu Ende ist, dürfen wir nicht traurig sein.“

„Zu Ende? Was redest du denn? Diese Liebe darf nicht enden. Niemals. Das lasse ich nicht zu.“

„Uns bleiben fast zwei Wochen. Wir werden jede Minute dieser himmlischen Zeit nutzen.“

„Zwei Wochen. Zwei Monate. Zwei Jahre. Zwei Leben lang werden wir uns lieben“, sagte der junge Araber leidenschaftlich, und er drückte sie so fest an sich, dass ihr die Luft wegblieb, aber sie genoss es.

Sie lernte den Himmel auf Erden kennen. Das war mehr, als andere Frauen je erfuhren.

Hatte sie einen Grund, mit dem Schicksal zu hadern? Zwei Wochen ein Leben im Himmel ... Wog das nicht alles auf?

Sammelband 4 Krimis: Mordgeflüster in Venedig und drei andere Krimis

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