Читать книгу Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten - A. F. Morland - Страница 34
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Lynne blickte wie gebannt auf das Telefon. Es war ein ziemlich altmodisches, schwarzes Modell mit einer drehbaren Wählscheibe und einer geweihartigen Gabel. Fast ein Museumsstück.
Sie näherte sich dem Apparat vorsichtig. Dann griff sie zu und hatte den Hörer in der Hand.
Sie sagte keinen Ton.
Aber das schien auch gar nicht nötig zu sein. Der Anrufer wusste auch so, wen er an der Leitung hatte. Es war gespenstisch.
"Lynne? Ich weiß, dass du dran bist, Lynne." Es war die verstellte Stimme von Bill - oder William Delaney, ganz wie man wollte.
Lynne zwang sich dazu, ruhig zu bleiben, obgleich in ihrem Kopf alles durcheinanderwirbelte. Woher konnte dieser Kerl nur wissen, wo sie sich befand.
So sehr Lynne sich auch das Gehirn zermarterte, sie fand einfach keine plausible Erklärung dafür.
"Ich werde wieder töten", flüsterte die dumpfe Stimme. "Ich kann nicht damit aufhören. Und mittlerweile will ich es auch gar nicht mehr. Ich bin William Delaney. Der, der ich vorher war ist fast völlig aus mir gewichen..."
Lynne versuchte, aus der Hintergrundakustik irgendwelche Anhaltspunkte zu finden, die ihr Auskunft darüber geben konnten, von wo aus der Anruf kam. Eine Telefonzelle schien es nicht zu sein.
"Ich werde dir sagen, wer mein nächstes Opfer ist, Lynne. Hörst du mich noch?" Er lachte heiser. "Natürlich hörst du mich. Deine Ohren müssen geradezu vor Neugier glühen..."
Eine Pause entstand.
Lynne atmete schließlich tief durch und fragte: "Warum quälst du mich?"
"Tue ich das?", fragte Bill zurück.
"Ja."
"Ich verspreche dir, dass deine Qual bald ein Ende hat. Deine Qual und meine Qual." Der Klang seiner verstellten Stimme hatte sich bei den letzten Worten etwas verändert. Er war schneidend geworden.
Ein Frösteln schüttelte Lynne.
Ein Geräusch ließ sie herumfahren. Ein schabendes, kratzendes Geräusch, dessen Klang ihr in diesem Moment durch Mark und Bein fuhr. Aber als sie zum Fenster blickte, begriff sie, dass es nur ein vom Wind hin und her bewegter Ast war, der ein paar Zoll oberhalb des Fenstersturzes an der Außenwand entlangkratzte.
Ist er hier, irgendwo in der Nähe? Oder in London?
Während sie das dachte, hörte sie erneut die dumpfe Stimme auf sie einreden. Der Anrufer schien Freude dabei zu haben, sie zu quälen und ihr Angst zu machen.
"Vielleicht errätst du, wer mein nächstes Opfer sein wird... Es ist eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Eine Frau, von der bis vor kurzem, noch niemand gehört hatte, die aber jetzt in aller Munde ist. Zumindest bei Menschen, die spät ins Bett zu gehen pflegen..." Ein irres Kichern folgte. "Du hast mich sehr enttäuscht, Lynne", erklärte er dann in sehr ernstem, fast ärgerlichem Tonfall. Der schneidende Unterton war wieder da.
"Enttäuscht?", echote Lynne, weil ihr nichts besseres einfiel. "Wieso habe ich dich enttäuscht? Das musst du mir erklären, Bill!"
"Ich habe bei dir angerufen. In deiner Sendung. Und ich habe dir vertraut. Ich habe dir auch später vertraut, aber du... Du hast mit denen zusammengearbeitet, die mich zu fangen versuchen... Dafür wirst du sterben, Lynne. Dafür..."
"Bill!"
"Aber gleichgültig, ob ich gefangen werde - William Delaney wird immer wiedergeboren werden und in einem nächsten Leben das zu vollenden wissen, was ihm in seinem gegenwärtigen versagt blieb! Daran solltest du immer denken, Lynne! Du kannst mir nicht entkommen..."
Und dann war die Verbindung unterbrochen und Lynne stand da, als hätte ihr gerade jemand mit einem Brett vor die Stirn geschlagen.