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Ein kräftiger Windstoß ließ einen Fensterladen klappern.

Ein Knarren mischte sich in dieses Geräusch und im nächsten Augenblick wurde Lynne klar, dass jemand versuchte, die Haustür zu öffnen.

Der Türgriff wurde hin und hergedreht.

Lynne überlegte fieberhaft, was sie tun konnte.

"Lynne?", rief eine Stimme, deren Klag durch die Geräusche des Windes nur undeutlich zu hören war. Geisterhaft und dumpf klang sie, wie aus einer anderen, jenseitigen Welt.

"Lynne..."

Dann folgte ein heftiger Schlag gegen die Tür.

Vielleicht würde er die Tür aufbrechen. Lynne sah sich um, aber sie fand nichts, womit sie sich wehren konnte. Und einfach aus dem Fenster steigen war auch nicht ratsam. Das würde Bill sofort bemerken.

Weit und breit wohnte hier kein Mensch.

Es hatte keinen Zweck, auf irgendwelche Hilfe zu hoffen.

Damit war nicht zu rechnen.

Lynne atmete schneller. Sie ging in den kleinen Flur und dann ins Schlafzimmer. Doch sie würde hier kaum sicherer sein. Es gab in diesem kleinen Wochenendhaus kam eine Möglichkeit, sich zu verstecken.

Lynne sah sich um.

Sie hatte kaum registriert, dass die Geräusche an der Tür inzwischen aufgehört hatten.

Jetzt sah sie durch das Fenster des Schlafzimmers eine Gestalt sich dunkel gegen das fahle Mondlicht abheben.

Lynne schob sich in eine Ecke, während der Düstere seinen Kopf an die Scheibe presste, um hineinzublicken, so als suchte er nach ihr.

Er weiß, dass ich hier bin!, ging es ihr siedend heiß durch den Kopf. Schließlich war der Kerl ganz planmäßig vorgegangen und hatte dafür gesorgt, dass sie mit niemandem in Kontakt treten konnte.

Jack, dachte sie. Ich hätte es nie für möglich gehalten...

Die finstere Gestalt am Fenster, deren Gesicht in einem schwarzen Schatten verborgen blieb wandte sich nun zur Seite.

Er könnte es wirklich sein!, dachte Lynne.

Er ging davon und verschwand in der Dunkelheit. Einen Augenblick später hörte sie ihn wieder an der Tür. Er versuchte jetzt offenbar sie gewaltsam zu öffnen.

Lynne fühlte sich wie in einem Käfig.

Sie machte eine Bewegung und kam gegen etwa Hartes, Metallisches. Lynne fasste danach und holte hinter dem Schrank ein langes, doppelläufiges Jagdgewehr hervor.

Sie hatte Grady mal erwähnen hören, dass er gelegentlich auf Entenjagd zu gehen pflegte. Die Waffe war vermutlich nicht geladen, jedenfalls nicht, wenn Grady auch nur einen Funken Verantwortungsgefühl hatte.

Und in dem Punkt konnte man ihm nun wirklich nichts nachsagen.

Lynne atmete tief durch.

Jetzt hier in der Dunkelheit auch noch Patronen zu finden war völlig illusorisch. Außerdem kannte sie sich überhaupt nicht mit Waffen aus. Vermutlich war die Gefahr viel größer, dass sie sich selbst verletzte anstatt ihren Gegner.

Andererseits...

Niemand konnte einer Waffe ansehen, ob sie geladen war.

So packte Lynne das Gewehr mit beiden Händen und ging in den Flur. Sie wollte es jetzt wissen und diesem Schrecken ein Ende setzen. Und sie wollte Gewissheit darüber, wer hinter diesem Terror steckte.

Ein schabendes Geräusch drang im nächsten Moment an Lynnes Ohr. Das Türschloss war offen, aber die Tür ging nicht weiter als einen Spalt auf. Die Vorhängekette verhinderte das. "Lynne!"

Die Stimme.

"Ich komme", sagte Lynne ruhig. Sie ging zur Tür, entfernte die Kette und trat sogleich zwei Schritte zurück. Das Gewehr hielt sie fest mit beiden Händen und richtete es in Richtung der Gestalt, die jetzt eintrat.

Das Mondlicht fiel auf das Gesicht.

Und nun gab es keinen Zweifel mehr.

"Jack..."

"Lynne, was..."

Jack blickte auf die offene Mündung des doppelläufigen Gewehrs und erstarrte mitten in der Bewegung. Er schluckte und brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, was er da vor sich sah.

"Lynne, was soll das?"

"Bleib, wo du bist, Jack! Ich rate es dir im Guten."

"Warum zielst du mit dem Ding auf mich? Lynne, du warst plötzlich aus London verschwunden und..." Er kam noch einen Schritt näher herein, aber Lynne hob jetzt die Waffe.

Sie versuchte so viel Entschlossenheit wie möglich in diese Bewegung zu legen.

"Ich warne dich", sagte sie. "Ich meine es ernst."

"Du wirst doch nicht auf mich schießen!"

"Warum sollte ich nicht? Du bist doch gekommen, um mich mit einem Stück Draht zu erwürgen..."

"Das ist nicht wahr, Lynne!"

"Halt!"

Er hatte versucht, noch einen Schritt auf sie zuzukommen, aber jetzt erstarrte er mitten in der Bewegung.

"Lynne", versuchte er es noch einmal.

"Du hast von einem Funktelefon angerufen, nicht wahr?" Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, die da über Lynnes Lippen kam.

"Ja", gab er zu. "Wir wurden unterbrochen..."

"Ich habe es einfach nicht glauben können", erklärte Lynne sehr ernst. "Aber es fügt sich alles zusammen. Du hast eine Reinkarnationstherapie mitgemacht, du warst über William Delaney gut informiert - und zwar lange vor dem ersten Anruf bei mir in der Sendung! Und die Anrufe kamen nie während deiner Anwesenheit... Oh, Jack, ich dachte, wir würden etwas füreinander empfinden!"

"Aber das tue ich ja auch..."

"Keinen Schritt mehr!"

Jack seufzte. "Wie soll es jetzt weitergehen? Was hast du vor?"

"Ich werde die Polizei rufen. Du hast zwar dafür gesorgt, dass die Telefonleitung inzwischen tot ist, aber wir haben ja noch dein Funktelefon..."

"Lynne..."

"Gib es her!", forderte sie unmissverständlich. Der Klang ihrer Stimme bekam dabei etwas Metallisches.

"Lynne, das ist doch verrückt, ich..."

Ein Geräusch ließ ihn verstummen. Es waren schnelle Schritte.

"Da draußen ist jemand", stellte Jack fest. Er hatte sich schon halb herumgewandt, da hielt Lynne ihm das Gewehr unter die Nase.

Ein dünnes Lächeln ging über seine Lippen.

"Du wirst nicht schießen", war er überzeugt. "Da draußen war jemand, vielleicht derjenige, der es in Wahrheit auf dich abgesehen hat, Lynne..."

Lynne wollte etwas erwidern, aber da war Jack bereits zur Tür hinaus. Lynne folgte ihm.

Sie sahen eine dunkle Gestalt davonlaufen, nur als Schatten erkennbar. Die Gestalt rannte querfeldein in Richtung eines größeren Umrisses, bei dem es sich um einen Pkw handeln konnte.

"Glaubst du mir vielleicht jetzt, dass ich nicht der Kerl bin, für den du mich hältst? Ich habe weder etwas mit den Anrufen zu tun, noch habe ich die Absicht dir Angst zu machen oder dich umzubringen."

Lynne war in ihrem Inneren hin und her gerissen.

Vielleicht hatte sie ihm Unrecht getan...

Indessen gingen die Scheinwerfer eines Wagens an. Ein Motor heulte auf.

"Er versucht zu entkommen!", stellte Jack fest und setzte augenblicklich zu einem Spurt an. Nur wenige Sekunden später saß er am Steuer seines eigenen Wagens, startete und setzte ihn ruckartig vorwärts. Einen Augenblick später hatte er ihn schräg auf die Straße gestellt, so dass es unmöglich war, daran vorbeizufahren. Er schaltete das Fernlicht ein, während der Unbekannte mit seinem Wagen heranraste.

Jack hatte ihm den Weg abgeschnitten.

Der Unbekannte brauste heran und trat dann in die Bremsen.

Mit quietschenden Reifen kam sein Wagen zu stehen. So schnell er konnte schaltete er in den Rückwärtsgang und ließ sein Gefährt nach hinten schnellen. Er versuchte zu drehen, aber auf der äußerst schmalen Straße war dafür nicht genug Platz.

Mit den Hinterreifen kam er von der Fahrbahn ab und blieb in einem Schlammloch stecken.

Der Boden war vom Regen aufgeweicht.

Die Reifen drehten durch und beförderten Händevoll Erde in die Luft,ohne dass der Wagen sich mehr als nur ein paar Zentimeter bewegte.

Der Unbekannte schien nach einem weiteren Versuch endlich einzusehen, dass es keinen Sinn mehr hatte. Er riss die Tür auf, stieg aus und wollte zu einem Spurt ansetzen. Aber Jack war bereits in seiner Nähe.

Der Unbekannte keuchte. Er schien zu ahnen, dass es kein Entkommen gab. So versuchte er, die Flucht nach vorn anzutreten und stürzte sich auf Jack.

Die dunkle Gestalt holte zu einem furchtbaren Faustschlag aus, dem Jack jedoch auswich, so dass er ins Leere ging. Durch die Wucht des eigenen Schlages taumelte der Unbekannte zu Boden. Und als er dann aufblickte, sah er Lynne mit dem Gewehr dastehen.

Lynne schluckte.

Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als sie in das Gesicht des Unbekannten sah.

"Joe", flüsterte sie. "Joe Stapleton!"

"Du kennst den Mann?", fragte Jack Gordon erstaunt.

Lynne nickte.

"Ja, er arbeitet bei uns im Sender. Bis vor kurzem gehörte er zum Team meiner Sendung, bis er an einen anderen Posten versetzt wurde..." Lynne trat näher an ihn heran. "Hast du die Frauen ermordet?", flüsterte sie. "Warum nur? Und warum wolltest du mich töten?"

"Weil er wahnsinnig ist", stellte Jack kühl fest.

"Ich habe niemanden umgebracht", erklärte Joe Stapleton.

Aber es klang schwach und ohne jede Überzeugungskraft. "Du musst mir glauben, Lynne!"

"Als jemand, der im Sender beschäftigt ist konntest du leicht an jede nur erdenkliche Information über mich kommen. Angefangen von der Geheimnummer bis hin..." Plötzlich stockte sie. Woher konnte er wissen, dass sie hier, in Gradys Haus war? Hatte er sie belauscht, als sie mit Grady darüber gesprochen hatte? Möglich, sicher.

Und Jack? Woher konnte er das wissen?

Ihr Blick wanderte seitwärts, aber Jack schaute sie nicht an.

"Ich werde mal die Polizei rufen", erklärte er. "Mein Funktelefon liegt im Wagen!"

"Gut", murmelte Lynne.

Aber im Innersten war sie sich noch nicht ganz sicher, ob dieser Alptraum jetzt wirklich ein Ende hatte...

Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten

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