Читать книгу 8 Arztromane: Engel in Weiß und ein Arzt aus Leidenschaft - Sammelband - A. F. Morland - Страница 75
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Ben Härtling hatte Probleme, die Füße wieder auf die Erde zu bekommen. Es war nicht einfach für ihn, nach der Bruchlandung mit Leontine Neumann wieder Tritt zu fassen. Die Welt war für ihn aus allen Fugen geraten. Nichts passte mehr zusammen. In Ben und um ihn herum herrschte das absolute Chaos.
Wie sollte er sich in diesem fürchterlichen Durcheinander jemals wieder zurechtfinden? Er hätte es wohl nicht geschafft, wenn ihm nicht alle so rührend unter die Arme gegriffen hätten. Vati, Mutti, Dana, Tom, Josee und Ottilie — alle waren ganz reizend um ihn bemüht. Und auch einige Freunde, die Dana mobilisiert hatte, nahmen sich seiner an, damit es keinen Leerlauf in seinem Leben gab und er keine Zeit hatte, über sein persönliches Elend nachzudenken.
Er fing bald an, es zu genießen, der tragische Held zu sein. Die Rolle begann ihm zu gefallen - vor allem deshalb, weil sich aus diesem Grund plötzlich Brigitte Crusius für ihn interessierte. Brigitte Crusius, für die er bisher immer Luft gewesen war, die ihn nie beachtet und ihm einen Korb nach dem anderen gegeben hatte, wenn er sie gebeten hatte, mit ihm auszugehen. Sein emotionales Desaster schien ihr Herz zu rühren und ihren Mutterinstinkt geweckt zu haben. Sie drehte sich um hundertachtzig Grad, war nett und freundlich zu ihm, hatte ein aufmunterndes Lächeln für ihn und schlug sogar vor, dass sie sich mal zu einem Spaziergang - oder so - treffen könnten. Kein Schaden ohne Nutzen. So lange hatte sich Ben vergeblich um Brigitte bemüht, und nun, wo er nicht mehr damit gerechnet hatte, waren auf einmal zwischen ihnen zarte Bande entstanden, die es zu hegen, zu pflegen und zu festigen galt.
Man sah die beiden händchenhaltend an der Isar entlang spazieren, sich angeregt unterhalten, lachen, ja, auch lachen. Die Welt bekam für Ben wieder Farbe, und Brigitte gelang es, Bens Erinnerung an Leontine jeden Tag ein bisschen mehr verblassen zu lassen. Sie gab ihm sein Selbstwertgefühl wieder, und das Leben hatte für ihn auch wieder einen Sinn.
Diese schreckliche Leere, die Leontine hinterlassen hatte, existierte nicht mehr, und es machte wieder Spass, auf der Welt zu sein. Wer hätte das gedacht.