Читать книгу Küsse im Paradies mit dir: Liebe und Schicksal Großband 3 Romane 10/2021 - A. F. Morland - Страница 12
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Harry Dengler war Drehbuchautor. Er arbeitete mit Carl Klausnitz seit acht Jahren zusammen, und sie hatten schon so manchen beachtlichen Treffer gelandet.
Harry hatte Bea zuerst kennengelernt, und er bereute es, so naiv gewesen zu sein, sie seinem skrupellosen Freund vorzustellen, denn Carl Klausnitz hatte nichts Eiligeres zu tun gehabt, als sie ihm augenblicklich auszuspannen. Harry Dengler war zwar Freund des Hauses, aber nicht Beas Hausfreund. Auf diesen Unterschied legte sie großen Wert. Es gab Zeiten, da sah sie Harry öfter als ihren Mann, und wenn sie eine Schulter zum Ausweinen brauchte, kam sie auch immer zu ihm. Er war zwar sehr gerne ihr Freund, wäre aber viel lieber mehr gewesen, doch das ließ Bea bedauerlicherweise nicht zu. Solange sie mit Carl verheiratet war, durfte kein anderer Mann sie berühren.
Nach ihrem Arztbesuch fuhr sie zu Harry, weil sie wusste, dass Carl nicht zu Hause war und weil sie nicht allein sein wollte. Harry besaß ein Haus in Münchens Westend. Er öffnete auf ihr Läuten und freute sich über ihren Besuch.
„Bea“, sagte der gutaussehende Neununddreißigjährige überrascht. Er trug ein anthrazitfarbenes Strickhemd, in dessen Halsausschnitt sich eine knallgelbe Schalkrawatte bauschte.
„Hallo, Harry. Hast du ein bisschen Zeit für mich?“
„Klar.“ Er gab die Tür frei. „Komm rein. Warst du bei Dr.Kayser?“
„Ja“, sagte sie, während sie eintrat.
Harry schloss die Tür. „Was sagt er?“, wollte er wissen. Bea hatte mit ihm telefoniert und ihm von ihren Beschwerden erzählt.
„Mein Herz ist in Ordnung“, berichtete sie ihm nun.
„Da bin ich aber froh.“ Er ging mit Bea ins Wohnzimmer. „Es würde deinem Herzen wesentlich bessergehen, wenn du mir mehr Platz darin einräumen würdest.“
„Bitte,Harry“, sagte Bea ernst, „fang nicht wieder so an, sonst muss ich gehen.“
„Das will ich auf keinen Fall riskieren. Ich bin schon still“, versprach Harry Dengler lächelnd. „Weiß Dr. Kayser, was deine Herzschmerzen ausgelöst hat?“
Bea Klausnitz machte eine kleine vage Handbewegung. „Aufregung.“
Harry nickte mit finsterer Miene. Er wusste, worüber sich Bea so sehr aufgeregt hatte: Sie war dahintergekommen, dass ihr Mann eine monatelange Affäre mit der Hauptdarstellerin seines letzten Films gehabt hatte.
„Setz dich“, sagte er und zeigte auf das Sofa. „Was möchtest du trinken?“
Bea nahm Platz.
„Irgend etwas Alkoholfreies.“
„Okay.“ Er füllte zwei Gläser mit einem Multivitamindrink. In seinen tat er einen Schuss Whisky.
„Was tust du gerade?“
Harry setzte sich neben sie. „Ich sauge mir einen neuen Filmstoff aus dem Finger.“
„Worum geht es?“
„Ein Mörder und ein Kinderschänder sitzen im Gefängnis. Der Kinderschänder soll morgen entlassen werden. In dieser letzten gemeinsamen Nacht erzählt der Mörder dem Zellengenossen seine Lebensgeschichte, bis hin zum Mord... Ein brandaktuelles Thema.“
„Wirst du es Carl anbieten?“, fragte Bea.
„Weiß ich noch nicht.“ Harry trank. „Vielleicht mache ich den Film mit einem anderen Produzenten. Mir fällt es immer schwerer, mit Carl zu arbeiten.“
„Warum?“ Überrascht sah Bea den langjährigen Freund an.
„Er hat dir schon zu oft wehgetan. Es ist mir unbegreiflich, dass du ihm immer wieder verzeihst.“
Sie hob warnend den Finger.
Er winkte ab. „Ja, ja, schon gut. Ich sage nichts mehr.“
Sie schwiegen eine Weile. Dann sagte Bea: „Ich verspreche mir von unserer Reise in die Südsee sehr viel. Carl wird endlich einmal abschalten und sich rund um die Uhr ausschließlich mir widmen. Das kann unserer Ehe aus der Krise helfen.“
„Ich glaub’s nicht.“
„Weil du ein notorischer Schwarzseher bist.“
„Der Kater lässt das Mausen nicht“, knurrte Harry Dengler. „Ich bin eventuell bereit, Carl zuzugestehen, dass er wirklich die ehrliche Absicht hat, sich zu ändern, aber es wird ihm nicht gelingen, und weißt du, warum nicht? Weil Carl ein willensschwacher Mensch ist. Er hat Tag für Tag mit den hübschesten Mädchen zu tun, die ihm für eine Rolle jeden, selbst den geheimsten, Wunsch bereitwilligst erfüllen.“ Er nahm einen Schluck von seinem alkoholisch angereicherten Vitamingetränk. „Ein offenherziges Dekolleté. Ein vielversprechender Blick. Ein aufreizendes Wackeln mit dem Po... Und schon wirft Carl alle guten Vorsätze über Bord und wird rückfällig.“
„Ich muss ihm diese Chance geben“, sagte Bea Klausnitz ernst.
„Und was tust du, wenn er sie nicht nutzt?“
Bea seufzte. „Daran möchte ich im Augenblick lieber nicht denken.“