Читать книгу Küsse im Paradies mit dir: Liebe und Schicksal Großband 3 Romane 10/2021 - A. F. Morland - Страница 15
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Sibylle Fürst, jung, blond und sexy, hoffte auf eine Hauptrolle in Carl Klausnitz’ nächstem Film. Da sie aber absolut talentlos war, dachte der Produzent nicht im Traum daran, sich sein kostspieliges Projekt von ihr kaputtmachen zu lassen, was ihn allerdings nicht daran hinderte, genussvoll anzunehmen, was das üppige Starlet ihm so großzügig anbot. Sie war zu ihm ins Büro gekommen, in dem man nicht nur arbeiten, sondern auch auf verschiedene Arten schlafen konnte. Er hatte seine Sekretärin nach Hause geschickt, sich mit Sibylle eingeschlossen und die wohltuende Erfahrung gemacht, dass die vollbusige Blondine das, was sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit ihm anstellte, wesentlich besser beherrschte als die Schauspielerei. Hinterher kraulte sie ihn unterm Kinn, schnurrte wie ein Kätzchen und fragte: „Hat es dir gefallen, Hasiputz?“
Er rümpfte die Nase. „Nenn mich nicht Hasiputz.“
Sie kicherte. „Soll ich etwa wieder Herr Klausnitz zu dir sagen nach dem, was soeben vorgefallen ist?“
„Ich finde Hasiputz kindisch“, brummte der einundvierzigjährige Produzent. „Ich habe einen Vornamen.“
„Carl“, sagte Sibylle. Sie lag mit Klausnitz auf dem Sofa, das er mit einem einzigen Handgriff in ein breites, bequemes Bett verwandelt hatte.
„Ja, Carl.“
„Der ist mir zu spießig“, erklärte Sibylle.
„Ich heiße nun mal so.“
„Also gut Carl.“ Sie rückte etwas näher. „Erzähl mir von deinem nächsten Film. Wie wird er heißen?“
„Das steht noch nicht fest.“
„Wovon wird er handeln?“
„Das steht auch noch nicht fest.“
„Schreibt Harry Dengler noch am Drehbuch?“
„Ich weiß nicht, woran Harry zur Zeit schreibt“, erwiderte Carl Klausnitz.
Sibylle sah ihn leicht enttäuscht an.
„Ich dachte, du hättest schon ein neues Projekt in Angriff genommen.“
„Habe ich nicht.“
„Mir war so, als hättest du etwas in der Richtung erwähnt“, sagte Sibylle.
„Du musst dich verhört haben. Jetzt mache ich erst mal mit meiner Frau drei Wochen Urlaub in der Südsee. Dann werden wir weitersehen.“
Sibylle stach mit dem Zeigefinger zwischen seine Rippen. „Du hast mir eine tolle Rolle versprochen.“
„Ich wüsste nicht, wann.“
„Sei jetzt bitte nicht gemein, Carl“, schmollte Sibylle. „Du hast durchblicken lassen, dass in deinem neuen Film eine großartige Rolle für mich drin ist.“
Klausnitz griente. „Da wollte ich noch, dass du mit mir schläfst. Inzwischen hast du es getan. Jetzt hast du nichts mehr, was ich haben möchte, Schätzchen.“
Sibylle musterte ihn unsicher. „Das ist nicht dein Ernst.“
„Sehe ich aus, als würde ich scherzen?“
Sie japste nach Luft, war enttäuscht, empört, wütend.“
„Du mieser, gemeiner, berechnender, alter Bastard!“
„Bist du etwa nicht berechnend?“, gab Klausnitz frostig zurück. „Warum bist du mit mir ins Bett gegangen? Etwa, weil du mich so furchtbar gern hast?“
Sibylle Fürst setzte sich auf. Wut und Hass funkelten in ihren Augen. Ein Kampf tobte in ihr. Sie konnte sich nur mühsam beherrschen.
Sie lachte plötzlich gekünstelt. „Du ziehst mich auf. Du machst dir einen Jux mit mir. Du willst sehen, wie ich darauf reagiere. Herrje, und ich bin dumm genug, darauf hereinzufallen. Es tut mir leid, dass ich dich vorhin beleidigt habe. Mein Temperament ist mit mir durchgegangen. Das Temperament einer sensiblen Künstlerin. Du musst verzeihen.“
Carl Klausnitz stand auf und zog sich an.
„Du darfst mir nicht böse sein“, säuselte Sibylle. „Ich hab’s nicht so gemeint, wirklich nicht.“
„Die Party ist zu Ende“, erklärte Klausnitz rüde. „Würdest du dich bitte auch ankleiden?“
„Du wirfst mich doch nicht etwa raus?“, fragte sie entgeistert.
„Ich habe noch zu arbeiten.“
Sie strich mit der Hand einladend über das Laken. „Wir könnten doch noch mal...“
„Sei ein artiges Mädchen und tu, was ich sage.“
„Lass uns über die Südsee reden“, schlug Sibylle vor. „Musst du da unbedingt mit deiner Frau Urlaub machen? Ich wette, du hättest mit mir mehr Spaß. Wir könnten uns in diesen drei Wochen so richtig schön nahekommen. Ich würde dir jeden Wunsch von den Augen ablesen und...“
„Verdammt, bist du schwerhörig?“, brauste er auf. „Ich habe gesagt, du sollst dich anziehen.“
Sie zuckte zusammen, als hätte er sie ins Gesicht geschlagen. „So darfst du mich nicht behandeln.“ Zornestränen glänzten in ihren Augen. „So darf kein Mann mit Sibylle Fürst reden.“ „Ach nein?“, höhnte Carl Klausnitz. „Was willst du dagegen tun?“
„Wir haben einen Deal“, stieß Sibylle Fürst wütend hervor. „Ich habe meinen Teil des Geschäfts erfüllt. Jetzt bist, verdammt noch mal, du dran.“ Klausnitz schloss den Kragen seines Hemds und schob den Krawattenknopf hoch. „Hast du irgendeine schriftliche Zusage von mir in der Hand?“ „Nein, aber ich habe dein mündliches Versprechen.“
„Das ist nichts wert.“ Klausnitz zog sein Jackett an.
„Warum behandelst du mich wie den letzten Dreck?“ Jetzt rannen die Tränen über Sibylles Wangen, doch das störte den Produzenten nicht. „Was habe ich dir getan?“, schluchzte die Schauspielerin.
„Nichts“, antwortete Klausnitz. „Ich kann dich bloß nicht gebrauchen, und du willst das nicht einsehen. Deshalb zwingst du mich, grob zu sein, damit du endlich begreifst. Du hältst dich für eine erstklassige Schauspielerin, aber das bist du nicht. Du kannst keinen Film tragen. Du würdest unter dieser schweren, verantwortungsvollen Bürde glatt zusammenbrechen.“
„Gib mir eine Chance. Lass mich beweisen, dass du dich irrst“, flehte Sibylle.
Carl Klausnitz schüttelte den Kopf. „Ich kann es mir nicht leisten, ein Projekt in den Sand zu setzen. Ich bin Geschäftsmann, und ich bin meinen Geldgebern gegenüber verantwortlich.
Diese Leute sind eiskalte, nüchterne Rechner. Wenn ich wissentlich einen Flop baue, und wenn ich dir eine Hauptrolle gebe, weiß ich, dass der Film ein Flop wird, wenn ich also mutwillig einen Misserfolg produziere, kriege ich nie wieder eine müde Mark von ihnen. Dann kann Carl Klausnitz unter der Brücke schlafen.“ Er schlüpfte in seine Schuhe. „Das Leben ist hart, Herzchen. Und das Geschäftsleben noch viel härter. Da wird einem nichts geschenkt und kein Fehler verziehen.“
Sibylle fühlte sich in ihrer beruflichen Ehre gekränkt. ,,Ich bin also eine schlechte Schauspielerin, ja?“, schnappte sie und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen von den Wangen.
„Du bist nicht nur schlecht, du bist miserabel“, erwiderte Klausnitz schonungslos. „Hat dir das noch niemand gesagt?“
„Nein.“
„Das wundert mich.“
Ihre Augen verengten sich. „Wie erklärst du dir dann meinen Erfolg in ‘Schonzeit’, wenn ich so schlecht bin?“, fauchte sie. „Lothar Hesse, der kritischste aller Kritiker, hat meine schauspielerische Leistung gelobt und mir eine große Zukunft beim Film prophezeit.“ Klausnitz winkte ab. „Komm, Schätzchen, erzähl mir nichts. Es ist allgemein bekannt, dass du zu der Zeit mit Hesse liiert warst. Er war verrückt nach dir, deshalb hat er dir nicht weh getan. Seit du dich von ihm getrennt hast, lässt er kein gutes Haar mehr an dir.“
„Ihr Männer seid alle Dreckschweine.“
„Soll ich deine Klamotten aus dem Fenster werfen?“, fragte Klausnitz frostig.
Sibylle Fürst stand endlich auf. Carl Klausnitz machte aus dem Bett sofort wieder ein Sofa, damit die Blonde es sich nicht noch mal anders überlegen und sich wieder aufs Laken werfen konnte.
Sie zog sich an. „Das wird ein Nachspiel haben.“
„Du drohst mir?“, fragte Carl Klausnitz. Es klang beinahe belustigt.
„Ich werde dich verklagen.“
„Wo wirst du deine Klage einreichen?“ Klausnitz grinste. „Beim Salzamt?“
Sibylle zog ihre blickdichte Strumpfhose an. „Du hast mir eine Rolle versprochen. Renate Carstens hat es gehört. Sie ist meine Zeugin. Ich werde dich mit Hilfe meines Anwalts zwingen, zu deinem Wort zu stehen.“
„Du wirst keinen Anwalt brauchen“, lenkte der Filmproduzent überraschend ein. „Wir werden keinem Richter die Zeit stehlen. Diese Leute haben Wichtigeres zu tun.“ Er nickte mit gefurchter Stirn. „Na schön, ich will mal nicht so sein. Du kriegst eine Rolle in meinem nächsten Film.“ „Wirklich?“ Sibylle traute ihren Ohren nicht. Sie sah Carl Klausnitz ungläubig an, schlüpfte in ihren Minirock.
„Ja“, brummte Klausnitz, „aber keine Hauptrolle. Wenn du vernünftig bist und dich mit einer kleinen Nebenrolle begnügst, will ich sehen, was ich für dich tun kann.“
Eine kleine Nebenrolle. Das war zwar nicht gerade das, womit Sibylle Fürst gerechnet hatte, aber es war immer noch besser, als dem großen Heer der arbeitslosen Schauspieler anzugehören. Und mit jeder Rolle, die sie spielte, bot sich ihr die Möglichkeit, zu beweisen, dass Carl Klausnitz sich irrte, dass sie nicht nur schön, sondern sehr wohl auch eine begabte Schauspielerin war.
Sie zog ihre Bluse an und schob sie in den Rock. „Eine Nebenrolle“, nickte sie. „Okay. Einverstanden. Die Kubitschek ist als Leiche in ‘Melissä’ berühmt geworden. Das beweist, dass man die Nebenrollen nicht unterschätzen darf. Sie können ein gutes Sprungbrett für eine steile Karriere sein.“
Carl Klausnitz sah sie an und war sicher, dass sie nie Karriere machen würde, aber er schwieg. Warum sollte er ihr die Illusion nehmen?