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Als Lynne ihre Wohnung erreichte, wartete vor der Tür bereits jemand auf sie.

Es war niemand anderes als Jack Gordon, der sie mit einem gewinnenden Lächeln begrüßte.

"Hallo, Lynne!"

"Jack!"

"Ich dachte, du hättest vielleicht nichts gegen ein romantisches Abendessen zu zweit einzuwenden!" Jack deutete auf die braune Papiertüte, die er im Arm trug. "Ich hoffe, ich habe nichts Wesentliches vergessen..."

Lynnes Gesichtszüge entspannten sich. "Jack, ich freue mich, dass du da bist!"

Sie schlang ihre schlanken Arme um seinen Hals und küsste ihn.

"Du bist eine wunderbare Frau, Lynne", hauchte Jack ihr ins Ohr.

"Und ich bin froh, dass ein gewisser Jack Gordon nachts Radio hört", meinte sie lachend.

Lynne holte schließlich ihren Türschlüssel aus der Manteltasche und schloß die Wohnungstür auf. Sie traten ein.

Lynne schaltete das Licht ein, während Jack seine Tüte auf dem Tisch abstellte.

Lynne ging indessen zum Fenster und blickte hinaus.

Draußen war es bereits dunkel.

Einen Augenblick später spürte sie Jacks Hände, die sie bei der Schulter fassten. Sie ließ sich von ihm herumdrehen. "Was ist?", fragte er. "Du hast immer noch die Furcht, dass da draußen jemand ist, der dich auf Schritt und Tritt beobachtet und nur darauf wartet, dir eine Drahtschlinge um den Hals zu legen, nicht wahr?"

Lynne zuckte die Achseln.

"Das alles sitzt mir noch sehr in den Knochen", musste sie eingestehen.

"Es ist vorbei, Lynne."

"Vielleicht für mich. Aber es gibt da draußen einen Mann, der glaubt, die Wiedergeburt von William Delaney zu sein und vermutlich mit dem Mann identisch ist, auf dessen Konto die Morde gehen, von denen jetzt die Zeitungen voll sind... Ich frage mich, was dieser Delaney - Bill, wie er sich beim ersten Anruf nannte - jetzt macht."

"Lynne..."

"Ob er sein nächstes Opfer beobachtet, so wie Joe Stapleton mich beobachtet hat?"

"Lynne! Solche Gedanken führen zu nichts!", versuchte Jack sie zu überzeugen.

Lynne legte ihren Kopf an Jacks Schulter. Er hielt sie in den Armen und strich ihr sanft über das Haar.

"Er hat es sogar fertiggebracht, in meine Wohnung einzudringen und mich mit einer Drahtschlinge zu erschrecken, die er mir auf das Kopfkissen gelegt hat..."

"Ach, ja?", murmelte Jack kaum hörbar.

"Ich hatte immer gedacht, dass das Schloss an meiner Wohnungstür auf dem neuesten Stand ist..."

Er zuckte die Achseln. "Offenbar hast du dich geirrt!" Er nahm ihre Hand. "Die ganze Angelegenheit beschäftigt dich noch immer sehr, nicht wahr?"

"Ja, natürlich..."

"Ich hatte gehofft, dich ein wenig davon ablenken zu können!" Sein Lächeln war freundlich und offen. Nach kurzer Pause fügte er dann noch hinzu: "Aber vielleicht gelingt mir das ja doch noch!"

"Entschuldige", meinte sie. "Aber ich muss einfach darüber reden.Und wenn nicht mit mir, mit wem sonst?"

"Sicher. Also, was geht dir sonst noch so durch den Kopf?"

"Ach, alles mögliche..."

Jack holte eine der Rotweinflaschen, die er mitgebracht hatte und öffnete sie. Lynne holte Gläser, stellte sie auf den Tisch und Jack schenkte ein.

Dann hoben sie die Gläser und sahen sich an.

"Worauf trinken wir?", fragte sie.

"Auf uns."

"Gut!"

Sie stießen an. Dann fragte Lynne: "Du hast doch auch einmal eine dieser Rückführungen in frühere Leben mitgemacht, nicht wahr?"

Jack sah sie an. Für den Bruchteil eines Augenblicks umwölkte sich seine Stirn ein wenig, dann lächelte er.

"Ja, das stimmt."

"Wer warst du - in einem anderen Leben?"

Er trank das Weinglas leer, schluckte und schüttete sich nach. Um seine Mundwinkel erschien ein leicht verkrampfter Gesichtszug und Lynne bereute es schon, ihn überhaupt gefragt zu haben.

"Entschuldige", beeilte sie sich dann zu sagen. "Es war ein Fehler. So etwas hätte ich nicht fragen dürfen. Ich nehme an, dass es einfach zu privat ist..."

"Nein, ist es nicht", erklärte Jack dann. "Du kannst es gerne wissen. Es ist nur so, es war...", er zögerte und schien nach den richtigen Worten zu suchen, "...nicht sehr angenehm." Er blickte ins Leere. Lynne berührte ihn leicht an der Schulter, aber er schien es kaum wahrzunehmen. Sein Mund bewegte sich auf einmal wie automatisch. "Ich wurde erwürgt", stellte er fest.

"Oh..."

"Über die näheren Umstände weiß ich nicht viel. Es muss irgendwann im Mittelalter gewesen sein... Ich spürte, wie sich eine Schlinge um meinen Hals legte und jemand ganz fest zuzog..." Jack musste unwillkürlich schlucken.

"Wurdest du hingerichtet?"

"Nein, das glaube ich nicht. Es war ein Mord. Jemand hat mich umgebracht. Das letzte, was ich sah, war das Gesicht einer Frau, die kalt lächelnd zusah, wie ich umgebracht wurde."

"Wer war die Frau?", erkundigte sich Lynne.

"Ich glaube, es war meine Frau. Von dem Mörder konnte ich nichts sehen, er stand hinter mir und hielt mich in seinem Würgegriff. Vielleicht war es ihr Geliebter..."

Er zuckte die Achseln.

Seine Züge entspannten sich etwas. Er versuchte zu lächeln, aber das Ergebnis sah ziemlich verkrampft aus. Er strich Lynne über die Wange.

Seine Hand war eiskalt.

Es war ihm anzusehen, wie sehr es ihn mitgenommen hatte, über dieses Erlebnis zu reden.

"Was hat dein Therapeut dazu gesagt?", fragte Lynne.

Jack lachte heiser und rau. Er lachte auf eine Art, wie Lynne es noch nie zuvor bei ihm gehört hatte. Sie erschrak unwillkürlich. Etwas Fremdes schien ihn auf einmal wieder zu umgeben...

Es ist Unsinn!, versuchte Lynne sich einzureden. Aber die Saat des Misstrauens war erneut gesät... Und diesmal ohne einen konkreten Anhaltspunkt oder auch nur den Hauch einer vernünftigen Begründung...

Die größte Gefahr scheint jetzt zu sein, dass ich den Verstand verliere, hämmerte es in ihr.

"Mein Therapeut?", hörte sie indessen Jack sagen. "Er meinte, dass dieses Problem aufgearbeitet werden müsse. Wir müssten ins Mittelalter zurück und..." Er schüttelte den Kopf und brach ab. "Dr. Morgan war der Ansicht, dass mich das schlechte Karma aus dem damaligen Leben bis heute verfolgen könne... Ich habe die Therapie abgebrochen. Sie hat mir nichts gebracht, außer ein paar Alpträumen hin und wieder..."

"Faszinieren dich deswegen Mörder, die ihre Opfer erwürgen?", fragte Lynne plötzlich.

Jack blickte sie einen Augenblick lang nachdenklich an.

Er kratzte sich am Hinterkopf.

Dann nickte er.

"Ja, eine Weile hat mich das fasziniert. Aber das ist schon lange her. Ich denke, ich bin drüber weg."

"Als wir uns kennenlernten, schienst du mir eher skeptisch, was die Wiedergeburt angeht", stellte Lynne dann etwas irritiert fest.

"Bin ich auch. Inzwischen. Ich weiß nicht, was ich da unter Hypnose erlebt habe. Vielleicht nur irgendwelche Bruchstücke aus dem Unterbewussten. Eine Art Traum. Ich hoffe es jedenfalls. Die Zweifel, ob es vielleicht doch Erinnerungen an Leben vor dem Leben sind werden mich natürlich nie loslassen... Ich kann dich nur davor warnen, je eine solche Rückführung machen zu lassen. Es ist wie eine Sucht. Man kommt nicht mehr davon los..."

"Aber du bist davon losgekommen!"

"Ich bin mir nicht sicher!" Mit diesen Worten ging Jack in die Küche. "Ich werde mal dafür sorgen, dass wir etwas zu essen bekommen..."

"Soll ich nicht..."

"Nein, Lynne, das werde ich machen. Zeig mir einfach nur, wie man deinen Elektroherd bedient..."

Lynne folgte ihm in die Küche und zeigte es ihm. "Du musst auf die hintere Platte aufpassen. Wenn sie nass wird, gibt es einen Kurzen."

"Okay..."

Während Jack in der Küche herumhantierte, deckte Lynne den Tisch. Als sie damit fertig war, kehrte sie zurück und blieb in der Küchentür stehen. Sie beobachtete Jack eine Weile. Er schien ein geübter Koch zu sein.

Als er mit seinen Vorbereitungen fertig war, rieb er sich die Hände und sah sie an.

"Was gibt es denn?", erkundigte sich Lynne.

"Einfach abwarten!", erwiderte er.

Sie umarmten sich.

Ihre Lippen fanden sich zu einem Kuss, der erst zärtlich, dann leidenschaftlich und verlangend war. Lynne schlang ihre Arme um seinen Hals und zog ihn an sich.

"Ich möchte dich immer festhalten", hauchte sie ihm ins Ohr, nachdem sich ihre Lippen voneinander gelöst hatten.

Dann bemerkte sie, wie Jack mit stierem Blick auf ihren Hals starrte.

Lynne war irritiert.

"Was ist los, Jack?"

Sie griff sich mit der linken Hand an die Perlenkette, die sie um den Hals trug.

"Es ist nichts", behauptete er.

"Das ist nicht wahr!"

Er zögerte, bevor er weitersprach. Lynne studierte aufmerksam Jacks Gesicht und nahm jede Veränderung war, die sich darin abspielte. Seine Augenbrauen zogen sich wie unter einem unsichtbaren Druck zusammen. "Es hat mit der Rückführung zu tun, die ich mitgemacht habe", erklärte er dann. "Es ist mir bis gerade nicht aufgefallen, aber die Frau, die zusah, wie ich ermordet wurde, hatte eine Kette, die ganz ähnlich aussah..."

Lynne wollte etwas erwidern, aber sie kam nicht mehr dazu, denn in der nächsten Sekunde ging das Licht aus.

Es war stockdunkel.

Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten

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