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Bount Reiniger fuhr den ganzen Tag von einer Adresse zur anderen und sprach mit Männern, denen er so ziemlich jede Schandtat zugetraut hätte. Dabei müsste er sich dauernd frech anreden und verhöhnen lassen. Auf der Suche nach Gordon Steiger oder Hazards möglichem Mörder kam er jedoch keinen Schritt weiter. Am späten Abend fehlten ihm noch zwei Namen von Toby Kowlands Liste. Die beiden hatte er nicht angetroffen. Er wollte am nächsten Tag erneut sein Glück versuchen.

Gerald Steiger, den er anrief, war noch immer außer sich.

„Gordon hat sich nicht mehr gemeldet“, berichtete er bekümmert. „Was haben Sie getan, um ihn zu finden?“

Bount zählte sämtliche Namen auf, auf die er seine Hoffnung gesetzt hatte. Sie sagten Steiger nichts. Seines Wissens hatte sein Sohn nie mit einem von ihnen zu tun gehabt

„Heute Nachmittag bekam Gordon einen Anruf“, sagte er. „Eine Nelly Randvyl hat sich erkundigt, warum er gestern nicht gekommen sei.“

„Wohin gekommen?“

„In irgendeine Kneipe. Angeblich wollten sie sich dort treffen. Den Namen habe ich vergessen.“

„Wie können Sie so etwas vergessen?“, brauste Bount auf. „Begreifen Sie nicht, dass uns gerade diese Dinge weiterhelfen?“

„Unsinn! Sie haben doch gehört, dass er sich dort nicht hat blicken lassen.“

„Aber früher war er sicher dort. Man kennt ihn da. Man weiß, mit wem er sich traf. Die Adresse dieser Nelly haben Sie sich vermutlich auch nicht geben lassen.“

„Dazu hatte ich gar keine Gelegenheit. Als sie erfuhr, dass die Polizei Gordon sucht, hat sie sofort aufgelegt.“

Nelly Randvyl! Bount hoffte, dass es nicht allzu viele davon in New York gab. Er blätterte im Telefonbuch und stieß auf zwei Vertreterinnen dieses Namens. Da die eine auf Staten Islands wohnte, entschied er sich für die andere und rief sie an. Eine ärgerliche Stimme meldete sich: „Bist du's, Gordon?“

Bount versuchte es mit einem Bluff.

„Ich habe gehört, du hast bei mir angerufen?“

„Richtig. Dein Alter scheint aber genauso ein Esel zu sein wie du. Ich habe auf dich gewartet. Hast du mir nichts zu sagen?“

„Wieso ich? Ich war pünktlich. Nur du bist nicht gekommen.“

„Sag mal, bei dir piept’s wohl? Eine geschlagene Stunde habe ich im Doll’s House rumgehangen. Ich wollte mich sogar wegen des Streits bei dir entschuldigen. Aber du hast mich einfach sitzenlassen.“

„Ich kann dir das erklären, Nelly. Können wir uns gleich treffen?“

„Ist es wegen der Bullen?“

„Ach, das weißt du also schon. Ich bin in zwanzig Minuten im Doll‘s House. Lass mich bitte nicht im Stich!“

Bount legte auf, bevor die Frau Einwände erheben konnte. Vielleicht hatte er Glück, und sie kam tatsächlich. Auf jeden Fall wusste er nun, wo er neue Informationen über den Verschwundenen sammeln konnte.

Das Lokal trug seinen Namen nicht grundlos. In dem Puppenhaus dominierte die Weiblichkeit, jedenfalls was die Angestellten betraf. Bount vermutete aber, dass hinter den Kulissen ein paar schlagkräftige Männer auf den reibungslosen Ablauf der Geschäfte achteten.

Er näherte sich dem Tresen und erkundigte sich dort nach der Gesuchten. Die Blondine, die er fragte, musterte ihn und ersparte sich den verführerischen Blick. Sie spürte wohl, dass sie an ihm nicht viel verdienen würde.

„Mach ihr keinen Ärger!“, warnte sie leise. „Nelly ist ein braves Mädchen.“ Sie zeigte mit dem Daumen über ihre Schulter.

Das „brave Mädchen“ sprang Bount fast an, als sie erkannte, dass sie hereingelegt worden war. Sie griff nach einem Bierglas und schleuderte es in Bounts Richtung. Bount duckte sich und bekam nur ein paar Spritzer ab. Dafür schluckte sein Hintermann die ganze Ladung. Der gab Bount dafür die Schuld und langte zu. Bount packte ihn am Kragen und setzte ihn auf den nächsten Stuhl.

„So, und hier bleibst du hocken, bis ich dir erlaube, dich wieder zu rühren“, befahl er drohend. „Das war nicht mein Bier.“

Dann ging er zu Nelly Randvyl hinüber, die vor Wut am ganzen Körper zitterte.

„Kleines Missverständnis“, entschuldigte Bount seinen Bluff am Telefon. „Ich bin aber tatsächlich hier, um Ihnen zu helfen. Ihnen und Gordon. Ihr Freund steckt nämlich in einer üblen Klemme. Sie könnten ihm helfen. Nicht mit einem falschen Alibi, sondern mit der Wahrheit. Wie stehen Sie dazu?“

„Ich habe Durst.“

Bount seufzte.

„Das Bier scheint Ihnen hier nicht zu schmecken. Was darf ich Ihnen bestellen?“

„Bier. Im Übrigen weiß ich überhaupt nichts.“

„Aber Sie erinnern sich, dass Sie mit Gordon hier verabredet waren?“

„Natürlich.“

„Sie erwähnten einen Streit. Wann war der?“

Sie zog einen Schmollmund, wodurch deutlich wurde, dass sie den Lippenstift viel zu dick aufgetragen hatte. Auch sonst war sie aufdringlich geschminkt, wie fast alle Frauen hier.

„Letzten Dienstagabend. Aber das geht Sie schließlich nichts an.“

„Am Abend oder in der Nacht?“, beharrte Bount.

„Da mache ich keinen Unterschied. Es kann gegen halb drei gewesen sein. Gordon kriegte plötzlich einen Moralischen. Ich war ihm nicht mehr gut genug. Er träumte von einem sogenannten anständigen Mädchen. Und das in meinen Armen. Da habe ich ihm meinen Cassettenrecorder an den Kopf geschleudert und ihn rausgeworfen. Hinterher tat es mir dann leid.“

Bount erinnerte sich, bei Gordon Steiger eine Schramme an der Stirn bemerkt zu haben. Das war zwar noch kein Unschuldsbeweis, doch wenn Steiger in der Nacht bis halb drei bei Nelly Randvyl gewesen war, kam er als Mörder von Evan Hazard kaum in Betracht. Das war das Interessanteste, was er von der Frau erfuhr. Sonst wusste sie nichts Nennenswertes. Sie hielt Gordon Steiger nicht für einen Mörder.

„Dazu ist er zu weich.“ Aber sie schloss nicht aus, dass er sich bereitfinden würde, bei einem gewinnbringenden Unternehmen mitzumachen, auch wenn das nicht mit den Gesetzen in Einklang zu bringen war. „Gordon will unbedingt die finanzielle Abhängigkeit zu seinem Vater abschütteln. Er lässt sich auch leicht beeinflussen. Leider nicht von mir. Ich glaube aber, dass es da einen Kerl gibt, mit dem er sich hin und wieder im Taifun trifft.“

Na also! Das hörte sich ja schon ganz gut an. Bount beschloss, noch nicht Feierabend zu machen, sondern dem Taifun einen Besuch abzustatten.

Als er auf die Straße trat, peitschte ein Schuss auf. Er hätte Bount vermutlich getötet, wenn der Detektiv nicht im selben Augenblick von einem Betrunkenen angerempelt worden wäre, der unbedingt an ihm vorbei wollte. Bount wurde zur Seite geschleudert und hörte neben sich einen Aufschrei. Der Betrunkene blutete am Arm und stierte den Detektiv so entgeistert an, als hätte dieser ihn gebissen.

Bount sah mit einem Blick, dass es sich um keine gefährliche Verletzung handelte. Der Mann brauchte seine Hilfe nicht. Also konnte er versuchen, dem Halunken zu folgen, der aus dem schwarzen Peugeot auf ihn geschossen hatte. Er spurtete los, um seinen geparkten Mercedes zu erreichen. Da sah er, dass der Kerl erneut auf ihn anlegte. Viel konnte Bount von ihm nicht erkennen, denn der Mann hatte sich eine Strumpfmaske übers Gesicht gezogen. Außerdem trug er eine schwarze Lederjacke und ein Schießeisen, mit dem er umzugehen verstand. Die zweite Kugel verfehlte Bount nur deshalb, weil er sich auf den Bauch warf.

Zum Glück hatte Bount die Automatic bei sich. Seine Hand glitt unter die Jacke und zerrte die Pistole heraus. Blitzschnell rollte er zur Seite und feuerte auf die Hinterreifen der Limousine.

Eine Kugel traf. Die Luft entwich zischend.

Der Gangster merkte es sofort. Er sprang aus dem Wagen, gab noch zwei Schüsse in Bounts Richtung ab und jagte dann mit langen Sätzen davon. Bount stemmte sich in die Höhe und hetzte hinterher. Er musste den Knaben erwischen. Doch der Bursche war unheimlich schnell. Vor allem aber kannte er sich in der Gegend gut aus. Er verschwand in einem finsteren Torbogen.

Bount schätzte, dass der Kerl noch über zwei oder drei Kugeln verfügte. Das konnte tödlich sein, wenn er ihm genau vor die Mündung lief. Vorsichtig schlich er weiter. Kein Mensch war zu sehen oder zu hören.

Bount fragte sich, ob er Gordon Steiger diese Überraschung zu verdanken hatte. Oder Rhys Trosper? Oder einem der anderen Männer, mit denen er sich im Laufe des Tages - meist nicht sehr freundschaftlich - unterhalten hatte.

Durch das Tor gelangte Bount in einen Hof. Hier standen zwei Lieferwagen und ein Motorrad. Von dem Schützen fehlte jede Spur. Bount untersuchte den gesamten Hof und entdeckte auch die beiden Türen. Die eine war verschlossen. Die andere ließ sich öffnen. Sie führte wieder auf die Straße zurück.

Bount sah sich um. Einer der Passanten konnte der Mann sein, den er suchte. Der Kerl brauchte sich nur irgendwo seiner Maske und der Lederjacke entledigt zu haben. Aber nirgends sah Bount einen der Männer, mit denen er heute gesprochen hatte. Es war sinnlos. Der Schütze war ihm entwischt.

Während er zum Puppenhaus zurückging, jagten beunruhigende Gedanken durch seinen Kopf. Dass die Schüsse tatsächlich ihm gegolten hatten, bezweifelte er nicht. Das konnte doch nur bedeuten, dass er jemandem ganz erheblich auf die Zehen gestiegen war, ohne es gemerkt zu haben.

Auf jeden Fall stand eins fest: Der Schütze würde es nicht bei dem gescheiterten Mordversuch bewenden lassen. Bount musste in Zukunft höllisch aufpassen.

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