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Wenn schon, denn schon, dachte Butch. Deshalb hatte er sich einen Platz ganz vorn an der Bühne geben lassen. Mit Sektzwang. Aber dafür konnte man auch das kleinste Muttermal an den Körpern der hinreißenden Mädchen erkennen.

Im Augenblick tanzte eine Truppe hübscher langbeiniger Girls auf der gläsernen Bühne. Rechts blitzten ab und zu die Instrumente des Orchesters auf. Die Mädchen waren leicht bekleidet. Ein paar Federn hier, etwas Flitter da. Sie warfen ihre Beine hoch, fast bis zur Decke. Sie vollführten alle Bewegungen mit der Exaktheit von Marionetten, die an einem Faden hingen.

Sie sahen die männlichen Gäste mit einem eingefrorenen Lächeln an. Man konnte schwerlich ein natürliches Lächeln von ihnen verlangen. Bei dieser Konzentration. Bei dieser Anstrengung, die das Hüpfen, das so spielerisch leicht aussah, ihnen abverlangte.

Ihr Tanz verfehlte natürlich nicht die Wirkung. Man verabschiedete sie mit rauschendem Applaus. Und da eine Darbietung die nächste jagte, setzte auch sofort wieder Trommelwirbel ein. Der Applaus verstummte. Die Lichter wurden gedämpft. Schwarze gelenkige Gestalten im Frack huschten über die Bühne, zu ihrer Ausgangsposition. Der Trommelwirbel steigerte sich. Die Trompeten knallten in die Stille des Saals. Gleichzeitig flammten mehrere Spotlights auf und nagelten ein schlankes glitzerndes Mädchen mitten auf der Bühne fest.

Julie Coburn.

Butch erkannte sie sofort wieder. Sie trug ein hautenges Kleid. Darunter hatte nicht einmal ein Lufthauch Platz. Sie umfasste zärtlich das schlanke Mikrofon.

Tänzer im Frack umwirbelten sie. Sie kam mit langsamen raffinierten Schritten nach vorn. Die Spotlights folgten ihr. Sie begann zu singen.

Ihre Stimme erinnerte ein wenig an Barbara Streisand und mehr noch an Liza Minelli. Eine wunderbare Mischung. Gefühlvoll, einschmeichelnd und aggressiv.

Sie sang ein Potpourri aus allen bekannten Musicals.

Dafür erntete sie frenetischen Beifall, Fußgetrampel und begeisterte Pfiffe. Man überschüttete sie mit Blumen. Die befrackten Tänzer hoben sie hoch und trugen sie fort. Trotz des lang anhaltenden Applauses kam sie nicht mehr wieder.

Ein witziger Conferencier trat auf die Bühne. Er war schon witzig, bevor er den Mund aufmachte. Sein Gesicht war eine nach allen Seiten hin bewegliche Gummimaske. Er war klein von Wuchs und hatte abstehende Ohren.

Er klatschte nur einmal in die viel zu großen Hände.

„Ja, Ladys und Gentlemen. Dieses Mädchen weiß wirklich, was eine Show ist.“

Die Leute pfiffen. Sie schwangen die Fäuste, weil der Conferencier kein Ersatz für Julie Coburn war.

Der kleine Mann hob lächelnd die Hände.

„Ruhig, meine Freunde! Ruhig. Julie Coburn kommt ja wieder. In unserer Mitternachtsshow. Mit neuen Liedern. Mit neuen Kostümen, die aus einem Hauch von Nichts bestehen. Das kann ich ohne Übertreibung sagen. Julie wird wieder für Sie singen. In der Mitternachtsshow! Versäumen Sie den Auftritt dieses Superstars nicht! Sie würden es ewig zu bereuen haben. Und nun wünsche ich Ihnen gute Unterhaltung mit den Black Angels!“

Das Orchester geriet für zwei Minuten aus den Tonfugen. Sieben rassige farbige Tänzerinnen wirbelten auf die Bühne. Sie waren hervorragende Künstlerinnen. Aber nach Julie Coburn wirkten sie blass und farblos.

Butch erhob sich und fragte sich zu Julie Coburns Garderobe durch. Er gelangte in einen Korridor. Nicht sehr breit, nicht sehr hoch, aber lang. Nackte Mädchen kamen ihm kichernd entgegen. Sie beachteten ihn nicht.

Der Korridor machte einen Knick. Ein breitschultriger Kerl lehnte an der Ziegelmauer und kaute gelangweilt an seinen kurzen Fingernägeln. Der Mann hatte den bösen Blick eines Raufbolds. Er war genauso groß wie Butch. Sein Nasenbein war eingeschlagen. Wahrscheinlich hatte er irgendwann mal Ringluft geschnuppert, ehe er diesen ruhigen Job angenommen hatte.

An der Tür, neben der er lehnte, stand: Julie Coburn.

Butch wollte auf die Tür zugehen. Da streckte der Mann seinen rechten Arm abwehrend aus.

„Wohin?“

„Zu Miss Julie Coburn. Dachten Sie, auf die Toilette?“

„Zu Miss Julie Coburn will jeder“, meinte der Kerl grinsend.

„Kann ich mir gut vorstellen.“

„Dann können Sie sich wahrscheinlich auch gut vorstellen, weshalb ich hier stehe.“

„Wahrscheinlich sind Sie der Zerberus.“

„Wer ist das?“

„Ich komme ein andermal gern mit meinem Lexikon vorbei“, sagte Butch, immer noch freundlich lächelnd. „Da können Sie dann in aller Ruhe nachblättern. Darf ich jetzt vorbei?“

Der bullige Bursche schüttelte energisch den kantigen Schädel.

„Nein!“

„Hören Sie ...“

„Hier ist Unbefugten der Zutritt strengstens verboten!“, sagte der Mann scharf, während er mit dem Daumen auf die Garderobentür wies.

„Ich bin kein Unbefugter“, sagte Butch.

„Und ob. Gehen Sie auf Ihren Platz zurück. Sonst gibt es was auf die Nase. Ich meine es wirklich gut mit Ihnen.“

„Ja, das merkt man“, sagte Butch verstimmt. „Trotzdem muss ich Miss Coburn sprechen.“

Diese Hartnäckigkeit provozierte den Leibwächter zum Handeln. Seine Arme schnellten vor. Er griff blitzschnell nach Butchs Arm. Seine Finger umschlossen ihn wie Eisenklammern.

Butch sah dem grimmigen Kerl furchtlos in die Augen. Seine Lider senkten sich ein wenig. Ruhig sagte er: „Ich warne Sie. Ich bin staatlich geprüfter Rausschmeißer. Ist nicht gut, mich so fest zu drücken.“

Der Kerl ließ los.

„Hauen Sie ab!“

„Mein Name ist Jack O'Reilly“, sagte Butch ärgerlich. Er langte ins Jackett, um die Detektivlizenz hervorzuholen. „Ich bin ...“

Ein Bursche wie dieser musste die Handbewegung einfach missverstehen. Er sah Butchs Hand im Jackett verschwinden. Das löste bei ihm Feueralarm aus. Und er handelte prompt, indem er Butch seine Faust zwischen die Augen donnerte.

O'Reilly sah einen Schwarm von Sternen durch den Korridor fliegen. Er flog mit ihnen, und zwar zu Boden. Ein lähmendes Dröhnen breitete sich in seinem Kopf aus. Für einen Augenblick verlor er jegliches Gefühl für oben und unten.

Der Gorilla packte hart zu. Butch wurde hochgerissen. Er kam allmählich wieder zu sich. Der Kerl wollte ihm einen derben Stoß versetzen. Er wich dem Stoß geschickt aus und lädierte das rechte Auge des Kerls mit einem kraftvollen Schwinger. Gleichzeitig hämmerte Butch auf den Solarplexus des Raufbolds. Der Mann zeigte Wirkung. Butch schickte ihn mit zwei weiteren Schlagserien zu Boden. Dort blieb der Mann mit schmerzverzerrtem Gesicht wutschnaubend liegen.

„Tut verdammt weh, was?“, fragte Butch. „Selber schuld. Ich habe Sie gewarnt.“

Privatdetektiv Tony Cantrell Sammelband #4 - Fünf Krimis in einem Band

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