Читать книгу 7 extra-spannende Thriller im August 2021: Krimi Paket - A. F. Morland - Страница 11

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Bount Reiniger gähnte so ungeniert, dass ein Flusspferd vor Neid erblasst wäre. Dies war wieder einer dieser Tage, an denen man besser im Bett blieb, damit nichts schiefgehen konnte.

Angefangen hatte es mit Junes Anruf und ihrer Krankmeldung. Schwere Erkältung.

„Ich stecke dich nur an, Bount, wenn ich ins Büro komme. In zwei Tagen bin ich wieder topfit. Bis dahin schlucke ich Fliedertee und gurgle mit Salbei. Momentan hast du ja sowieso kaum etwas für mich zu tun.“

„Und die Aufstellung für die Versicherung?“, widersprach er.

„Die machst du doch mit links. Alle erforderlichen Daten findest du in meinem Schreibtisch, rechts, zweite Schublade von oben.“

Bei der sprichwörtlichen Ordnungsliebe seiner Mitarbeiterin hatte Bount keine Bedenken, die Unterlagen zu finden. Unglücklicherweise riss er die Schublade so ungestüm auf, dass sie auf dem Fußboden landete und der Inhalt verstreut herumlag. Erst jetzt stellte er fest, dass sich in der hintersten Ecke auch ein Glas mit Pulverkaffee befunden hatte. Der sah auf dem hellen Teppichboden ganz besonders hübsch aus.

Als Bount sich daran machte, die Spuren seines Temperaments zu beseitigen, summte das Telefon. Er schoss in die Höhe und knallte mit dem Kopf gegen die Schublade, die er inzwischen wieder an ihren angestammten Platz befördert und zur Hälfte eingeräumt hatte. Er unterdrückte einen Fluch und schnappte sich den Hörer.

Am anderen Ende der Leitung meldete sich ein Mister Steiger, der mit Verschwörerstimme in die Muschel flüsterte, dass er Bount Reiniger noch an diesem Vormittag unbedingt sprechen müsste.

Der vereinbarte Termin war bereits um drei Stunden überschritten. Steiger war noch nicht auf gekreuzt. Bounts Laune wurde bei der eintönigen Schreibarbeit für die Versicherung nicht gerade besser. Er beschriftete den Briefumschlag und klebte ihn zu. Eigentlich sollte er schnellstens zur Post. Aber wenn Steiger doch noch kam? Also wartete Bount weiter, gähnte, dass die Kiefer krachten, und führte noch einige Telefongespräche.

Eines davon holte seinen Freund Captain Toby Rogers an die Strippe. Es musste an diesem blödsinnigen Tag liegen, aber der Leiter der Mordkommission Manhattan C/II war denkbar schlecht aufgelegt.

„Wenn du nur anrufst, um ein paar von deinen geistreichen Sprüchen loszuwerden“, schnaufte er angriffslustig, „dann lass dir gesagt sein, dass manche Leute ihre Sandwiches durch harte Arbeit verdienen müssen.“

„Tatsächlich?“, konterte Bount. „Wer hat dir das zugetragen?“

„Ich spreche von den unterbezahlten Polizeikulis“, präzisierte der schwergewichtige Captain. „Während du faul auf der Bärenhaut liegst und nur die pünktliche Überweisung deiner Honorare überwachst, müssen wir uns mit Killern übelster Sorte herumschlagen. Und anstatt froh sein zu dürfen, wenn sich die Typen einmal gegenseitig umlegen, sind wir auch noch gezwungen, die Täter zu ermitteln und ihnen den Mord nachzuweisen. Wenn dann aber ehrliche Bürger unsere Hilfe brauchen, fehlen uns die Zeit und die Leute, um uns darum zu kümmern. Es ist zum Heulen.“

Bount gab eine unpassende Bemerkung über weinende Männer von sich und sah ein, dass auch Toby heute nicht zu seiner Aufheiterung beitragen konnte. Also beendete er das Gespräch, angelte sich - nach einem erneuten Blick auf die Uhr - den Brief für die Versicherung und verließ das Büro. Dieser Steiger sollte ihm doch mal kreuzweise ... Schließlich hätte er ja wenigstens anrufen können.

Auf dem Weg zum Lift überfielen ihn düstere Gedanken.

Konnte es nicht sein, dass der Mann an einem zweiten Anruf gehindert wurde? Möglicherweise kam für ihn jede Hilfe, die er sich von einem Privatdetektiv erhofft hatte, zu spät. Mit dieser Vision im Kopf stürmte Bount in den Fahrstuhl, kaum dass sich die Tür geöffnet hatte. Prompt prallte er mit einem Mann zusammen, der im Begriff war, die Kabine zu verlassen. Sie murmelten beide eine Entschuldigung und drängten sich aneinander vorbei.

Als sich die Tür schon fast wieder geschlossen hatte, durchzuckte Bount ein plötzlicher Gedanke. Er machte kehrt und knallte zum zweiten Mal gegen den Fremden, der es sich ebenfalls anders überlegt hatte und unbedingt wieder in den Lift wollte.

„Mister Steiger?“

„Mister Reiniger?“

Bount grinste. Hatte er also tatsächlich recht gehabt. Steiger grinste nicht. Sein Gesicht blieb so grämlich, als hätte er soeben einen negativen Steuerbescheid erhalten.

„Ich muss mich für meine Unpünktlichkeit entschuldigen, Mister Reiniger. Das ist sonst nicht meine Art.“

„Es ist sonst auch nicht meine Gewohnheit, Leute über den Haufen zu rennen. Ich hatte in der Tat nicht mehr mit Ihnen gerechnet. Gehen wir in mein Büro! Hier im Aufzug gibt es ja nicht einmal Stühle.“

Es gelang Bount nicht, dem Mann ein Lächeln zu entlocken. Wahrscheinlich hatte sich dessen Sekretärin auch krankgemeldet. Die Folgen konnte gerade Bount sich bestens ausmalen.

Als sich die Männer gegenübersaßen, bot Bount seinem Besucher eine Pall Mall an, die dieser jedoch ablehnte.

„Rauchen ist ein Laster, das leider von vielen auf die leichte Schulter genommen wird.“

„Wie recht Sie haben, Mister Steiger. Dann verschmähen Sie sicher auch meinen Bourbon.“

„Ich trinke nie.“

„Sehr vernünftig!“, lobte Bount und verzichtete ebenfalls auf sein geliebtes Stäbchen. Er versuchte, das Anliegen des Mannes mit der Halbglatze zu erraten. Um eine Frau ging es vermutlich nicht. Es war nur schwer vorstellbar, dass Steiger ausgerechnet durch diese Leidenschaft in Bedrängnis geraten wäre.

„Es handelt sich um meinen Sohn Gordon“, begann sein Gegenüber nach kurzem Zögern.

Aha! Wo es einen Sohn gab, musste auch - wenigstens einmal - eine Frau im Spiel gewesen sein. So konnte man sich täuschen.

„Ich habe mich immer bemüht, ihn zu einem ehrlichen Menschen zu erziehen“, fuhr Steiger gepresst fort. „Immer wieder habe ich ihm die Folgen des lasterhaften Lebens vor Augen geführt. Leider hatte ich nur mäßigen Erfolg. Gordon geriet an der Universität an einen Burschen, der ihm einredete, dass es einen leichteren Weg gäbe, sein Geld zu verdienen als ausgerechnet durch ehrliche Arbeit. Seinen plötzlichen Wunsch nach einem schweren Motorrad erfüllte ich ihm selbstverständlich nicht. Dafür setzte ich ihm eindringlich die damit verbundenen Gefahren auseinander. Trotzdem fuhr er eines Tages mit einer 1000er Maschine vor. Er wollte mir weismachen, er habe sie auf Abzahlung gekauft. Aber ich fand in seinem Schrank die quittierte Rechnung über den gesamten Betrag. Es war mir unverständlich, wie Gordon an eine derartige Summe gekommen sein sollte. In meiner eigenen Kasse stellte ich keinen Fehlbetrag fest. Die Antwort wusste die Polizei, die meinen Sohn zwei Tage später verhaftete. Vor einem Monat wurde er aus dem Gefängnis entlassen.“ Gerald Steiger atmete schwer und biss die Zähne zusammen. Über diese familiäre Schande zu sprechen, fiel ihm offensichtlich schwer.

Bount wartete geduldig. Es war klar, dass nicht diese Beichte der Zweck des Besuches war. Möglicherweise wurde Steiger, der aus dem Nichts ein gutgehendes Maklerbüro aufgebaut hatte, mit dem Fehltritt seines Sprösslings erpresst. Wer vertraute sein Geld schon einem Mann an, in dessen Familie man es mit fremdem Eigentum nicht so genau nahm?

„Sie werden fragen, warum ich Ihnen diese alten Geschichten erzähle“, fuhr Gerald Steiger nach einer Weile mühsam fort. „Das will ich Ihnen sagen. Ich habe Grund zu der Annahme, dass Gordon aus seinem Fehler nicht gelernt hat. Zwar hat er mir während seiner Haft immer wieder beteuert, aus Schaden klug geworden zu sein, doch das glaube ich jetzt nicht mehr.“

„Und warum nicht?“

„Gordon trifft sich mit Leuten, deren Namen er mir verheimlicht. Er erhält Anrufe, die er in einer Weise entgegennimmt, als sollte ich nicht erfahren, worüber er sich unterhält. Er kommt seit drei Tagen erst mitten in der Nacht nach Hause und tischt mir das Märchen von einer angeblichen Freundin auf, die aber mit Sicherheit nicht existiert. Frauen gegenüber war Gordon schon immer eher unbeholfen.“

Kein Wunder, dachte Bount. Schließlich hat ihm sein Vater bestimmt jede Freude als Laster angeprangert. So ganz unschuldig bist du nicht, mein Lieber, dass dein Sohn aus dem bürgerlichen Leben ausgebrochen ist. Laut sagte er: „Nach dem Gefängnisaufenthalt hat er sicher einiges nachzuholen, Mister Steiger. Daraus gleich ein Verbrechen abzuleiten, erscheint mir übereilt.“

Gerald Steiger nickte und griff in seine Brusttasche.

„Und was halten Sie davon?“ Er schob Bount ein zusammengefaltetes Blatt Papier über den Schreibtisch. Wenn Bount eine Namensliste oder vielleicht den Grundriss einer Bank erwartet hatte, so wurde er enttäuscht. Der Zettel enthielt lediglich eine simple Rechenaufgabe, die jemand schriftlich gelöst hatte. Das Ergebnis lautete zweihundertfünfzigtausend Dollar. Es war dick unterstrichen und mit mehreren Ausrufezeichen versehen.

„Ich nehme an, Sie haben es bei Ihrem Sohn gefunden“, vermutete Bount.

Gerald Steiger bestätigte das aufgeregt.

„Das ist nur eine Fotokopie. Das Original entdeckte ich unter seinem Kopfkissen. Wissen Sie, was das ist? Gordon plant eine große Sache, und sein Anteil daraus beträgt eine Viertelmillion.“

Bount blieb gelassen.

„Das sieht zwar auf den ersten Blick so aus, kann aber genauso gut eine ganz harmlose. Erklärung haben.“

„Okay, Mister Reiniger. Niemand wäre darüber glücklicher als ich. Aber ich möchte Sie bitten, das für mich herauszufinden. Gordon darf kein zweites Mal abrutschen. Dann fängt er sich nie wieder. Er ist so leicht für etwas zu begeistern. Im Gefängnis hat er zweifellos Leute kennengelernt, die ihm irgendwelche Flöhe ins Ohr gesetzt haben. Bedenken Sie, dass diese Rechnung von einer vollen Million ausgeht. Das kann kein Taschendiebstahl sein. Es geht um eine ganz üble Sache. Mindestens Erpressung. Kidnapping vielleicht, Rauschgift oder gar Mord.“

Gerald Steiger starrte an Bount Reiniger vorbei. Seine Augen waren stumpf, als würde er schon nicht mehr leben. Seine Hände zitterten leicht.

„Sie haben mir noch nicht gesagt, wofür Ihr Sohn verurteilt wurde? Das Motorrad kann er ja wohl nicht gestohlen haben, wenn Sie eine Rechnung darüber fanden.“

„Die Maschine nicht, aber das Geld dafür. Er nahm es aus dem Wandsafe einer Firma, in der er einen guten Job hatte. Achttausend Dollar. Ich kann es noch immer nicht fassen.“

„Was erwarten Sie konkret von mir? Soll ich Ihren Sohn ins Gebet nehmen?“

„Das würde nichts nützen. Das habe ich bereits mehrfach getan. Er lacht nur und behauptet, ich sähe Gespenster. Er sagt, ich könne unbesorgt sein. Er würde mir schon bald das tollste Mädchen als Schwiegertochter vorstellen. Beobachten Sie ihn! Folgen Sie ihm auf Schritt und Tritt! Finden Sie heraus, was er plant, und verhindern Sie es!“

Bount stellte noch verschiedene Fragen. Vor allem bat er um ein Foto des Jungen.

„Hat er schon wieder einen Job?“

„Als Zeitungsausfahrer. Dabei verdient er natürlich nicht viel.“

„Ich würde mir gern einmal sein Zimmer ansehen.“

„Dann kommen Sie am besten gleich mit“, schlug Gerald Steiger vor. „Gordon ist heute nicht zur Arbeit gefahren. Das ist auch der Grund, warum ich Sie so lange warten ließ. Der Junge ist äußerst misstrauisch. Ich fürchtete, er würde mir heimlich folgen und herausfinden, dass ich ihn beobachten lassen will. Er hat erst sehr spät das Haus verlassen. Ich bin sicher, dass er sich wieder mit diesen Halunken trifft, die ihn endgültig in den Sumpf ziehen wollen.“

„Es könnte sich um Mithäftlinge handeln, die ungefähr zur gleichen Zeit entlassen wurden“, überlegte Bount laut.

„Daran habe ich auch schon gedacht. Die Gefängnisdirektion verweigert mir darüber aber jede Auskunft.“

„Macht nichts. Das kriege ich schon heraus.“ Bount erhob sich und nahm seine Jacke von der Stuhllehne. Wenn sein Auftraggeber recht behielt, würde er keine leichte Nuss zu knacken haben.

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