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„Südsee“, sagte Schwester Gudrun sinnend. „Sonne, Sand und Meer. Blauer Himmel. Palmen, die sich leise rauschend im Wind wiejen. Allet schön und jut. Ick will ja ooch nich sajen, dat mir det nich jefallen würde, aber so ’ne lange Flugreise würde ick mir nie im Leben antun. Nordsee und Ostsee sind ooch nich schlecht, und da kann ick mit’m Zug hinfahren.“

Dr. Sven Kayser sah die rundliche Arzthelferin mit den grauen Löckchen schmunzelnd an. „Haben Sie vor, mir meinen Urlaub madig zu machen, Icke?“

„Nüscht liegt mir ferner als dat, Chef“, beteuerte die wohlbeleibte Sprechstundenhilfe. „Ick sage bloß, wie ick persönlich zu so ’ner Südseereise stehe. Darf ick dat nich?“

„Aber ja“, gab der Grünwalder Arzt freundlich lächelnd zurück. „Sie dürfen bei mir alles. Das wissen Sie doch.“

„Mit anderen Worten: Ick jenieße bei Ihnen Narrenfreiheit.“

Dr. Kayser grinste. „Das haben Sie gesagt.“

„Und Sie widersprechen mir nich.“ Sven Kayser hob die Hände. „Ich werde mich hüten.“

„Bin ick so een unausstehlicher Drachen?“

Der Grünwalder Arzt lachte. „He, was ist denn mit Ihnen los, Icke? Sie kriegen heute ja alles in den falschen Hals.“ Er schlug einen versöhnlichen Ton an. „Ich schlage vor, wir vertragen uns wieder, und Sie rufen den nächsten Patienten herein. Wie viele sind denn noch draußen?“

„Dreie“, antwortete Schwester Gudrun. „Frau Heinwein, Frau Klausnitz und Herr Hübner.“

„Und wie viele Hausbesuche stehen auf dem Programm?“, erkundigte sich Sven Kayser.

„Ooch dreie.“

„Das hört sich gut an. Da steht einem gemütlichen Abend mit Solveig Abel wohl nichts im Wege.“

Schwester Gudrun ging zur Tür. Das Telefon läutete. Die korpulente Sprechstundenhilfe blieb stehen und drehte sich um. Der Arzt nahm den Hörer ab und meldete sich.

„Dr. Kayser.“

„Hallo, Sven“, kam eine warme, sympathische Frauenstimme aus dem Hörer.

„Solveig.“

Schwester Gudrun verließ das Behandlungszimmer.

„Störe ich?“, fragte Solveig Abel, die Besitzerin des gemütlichen Waldhotels.

„Nein“, antwortete der Grünwalder Arzt. „Ich habe soeben von dir gesprochen.“

„Ach ja?“, sagte Solveig. „Wir haben uns für heute Abend verabredet“, erinnerte sie den Mann ihres Herzens.

„Weiß ich doch“, gab Dr. Kayser lächelnd zurück.

„Wirst du pünktlich sein?“

„Selbstverständlich.“

„Na“, sagte Solveig skeptisch, „bei einem Arzt verlässt man sich besser nicht allzu sehr darauf. Ich musste da schon so manche schlechte Erfahrung machen.“

„Heute sind uns die Gestirne hold“, erklärte Sven Kayser heiter. „Im Wartezimmer sitzen nur noch drei Patienten.“

„Und wie viele Hausbesuche hast du anschließend zu absolvieren?“

„Nur drei.“

„Dann schaffst du’s.“

„Sag’ ich doch“, gab Sven Kayser zurück.

„Ich freue mich auf dich.“

Sven lachte leise. „Freut mich, dass du dich freust. Soll ich dir noch schnell etwas verraten, bevor ich auflege?“

„Was?“

„Ich liebe dich“, sagte Dr. Kayser und beendete das Gespräch.

Küsse im Paradies mit dir: Liebe und Schicksal Großband 3 Romane 10/2021

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