Читать книгу Das Riesen Arztroman Paket August 2021: Arztromane Sammelband 8 Romane - A. F. Morland - Страница 57
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ОглавлениеDie Tür ging auf, und ein großer, dunkelhaariger, sonnengebräunter und gutaussehender Mann trat ein. Er trug helle Jeans und einen bunten Windbreaker, war zweiunddreißig, sah aber höchstens wie achtundzwanzig aus.
Dr. Härtling stand auf und ging ihm entgegen. „Christian, was für eine Freude, Sie zu sehen!“
„Hallo, Sören, wie geht’s?“
„Sehr gut. Und Ihnen?“
„Wie kann’s einem schon gehen, wenn man Urlaub hat?“, grinste Dr. Christian Bach.
„Fantastisch.“
„Sie sagen es“, nickte der Besucher. „Sie sehen großartig aus“, stellte Sören Härtling fest.
„Danke.“
„Setzen Sie sich. Was darf ich Ihnen anbieten?“, fragte Sören. „Tee? Kaffee? Saft? Sprudel? Einen Cognac?“
„Kaffee wäre nicht schlecht.“
„Kommt sofort.“ Sören deponierte eine entsprechende Bitte bei Moni Wolfram und setzte sich dann zu seinem Kollegen.
Dr. Christian Bach war Schönheitschirurg, ein begnadeter Künstler mit dem Skalpell. Er hatte kurze Zeit in der Paracelsus-Klinik gearbeitet, und Sören hatte diese Arbeit sehr geschätzt. Er hätte es gern gesehen, wenn Dr. Bach geblieben wäre, aber mit der Karibik kann München natürlich nicht konkurrieren. Man hatte Dr. Bach mit viel Geld und mit offenen Armen auf Jamaika empfangen, und seither nahm er in einer neu erbauten Superklinik die reichsten der Reichen unters Messer.
Zumeist Frauen, aber auch Männer, die aus irgendeinem Grund mit ihrem Aussehen nicht oder nicht mehr zufrieden waren, zählten zu seinen Patienten.
Moni Wolfram brachte den Kaffee.
„Sie werden als Schönheitschirurg immer bekannter“, sagte Sören Härtling.
„Ach was.“ Dr. Bach winkte bescheiden ab.
„Ich habe in diesem Jahr bereits zweimal über Sie in der Zeitung gelesen. Sie haben Gesicht, Busen und Po der britischen Filmschauspielerin Jenny St. Clair geliftet und dem amerikanischen Popstar Paul Colorado zu einer ansehnlicheren Nase verholfen.“
„Ich finde, man sollte das nicht so in der Öffentlichkeit breittreten, aber ich habe darauf leider keinen Einfluss.“ Dr. Bach seufzte. „Manche Stars vermarkten sich so total, dass sie sogar die an ihnen vorgenommenen Operationen publicitywirksam ausschlachten.“ Er lächelte. „Da war mal eine, die kam mit ihrem eigenen Reporterteam angereist, und diese Leute verschickten dann jeden Tag ihre Berichte in alle Welt.“
„Wie lange sind Sie schon in München?“ Sören trank einen Schluck Kaffee.
„Ich bin vorgestern angekommen.“
„Und heute erscheinen Sie bereits in der Paracelsus-Klinik, das finde ich sehr schmeichelhaft“, sagte der Chefarzt.
„Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt, und Sie waren der beste Chef, den man sich wünschen kann.“
„Wie lange werden Sie in München bleiben?“, erkundigte sich Dr. Härtling, ohne auf die letzte Bemerkung einzugehen.
„Drei Wochen.“
„Wohnen Sie bei Ihrer Mutter?“, fragte Sören.
„Ja, und sie freut sich riesig darüber.“
„Das kann ich mir denken.“
Dr. Christian Bach lächelte. „Ich werde von morgens bis abends so sehr verwöhnt, dass ich zwischendurch mal weg muss, damit es mir nicht zu viel wird.“
„Mutterliebe“, lächelte Dr. Härtling verständnisvoll.
Dr. Bach wiegte bedenklich den Kopf. „Man kann’s damit auch übertreiben.“
„Ihre Frau Mama meint es gut.“ Der junge Kollege lachte. „Sie versucht noch perfekter zu sein als früher, damit ich erkenne, was mir drüben alles fehlt.“
„Sie machen einen sehr zufriedenen Eindruck, Christian.“
„Ich bin zufrieden. Ich habe eine Arbeit, die mir Spaß macht, lebe in der traumhaften Karibik, habe ein schönes Haus in Montego Bay ...“
„Was tun Sie, wenn Sie nicht arbeiten?“, fragte Dr. Härtling.
„Ich sehe mir die Insel an, spiele Tennis und Golf. Auch das Hochseefischen fasziniert mich sehr.“
„Wissen Sie, wie sich das anhört, Christian?“
„Wie?“
„Als wären Sie unter anderem auch nach Hause gekommen, um sich hier nach einer passenden Gefährtin für drüben umzusehen“, sagte Sören.
Christian Bach lachte herzlich. „Um Himmels willen, weit gefehlt!“
„Genießen Sie das Alleinsein denn so sehr?“
„Ich bin nicht allein.“
Sören Härtling hob die Augenbrauen. „Oh!“
„Ich habe eine ganz bezaubernde Frau kennengelernt. Sie ist Künstlerin. Sängerin. Sie ist gerade im Begriff, Karriere zu machen. Hat bereits einen Plattenvertrag, und im Fernsehen war sie auch schon einige Male zu bewundern. Ihre Beliebtheit wächst mit jedem Auftritt.“
„Kann man ihre Platten auch hier kaufen?“, erkundigte sich Dr. Härtling.
„Ich glaube ja, aber ich bin nicht sicher.“
„Wie ist ihr Name?“, fragte der Chefarzt der Paracelsus-Klinik.
„Sie nennt sich Alexis.“
„Und wie noch?“, wollte Sören wissen.
„Nur Alexis. Geboren in Kingston Town, aufgewachsen in Montego Bay. Sie liebt die Insel und das Meer über alles.“
„Ich werde mal meine Jugend daheim fragen, ob sie sie kennt“, sagte Dr. Härtling.
„Sie singt Reggae, aber sie ist keine Farbige. Ihre Eltern haben England vor fünfundzwanzig Jahren verlassen.“
„Ist sie hübsch?“ Sören Härtling nahm wieder einen Schluck vom Kaffee.
„Sie ist eine wunderschöne, geheimnisvolle Frau.“
Sören hob die rechte Augenbraue. „Geheimnisvoll?“
„Ich weiß nicht viel mehr über sie, als ich Ihnen gerade erzählt habe.“
„Warum hält sie sich so bedeckt?“, fragte Dr. Härtling. „Hat sie kein Vertrauen zu Ihnen?“
„Ich weiß es nicht. Sie gibt mir immer wieder Rätsel auf und gerade das ist es, was mich so besonders an ihr fasziniert.“
„Hätten Sie Lust, uns in den nächsten Tagen mal zu besuchen?“, fragte Sören, „Meine Frau würde sich freuen.“
„Ich komme sehr gem.“
„Fein. Wann?“, fragte der Gynäkologe.
„Darf ich Sie anrufen?“
„Aber bitte mindestens einen Tag vor Ihrem Besuch, damit unsere Wirtschafterin sich darauf vorbereiten kann“, erwiderte Sören. „Sie mögen Fisch, soviel ich mich erinnere.“
„In jeder Form.“
„Forelle blau ist Ihr Lieblingsgericht“, sagte der Leiter der Paracelsus-Klinik.
Dr. Christian Bach sah ihn verwundert an. „Dass Sie sich das gemerkt haben!“
Sören Härtling schmunzelte. „Da sehen Sie, was für einen guten Eindruck Sie hinterlassen haben.“
Dr. Bach leerte seine Tasse. „Dann will ich Sie nicht länger stören, wir sehen uns demnächst.“
„Je früher, desto besser“, gab Dr. Härtling lächelnd zurück.
Die Männer erhoben sich und gaben sich zum Abschied die Hand.
„Auf bald“, sagte Dr. Härtling.
„Ich melde mich noch in dieser Woche“, versprach Christian Bach.