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Bea Klausnitz war die vorletzte Patientin. Die schöne Frau war nicht glücklich, das sah man ihr an. Sie hatte schulterlanges sandfarbenes Haar und makellose Gesichtszüge, doch ein Ausdruck tiefer Melancholie lag in ihren samtbraunen Augen. Sie war seit drei Jahren mit dem Filmproduzenten Carl Klausnitz verheiratet, und es war ein offenes Geheimnis, dass die Ehe ziemlich brüchig war, weil Herr Klausnitz es mit der Treue nicht allzu genau nahm.

Junge, hübsche Schauspielerinnen, die von ihm eine Rolle bekommen wollten, mussten sich diese auf eine sattsam bekannte Weise verdienen. Und da sehr viele Starlets nach oben kommen wollten und bereit waren, dafür alles, wirklich alles, zu tun, war Klausnitz’ Besetzungscouch, zum Leidwesen seiner Frau, stets stark frequentiert.

Bea Klausnitz nagte nervös an der Unterlippe, während Dr. Kayser sich das EKG seiner Patientin genau ansah. „War es ein Infarkt, Herr Doktor?“, fragte sie gepresst, als sie die Spannung nicht länger ertrug.

Der Arzt legte den Streifen mit den Zacken und Kurven beiseite. „Nein, Frau Klausnitz“, beruhigte er die attraktive Patientin. „Das Elektrokardiogramm zeigt keine Auffälligkeiten.“

Bea Klausnitz atmete erleichtert auf. „Gott sei Dank. Ich dachte schon...“

„Haben Sie sich über irgend etwas aufgeregt, bevor Sie diese Herzschmerzen hatten?“

Bea Klausnitz nickte. „Über meinen Mann. Seit drei Jahren rege ich mich über ihn auf. Sie wissen, warum. Ich kann mich einfach nicht an Carls Untreue gewöhnen. Wenn er mir gleichgültig wäre... Aber das ist er mir nicht.“

„Lieben Sie ihn?“

„Liebe ist ein sehr großes Wort, Herr Doktor. Ich finde, man sollte damit behutsam umgehen. Ich empfinde sehr viel für meinen Mann. Ich möchte ihn nicht verlieren. Ich möchte mit ihm zusammenbleiben. Deshalb habe ich den Gedanken an Scheidung bisher auch immer wieder beiseite geschoben.“ Bea Klausnitz seufzte deprimiert. „Gott, was gäbe ich darum, wenn ich mit Carl endlich eine normale Ehe führen könnte. Er behauptet zwar immer wieder, endlich ernsthaft versuchen zu wollen, standhaft zu bleiben, aber wenn sich ihm dann ein blutjunges Ding willig an den Hals wirft, wird er doch immer wieder schwach.“ Sie schlug die Augen nieder. „Ich weiß nicht, wie lange ich das noch ertragen kann.“

„Soll ich ihm mal ins Gewissen reden?“, fragte der Grünwalder Arzt. „Nein.“

„Vielleicht hört er auf mich.“

Bea Klausnitz schüttelte den Kopf. „Danke für Ihr Angebot, Herr Doktor, aber nein, ich möchte das allein in Ordnung bringen.“

Sven Kayser zuckte die Schultern. „Wie Sie wollen. Sie können auch zu jedem späteren Zeitpunkt auf mein Angebot zurückkommen. Ich halte es aufrecht.“

„Vielleicht kann unsere Ehe sich im Urlaub normalisieren und festigen. Mein Mann ist ein Workaholic, wie Sie wissen. Er hat sich in den vergangenen drei Jahren keinen einzigen Tag Pause gegönnt. Immer arbeitet er. Ständig tüftelt er an neuen Filmprojekten herum. Kinofilme. Fernsehfilme. TV Serien... Wir haben noch nicht einmal eine Hochzeitsreise gemacht. Aber das werden wir nun endlich nachholen. Ich musste meinen Mann ziemlich lange beknien, bis er einwilligte, diese Traumreise mit mir zu machen.“

„Wohin soll’s denn gehen?“, erkundigte sich Sven Kayser.

„Direkt ins Paradies.“

„Und wo ist das?“, fragte Dr. Kayser schmunzelnd.

„In der Südsee.“

„Wo da genau?“, wollte der Grünwalder Arzt gespannt wissen. „Kennen Sie die Cook Islands?“ „Selbstverständlich.“

„Eine der Inseln heißt Aitutaki“, sagte Bea Klausnitz. „Auf ihr werden mein Mann und ich drei, hoffentlich traumhaft schöne Wochen verbringen.“

„Und wann?“

„In vierzehn Tagen reisen wir ab.“

Dr. Kayser schüttelte lächelnd den Kopf. „Was für Zufälle es doch gibt.“

„Wieso?“

„Ich werde zur selben Zeit auf den Cook Islands sein.“

Bea Klausnitz’ braune Augen weiteten sich überrascht und erfreut. „Ebenfalls auf Aitutaki?“

„Auf der Hauptinsel Rarotonga“, antwortete Sven Kayser.

„Allein?“

„Mit meiner langjährigen Freundin“, sagte Dr. Kayser.

„Wir müssen uns da mal treffen.“

„Unbedingt“, nickte Sven Kayser. „Und was Ihr Herz angeht, es wird sich in der Südsee mit Sicherheit prächtig erholen.“

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