Читать книгу Mit Killern muss man teilen: Thriller Sammelband 11 Krimis - A. F. Morland - Страница 31
21
ОглавлениеIch fuhr nicht nach Hause, sondern in den südlichen Teil Manhattans. Es war bereits kurz vor zehn Uhr abends, als ich das Haus betrat, in dem Miss Ronda wohnte. Ich fuhr mit dem Lift nach oben. Gerade als ich klingeln wollte, öffnete sich die Tür. Miss Ronda schrak zusammen, als sie mich sah. „Lieber Himmel!“, sagte sie leichenblass und presste die Hand auf die Brust. „Haben Sie mich erschreckt! Seit der Geschichte von heute Nachmittag bin ich mit den Nerven völlig am Ende!“
Sie trug ein samtenes Kleid, dessen Ärmel in hauchdünner Seide abgesetzt waren. Sie sah sehr adrett aus. Das Make-up war sorgfältig und geschickt aufgelegt, aber es war nicht in der Lage, die fahle Blässe zu vertuschen.
„Tut mir leid, dass mein Anblick Sie so schockiert, aber...“
Sie unterbrach mich. „Es ist nicht Ihr Anblick“, sagte sie. „Sie standen so plötzlich vor mir! Ehe ich Sie erkannte, war der Schock schon komplett.“
„Nehmen Sie einen Kognak“, riet ich ihr.
Sie lächelte unsicher. „Davon habe ich mir schon ein halbes Dutzend genehmigt. Es ist besser, ich mache damit allmählich Schluss.“
„Sie sind doch noch stocknüchtern, oder?“
„Ich kenne mich. Bis zu einem bestimmten Glas geht alles gut, dann reißt es mir plötzlich den Boden unter den Füßen weg. Darf ich fragen, weshalb Sie wiedergekommen sind? Haben Sie etwas vergessen?“
„Ja, einige Fragen.“
„Betreffen sie Tom? Sie wissen doch, dass ich ihn kaum kannte. Ich bin zwar zweimal wöchentlich mit ihm weg gewesen, aber ich hätte schwören mögen, dass er im Grunde nicht mehr ist als ein cleverer Geschäftsmann und ein temperamentvoller Liebhaber.“
„Wollten Sie noch ausgehen?“, fragte ich und deutete auf ihre Handtasche, die auf dem Tisch lag.
„Ja, in der Wohnung werde ich verrückt. Die Geschehnisse haben mich stärker mitgenommen, als ich zugeben möchte. Ich werde irgendwo einen Happen zu mir nehmen.“
„Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich Sie begleite?“
„Bitte, ich bin froh, wenn mir jemand Gesellschaft leistet“, meinte sie, aber ich hatte das Gefühl, als waren diese Worte nicht ganz ernst zu nehmen.
Wir fuhren mit dem Lift nach unten. „Mein Wagen steht in der Kellergarage“, meinte sie.
Es war ein Chevrolet Spark, Baujahr 2015. Wir setzten uns hinein und fuhren los.
„Ich kenne ein gutes Lokal in der 23. Straße“, meinte sie. „Es wird von einem Italiener geleitet. Die Küche ist wirklich ausgezeichnet. Ist Ihnen die Wahl des Lokals recht?“
„Passt mir“, sagte ich. Eine Viertelstunde später saßen wir in dem mäßig besuchten Speiserestaurant an einem Tisch. Miss Ronda stellte sich ein kleines Abendmenü zusammen, dazu ein Glas Wein, ich begnügte mich damit, eine Pizza und ein Wasser zu bestellen. Wir saßen einander gegenüber. Während wir auf das Essen warteten, meinte das Mädchen: „Vielleicht halten Sie mich für einen Angsthasen. Sie sind FBI-Agentin. Ich wette, für Sie gehören Vorfälle des Kalibers, wie ich heute einen miterlebte, zum täglichen Programm. Ich würde bei einem solchen Leben schon nach einer Woche zusammenklappen. Ich bin schreckhaft. Ich kann Aufregungen nicht vertragen.“
„Das sind die meisten Frauen“, sagte ich lächelnd und klopfte meine Hose ab.
„Typisch!“, sagte ich.
„Was ist typisch?“
„Immer, wenn ich im Wagen sitze, rutscht mir mein Handy aus der hinteren Hosentasche. Ich wette, es liegt auf dem Beifahrersitz.“ Ich erhob mich. „Der Wagen ist sicher abgeschlossen?“
„Nein, er steht doch auf dem bewachten Parkplatz des Restaurants.“
Drei Minuten später saß ich dem Mädchen in der kleinen Nische wieder gegenüber.
„Nicht zu finden“, sagte ich. „Wahrscheinlich habe ich es im Office liegengelassen.“
„Wollen Sie telefonieren? Ich habe mein Handy dabei.“
Als sie die Handtasche öffnete, drehte sie sie so, dass ich nicht hineinblicken konnte. Sie holte ein rosafarbenes Handy heraus.
„Bitte“, sagte sie. „Bedienen Sie sich.“
„Vielen Dank.“ Ich wählte eine fiktive Nummer und tat so als wartete ich darauf, dass der Teilnehmer am anderen Ende ran ging.
„Hm, keiner da“, sagte ich und reichte ihr das Handy zurück. Ich sah, dass ihre Hand leicht zitterte als sie ihr Telefon wieder in die Handtasche legte.
Wir nippten schweigend an unserem Getränk, jeder mit seinen Gedanken beschäftigt.
Dann sagte sie plötzlich: „Ich habe ganz vergessen, mich zu erkundigen, was aus den Verhafteten geworden ist. Haben sie gestanden?“
„Teils, teils“, sagte ich. „Aber ganz einfach ist es nicht.“
„Was war mit dem Paket?“
„Was ich dachte“, erwiderte ich. „Geld. Zweihunderttausend Dollar.“
„Fantastisch! Wie ist Tom nur an das Geld gekommen?“
„Es stammt aus dem Bankraub.“
„Tom war also ein Bankräuber – oder ein Mörder?“
„Beides“, nickte ich.
„Ich gewöhne mich allmählich an den Gedanken. Seltsamerweise tut es nicht einmal weh. Es ist nur merkwürdig. Und deprimierend. Deprimierend, weil man plötzlich erkennt, wie wenig man von seinen Mitmenschen weiß.“
Der Wirt trat an den Tisch und steckte die Kerze an, die in einer Chianti Flasche steckte. Er murmelte ein paar nette Worte und verschwand wieder. Kerzenlicht macht die Gesichter weich, doch bei Miss Ronda traf das nicht zu. Ihre Züge wirkten auf einmal härter und eckiger; die Augen waren groß und kühl. Ich entdeckte in ihnen nichts von der Furcht, die sie angeblich gefangen hielt. Miss Ronda trank ihren Wein und ließ mich keine Sekunde aus den Augen.
„Ich überlege gerade, wie Sie in Zuchthauskleidung aussehen werden.“
Miss Ronda verkrampfte die freie Hand in das weiche Leder der großen auf dem Tisch liegenden Handtasche. Ihre Augen verengten sich etwas. „Was sagen Sie da?“
„Es ist hier so ruhig, so intim, so nett“, sagte ich. „Viel hübscher als in der nüchternen Atmosphäre eines Büros. Warum legen Sie kein Geständnis ab?“
„Was soll ich denn gestehen?“
„Den Mord natürlich.“
Miss Ronda schluckte. Sie nahm das Weinglas hoch, ohne dass ihre Blicke von meinem Gesicht wichen. Ich sah in ihren Zügen kein Erschrecken, nicht einmal Anzeichen von Alarm oder Terror, nur eine tiefe Konzentriertheit, die Ausstrahlung einer fast eisigen Ruhe, die sie in diesem Moment erfüllte.
„Einen Mord?“, echote sie gelassen.
„Sie haben Tom Greenland getötet“, erklärte ich und schob die Chianti Flasche ein wenig zur Seite. Sie war über und über mit Wachs bedeckt.
„Weshalb hätte ich Tom umbringen sollen?“, fragte sie. „Weshalb, um Himmels willen?“
„Wegen des Geldes natürlich. Ihm war das Geld anvertraut, Sie brachten den größten Teil davon an sich.“
„Das Geld aus dem Bankraub, davon sprechen Sie doch, nicht wahr?“
„Davon spreche ich.“
„Es gab nur dieses eine Paket in meiner Wohnung, das gleiche, das man heute zu stehlen versuchte!“
„Ich will Ihnen sagen, wie es war“, sagte ich gelassen. „Gestern, als Tom zu Ihnen kam, hatten Sie Ihren Entschluss längst gefasst. Sie wollten mit dem Geld verschwinden. Tom erzählte Ihnen, dass er Dozer getötet hatte. Das war günstig für Sie, denn nun hatten Sie von dieser Seite keine Nachstellungen zu erwarten. Sie brauchten nur noch eine Hürde zu nehmen: Tom. Sie verloren keine Zeit, diese Aufgabe zu lösen.“
Sie starrte mich an. „Das alles meinen Sie im Ernst?“
„Vielleicht hätte ich mit der Anklage bis nach dem Essen warten sollen“, sagte ich. „Jetzt wird Ihnen das Menü sicherlich nicht mehr schmecken. Es ist Ihre Henkersmahlzeit, denn Sie werden mich anschließend begleiten“
„Sie haben kein Recht, mich zu verhaften!“, stieß sie hervor. „Ich bin mir meiner Rechte als amerikanische Bürgerin sehr wohl bewusst!“ In ihren Augen entzündete sich etwas. Es war ein kaltes, gefährliches Feuer.
„Stimmt. Ich habe keinen Haftbefehl“, sagte ich, „aber mir steht das Recht zu, Sie zur Vernehmung vorzuführen. Ich bin überzeugt davon, dass die Vernehmung die Grundlage für die Erwirkung des Haftbefehls erbringen wird.“
„Was macht Sie so sicher, dass ich in Ihrem Sinne aussagen werde?“
„Nichts. Von Ihrer Geständnisfreudigkeit verspreche ich mir herzlich wenig. Sie gehören zu den Menschen, die bis zuletzt alles abstreiten. Wahrscheinlich werden Sie sogar noch beim Anblick des Gefängnisses behaupten, völlig unschuldig zu sein. Dummerweise gibt es Indizien, sehr schwerwiegende Indizien, die gegen Sie sprechen.“
„Indizien, welche Indizien?“
„Ihr Wagen“, sagte ich mit sanfter Stimme, „ist mit Goodyear Reifen einer bestimmten Profilsorte ausgerüstet. Wir fanden Abdrücke dieser Reifenprofile vor dem Eingang der verlassenen Fabrik, wo der Tote lag.“
„Das beweist nichts!“, meinte sie. Ihr Atem ging jetzt etwas rascher. „Von diesem Profil gibt es sicherlich mehr als eine Million Reifen.“
„Nicht in allen Rillen wird sich der gleiche Schmutz festgesetzt haben, der Schmutz, der auf dem Vorplatz der verlassenen Fabrikhalle lag.“
„Das ist doch Unsinn!“
„Es ist nur ein Punkt“, gab ich zu. „Sie werden sich denken können, dass ich vorhin nur einen Vorwand suchte, um nach draußen zu gehen. Mein Handy befindet sich in Wahrheit in meiner Jackentasche. Ich wollte mir den Wagen ansehen. Nicht nur die Reifenprofile. Bei dem Versuch, einen Blick in den Kofferraum zu werfen, musste ich feststellen, dass er abgeschlossen ist.“
„Na und? Das ist doch ganz natürlich! Glauben Sie, ich hätte Lust, mir das Reserverad stehlen zu lassen? Das ist mir schon einmal passiert.“
Ich lächelte. „Der Wagen war unverschlossen. Es ist ein bisschen unlogisch, die Wagentüren offenzulassen und gleichzeitig die Kofferraumklappe unter Verschluss zu halten, stimmt’s?“
Sie zuckte ärgerlich die Schultern. „Vielleicht ist’s tatsächlich unlogisch“, gab sie zu. „Ich bin eine Frau. Wollen Sie mir vorwerfen, dass ich mich wie eine Frau benehme?“
„O nein. Ich möchte nur annehmen, dass Sie Gründe haben, den Kofferraum gegen fremde Blicke abzusichern. Ich wette, Sie haben das Geld und das Gepäck darin. Als ich Sie beim Weggehen überraschte, war es keineswegs nur Ihre Absicht, zum Abendessen zu fahren. Sie wollten flüchten.“
„Das ist doch absurd!“
„Der Vorwurf lässt sich leicht entkräften“, sagte ich. „Kommen Sie mit nach draußen und lassen Sie mich einen Blick in den Kofferraum werfen.“
„Ich frage mich noch immer, inwieweit ich diesen Nonsens ernst nehmen soll!“
Der Ober stellte mir ein Wasser auf den Tisch. Für Miss Ronda brachte er noch ein Glas Wein.
„Das Essen kommt in fünf Minuten“, informierte er uns.
„Mir ist der Appetit vergangen!“, sagte das Mädchen. Zwischen ihren Augen stellte sich eine tiefe Falte. „Bringen Sie mir die Rechnung, bitte.“
Der Ober sah konsterniert aus. „Aber...“
„Selbstverständlich bezahle ich das Essen!“, sagte sie ungeduldig.
„Und Sie?“, fragte mich der Kellner.
„Ich zahle auch.“ Er eilte davon. Ich nahm einen Schluck aus dem Glas.
„Ich bin keine Mörderin!“
„Sondern?“
„Das unschuldige Opfer absurder Vorwürfe und Anklagen! Sie werden sich bei mir entschuldigen müssen, Miss Hill, aber ich bin noch sehr im Zweifel, ob ich diese Entschuldigung annehmen werde. Sie haben mich zu tief verletzt!“
Der Ober kam zurück. Er legte die Rechnungen vor uns hin. Der abrupte Aufbruch schien ihn davon überzeugt zu haben, dass es am sinnvollsten sei, die Rechnungen getrennt auszufertigen. Wir zahlten. Er bedankte sich und ging davon.
Miss Ronda blickte mich an. Ihr schien zu dämmern, dass der Augenblick der Entscheidung immer näher rückte.
„Ich weigere mich, Sie zu begleiten!“, sagte sie. „Sie können mich nicht zwingen, mit Ihnen zu kommen!“
„O doch“, sagte ich lächelnd. „Natürlich kann ich Sie nicht mit Gewalt hier wegholen. Aber ich kann dafür sorgen, dass das ein paar Beamte erledigen.“
„Was versprechen Sie sich davon?“
„Die Klärung eines Mordfalles, der schon nicht mehr so verworren ist, wie er sich einmal darstellte.“
„Ich habe nichts damit zu tun! Ich kannte Tom. Ich wusste nicht, dass er ein Mörder ist. Ich war nicht einmal über den Inhalt des Paketes informiert!“
Ich stand auf. „Gehen wir?“
Sie zögerte, dann erhob sie sich. Als wir hinausgingen, merkte ich, wie der Ober sich kichernd mit dem Wirt unterhielt.
„Also gut, ich komme mit“, sagte Miss Ronda überraschend, als wir den Parkplatz erreicht hatten. „Es wird am besten sein, die verrückten Anschuldigungen in Ihrem Büro aus dem Wege zu räumen.“
„Wollen wir nicht erst einen Blick in den Kofferraum werfen?“, fragte ich.
„Nein“, sagte sie. „Ich bin nicht bereit, jede Überspanntheit von Ihnen zu akzeptieren.“
„Also gut“, sagte ich, „steigen wir ein.“
Ich bemerkte, dass sie die Handtasche auf dem Schoß liegen ließ, griffbereit. Sie startete und kuppelte. Ich fuhr das Fenster herunter. Es war eine milde, angenehme Nacht, angenehm, was das Wetter betraf.
„Wissen Sie wo das FBI-Headquarters liegt?“, fragte ich.
„Ich bin in New York zu Hause“, sagte sie kurz.
Wir fuhren einige Minuten schweigend. „Das ist der falsche Weg“, meinte ich.
„Für mich ist es der richtige“, sagte sie. Wir waren in eine schmale, ziemlich dunkle Straße eingebogen. Die Bürgersteige waren fast menschenleer, denn auf beiden Seiten der Straße befanden sich nahezu ausschließlich Bürogebäude.
Es kam, was ich erwartet hatte. Das Mädchen bremste so jäh, dass ich nach vorn geschleudert wurde, und trotz Gurt mit dem Kopf fast gegen die Windschutzscheibe knallte.
Miss Ronda hatte es leichter, den Ruck abzufangen. Sie konnte sich mit den Händen am Lenkrad festhalten. Allerdings benutzte sie dazu nur eine Hand. Mit der Rechten riss sie blitzschnell die Handtasche auf und griff hinein.
Sie war wirklich sehr rasch, aber nicht rasch genug. Ich fing die Hand ab, noch ehe es ihr gelungen war, die Pistole aus der Handtasche zu reißen. Es war kein Problem, ihr die Waffe abzunehmen. Sie sackte in sich zusammen, schluchzend. Den Kopf und die Arme legte sie auf das Lenkrad. Sie war am Ende.
Ich drehte die Pistole vorsichtig hin und her. Wie erwartet war es eine 45er. Ich roch daran und wusste Bescheid. Ich schob die Pistole in die Handtasche zurück, sehr behutsam, um keine Fingerabdrücke zu zerstören. Dann nahm ich die Handtasche an mich.
Das Mädchen schluchzte noch immer. Es war nicht das Weinen eines Menschen, der Scham und Reue empfindet. Es war ein Schluchzen, das sich auf einer Gefühlsmischung aus Zorn, Enttäuschung und Angst aufbaute.
Ich wartete. Nach drei Minuten beruhigte sie sich. Sie hob den Kopf. Von ihrem Make-up war nicht viel übrig geblieben. Sie starrte geradeaus.
„Ja, ich habe es getan“, sagte sie. „So viel Geld wird einem nur einmal im Leben geboten. Von Tom hätte ich nur einen Bruchteil der Millionen bekommen. Ich wollte nach Mexiko, ich wollte ein anderes Leben beginnen, ich wollte den Spülwassergeruch aus dem Schnellrestaurant vergessen, das ist alles.“
„Wie viel haben Sie im Kofferraum?“
„Ich weiß es nicht, ich hab’ mir nicht die Mühe gemacht, es zu zählen. Ich nehme an, es sind die vierzehn Millionen. Tom hatte den Auftrag, das Geld aufzubewahren. Er dachte, in meiner Wohnung sei dafür der sicherste Platz. Das ist alles.“
„Eines verstehe ich nicht. Wie kommt es, dass das eine Paket in der Küche zurückblieb?“, fragte ich.
„Ein Zufall, nichts weiter“, meinte sie. „Die anderen Pakete hatte ich bereits im Wagen verstaut. Mehr brachte ich im Kofferraum nicht unter. Deshalb blieb das eine Paket in der Küche zurück.“
„War Tom an dem Bankraub beteiligt?“
„Ja, ich glaube.“
„Wer noch?“
„Ein Mann, den sie Babyfeet nennen, sowie Torres und Tiggers.“
„Wo ist Tiggers jetzt?“
„Ich habe keine Ahnung.“ Sie straffte sich. Sie hatte in einem Anfall von Verzweiflung gesprochen, in einem Augenblick physischer Schwäche. Diesen Punkt hatte sie jetzt überwunden. Sie blickte mich an. „Ich werde alles in Abrede stellen, hören Sie?“, zischte sie. „Jedes Wort!“
„Ich kann Sie nicht daran hindern“, sagte ich. „Steigen Sie aus, bitte!“
„Warum?“
„Es ist besser, wenn ich mich ans Steuer setze.“
Schweigend tauschten wir die Plätze. Ich hatte befürchtet, dass sie den Versuch machen würde wegzulaufen, aber ihr war wohl bewusst, dass sie im Moment einfach nicht die Kraft hatte, die für eine solche Aktion notwendige Energie aufzubringen.
Wir fuhren los. Die Handtasche klemmte links von mir zwischen Tür und Sitz. Ich fuhr vorsichtig, denn ich wollte vermeiden, dass bei irgendwelchen Mätzchen, die das Mädchen versuchen konnte, ein Unfall passierte.
„Das Bild ist ziemlich klar“, sagte ich. „Dozer war die treibende Kraft. Er organisierte den Bankraub. Vier bewährte Leute führten ihn aus. Das Geld sollte zunächst auf Eis gelegt werden. Tom Greenland war der Mann, der damit betraut wurde. Mit dem Geld im Rücken fühlte er sich stärker denn je. Er entschloss sich, die Leitung des Teams durch einen Coup an sich zu reißen. Er erschoss Dozer. Es kam zu einem allgemeinen Tumult, Greenland rettete sich zu Ihnen, aber das war sein Verhängnis. Sie hatten inzwischen beschlossen, das Geld für sich zu behalten und damit zu türmen. Sie töteten Greenland und brachten den Toten in die verlassene Fabrik. Sie waren überzeugt davon, dass niemand Sie verdächtigen würde. Aber es kam anders. Torres und Carter wussten nämlich genau, wo das Geld war. Nach Dozers Tod hatten sie begreiflicherweise den Wunsch, ihren Anteil zu retten.“
„Hören Sie auf damit!“, sagte das Mädchen. „Was hat es für einen Sinn, darüber zu sprechen? Es ist passiert, wie solche Dinge nun mal passieren...“
„Im Grunde bleibt nur noch ein Posten offen“, sagte ich. „Und das ist Babyfeet“
Das Mädchen schwieg. Sie saß mit hängenden Schultern neben mir und starrte durch die Windschutzscheibe. Ich spürte die Spannung, die Angst und den Terror vor dem Kommenden, der sie in Atem hielt.
„ Babyfeet sitzt im Zuchthaus. Er hat es nicht verlassen. Oder?“
„Ich war nicht dabei, als sie das Ding drehten“, sagte sie. „Technische Details interessieren mich nicht. Ich wollte nur das Geld. Nichts weiter.“
„Und jetzt bekommen Sie die gerechte Strafe“, sagte ich. „Nichts weiter!“