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Bei seinen Geschäften verfuhr er großzügig – ein paar Särge waren da in den Unkosten immer drin.

Als Lenny Coburn noch lebte, sagte er zu Jack O'Reilly: „Waren Sie schon mal in Las Vegas?“ Butch, der gewichtige Zweizentnermann, grinste breit und ließ die echten Zähne blitzen. „Na, hören Sie mal, Mr. Coburn. Vegas ist doch eine Pflichtübung für jeden normal veranlagten Junggesellen.“ Lenny Coburn lehnte sich lachend in die federweiche Erste-Klasse-Polsterung des Düsenclippers zurück. „Da haben Sie recht, Mr. O'Reilly. In diesem Schmelztiegel ist allerhand los. Die hübschesten Puppen von Nordamerika arbeiten da. Julie, meine Schwester, arbeitet auch da.“ Butch machte tellergroße Augen. „Ist ja hochinteressant. Ich hätte nichts dagegen, wenn Sie mich mit ihr bekannt machen würden.“

„Das lässt sich arrangieren, Mr. O'Reilly.“

„Sie sind mir außerordentlich sympathisch, Mr. Coburn.“

„Dann nennen Sie mich doch einfach Lenny.“

„In Ordnung — wenn Sie mich Jack nennen.“ Lenny Coburn war überdurchschnittlich groß und kräftig, aber keineswegs fett. Sein Gesicht des Dreißigjährigen war markant. Sein Haar war wellig und blau-schwarz. Die mandelförmigen Augen lagen unter dichten Wimpern. Tief eingesenkt war die Nasenwurzel unter der niederen Stirn, und breit traten die Backenknochen her vor. Der ebenfalls breite Mund hatte schmale Lippen. Das Kinn war stark entwickelt.

„Kommen Sie geschäftlich nach Las Vegas?“, erkundigte sich Coburn.

Butch stieß ihn grinsend in die Seite.

„Teils, teils. Verstehen Sie?“

Coburn nickte und kramte in der Brusttasche seines Jacketts herum. Dann hielt er Butch mit leuchtenden Augen ein Foto seiner Schwester unter die Nase. Er war stolz auf die Kleine, und er hatte auch allen Grund dazu. Julie Coburn war eine jener glutäugigen Frauen, an denen man sich die Finger verbrennen konnte. Man konnte aber auch mit ihnen Pferde stehlen.

„Ein süßer Käfer“, sagte Butch beeindruckt. Die Stewardess kam auf ihren hochhackigen Pumps vorbeigestelzt und bezog diese Bemerkung auf sich. Sie schenkte Butch dafür ein inniges Lächeln.

„Oh ja, das ist sie“, sagte Lenny Coburn lächelnd. „Ich sage Ihnen, wenn sie nicht meine leibliche Schwester wäre, könnte ich mich richtig in sie verknallen.“

Butch warf noch einen Blick auf das ausdrucksstarke Gesicht und die ebenso ausdrucksstarke Figur von Julie Coburn und gab das Foto dann zurück. Das schwarze Haar, das ihr leidenschaftliches Antlitz umrahmte, war sicher nicht gefärbt.

„Sie tritt im 'Sweet Club' auf“, sagte Coburn, während er das Foto wegsteckte.

„Und wann darf ich ihr in allen Ehren meine Aufwartung machen?“, erkundigte sich Butch.

„Wann immer Sie wollen, Jack. Meine Freunde sind auch Julies Freunde.“

„Das hört man in Julies Fall besonders gern, Lenny. Also wann?“

„Heute Nachmittag?“

„Heute Nachmittag bin ich schon in festen Händen“, erwiderte Butch mit einem bedauernden Schulterzucken. Er kam nämlich nach Las Vegas, um eine gestohlene Münzensammlung, hinter der er und seine Freunde wochenlang hergejagt waren, ihrem rechtmäßigen Besitzer zurückzubringen.

Und dieser rechtmäßige Besitzer wohnte manchmal in Las Vegas.

„Wie wär’s mit heute Abend?“, fragte Butch.

„In Ordnung, Jack.“ Coburn legte Butch seine Hand auf den Arm. Butch betrachtete sie. Mit den Händen hatte Coburn wohl noch nicht viel gearbeitet. „Hören Sie zu, Jack. Ich mache Ihnen einen Vorschlag.“

„Lassen Sie hören.“

„Wir treffen uns um acht im 'Chattanooga'. Wissen Sie, wo das ist?“

„Ich nicht. Aber jeder Taxifahrer.“

„Gut. Wir kippen dort gemeinsam einen Drink ...“

„Oder auch zwei ...“

„Oder auch zwei, fahren dann zum 'Sweet Club' und sehen uns Julies Show an. Gleich nach ihrem Auftritt mache ich Sie dann mit ihr bekannt.“

„Klingt vielversprechend“, sagte Butch.

„Ich bin sicher, dass Sie Julie gefallen werden, Jack.“

„Davon bin ich auch überzeugt.“

Die Männer lachten und waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie nicht einmal merkten, dass die Maschine bereits gelandet war. Schwatzend verließen sie das Flugzeug. Sie hatten sich so viel zu erzählen, als hätten sie sich nicht erst auf dem Flug von Chicago hierher kennengelernt, sondern wären alte Bekannte.

Flughafentrubel. Händeschütteln. Erneutes Verabreden. Ein kurzes Klopfen auf die Schulter.

Dann bestieg Lenny Coburn ein Taxi. Butch winkte ihm nach, ohne zu wissen, dass er ihn nicht mehr lebend wiedersehen würde.

Privatdetektiv Tony Cantrell Sammelband #4 - Fünf Krimis in einem Band

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