Читать книгу 7 extra-spannende Thriller im August 2021: Krimi Paket - A. F. Morland - Страница 13
4
ОглавлениеBount fuhr zu Toby Rogers, obwohl er damit rechnen musste, von ihm an die Luft gesetzt zu werden. Doch die Laune des Captains hatte sich in der Zwischenzeit etwas gebessert. Als er die Tür zu seinem Büro öffnete, rang er sich sogar ein Lächeln ab, auch wenn es mächtig gequält wirkte.
„Tut mir leid, dass ich dich vorhin so angebissen habe“, knurrte er.
„Vergeben und vergessen“, versicherte Bount gnädig.
Toby machte ein Gesicht wie eine Bulldogge.
„So friedfertig? Dann willst du bestimmt etwas von mir. Aber das sage ich dir gleich: Ich habe keine Zeit. Ich muss heute noch einen Bericht abliefern, in dem ich nach Möglichkeit den Namen des Mörders, zumindest aber des dringend der Tat Verdächtigen nenne. Mach das mal, wenn du keinen blassen Schimmer hast, wer den Halunken voll Blei gepumpt haben könnte. Wenn so ein Ganove ins Gras beißt, kommen in der Regel tausend Leute in Betracht. Meine Männer verhören wie die Irren. Wenn du die Protokolle liest, bist du davon überzeugt, dass in Manhattan die Gangster längst ausgestorben sind. Eine Spielweise für Engel. Es fehlt nur noch, dass sie sich durch ein Versandhaus Heiligenscheine beschaffen.“
„Warum ist der Tod dieses Mannes von solcher Bedeutung? Sagtest du nicht, dass es sich um einen Verbrecher handelt?“
„Der hatte in seinem Leben schon mehr gesiebte Luft geatmet, als du dir träumen lässt. Ein ganz schwerer Junge. Und unverbesserlich. So einer hätte nie wieder frei herumlaufen dürfen. Jedenfalls sprach eine Menge dafür, dass er ein ganz großes Ding plante. Die Kollegen von der Sprengstoff-Abteilung hatten sogar ständig zwei Mann auf ihn angesetzt, um herauszufinden, was er im Schilde führte. Der Kerl hat sie aber abgeschüttelt, und prompt überlebt er das nicht. Ich weine ihm keine Träne nach. Der Haken ist nur: Was wird aus seinem Vorhaben? Führen das nun andere aus? Wenn Dynamit im Spiel ist, hört der Spass auf. Da sind oft genug ein paar Unbeteiligte die Leidtragenden. Attorney Brown befürchtet sogar, dass sich der Bursche ein paar politischen Querköpfen verdingt hatte. Du kannst dir denken, dass in solchen Fällen alles rotiert.“
„Kümmert sich nicht das FBI darum?“, wunderte Bount sich. „Das ist doch ihr Ressort.“
„Du weißt doch, wie das ist. Wenn’s erst mal irgendwo gekracht hat, sind das FBI und die CIA plötzlich superklug und überhäufen uns mit Vorwürfen. Wenn wir aber vorher einen Verdacht äußern, verlangt man hieb- und stichfeste Fakten von uns. Na, und die will Brown aus diesem Grunde schriftlich von mir haben. Der Alte lässt sich eben nicht gerne auf den Teller spucken.“
„Okay!“, meinte Bount. „Ich gebe zu, dass ich nicht in deiner Haut stecken möchte. Du hast aber auch Vorteile. Zum Beispiel erhältst du anstandslos Informationen, die normalen Sterblichen verwehrt werden.“
Toby Rogers winkte müde ab.
„Habe schon verstanden. Du willst mich wieder einmal als Auskunftei benutzen. Aber wie schon gesagt, wenn du mehr wissen willst als nur die nackte Feststellung, dass es draußen regnet, muss ich dich auf morgen vertrösten. Vor diesem verdammten Bericht geht nichts. Es sei denn ...“ Er blinzelte Bount verschlagen an.
„Es sei denn was?“
„Du leihst mir deine reizende Sekretärin für ein paar Stunden aus. Ich habe in unserem ganzen Saftladen noch keine Frau kennengelernt, die einen Satz so vieldeutig formulieren kann wie sie. Wenn June mir den kleinen Gefallen tut, gewinne ich bestimmt ein paar Minuten Zeit, in denen ich mich dir erkenntlich zeigen kann.“
„June ist krank. Die fällt für mindestens zwei Tage aus. Du kannst sie ja nach Dienstschluss besuchen, wenn du dich unbedingt mit Bazillen eindecken willst.“
Toby schaute Bount düster an.
„Das hätte ich mir denken können. Alles machst du kaputt. Sogar solch ein Prachtgeschöpf. Pass auf! Lass mir deine Fragen hier! Ich kümmere mich darum, sobald ich Zeit finde.“
„Die Frage ist schon formuliert. Ich will nur wissen, wer ungefähr zur gleichen Zeit wie ein gewisser Gordon Steiger aus dem Gefängnis von Kingston entlassen wurde. Das war vor einem Monat. Ruf mich gleich an, sobald du es weißt! Ich schreibe dir hier den Namen noch mal auf. Bei deinem Gedächtnis kann man ja nie wissen.“
Bevor Toby Rogers nach dem Aschenbecher greifen konnte, um ihn als Wurfgeschoss zweckzuentfremden, verdrückte Bount sich vorsichtshalber. Er wollte Toby nicht länger aufhalten. Umso schneller würde er seine Information bekommen. Unabhängig davon wollte er selbst sein Glück bei der Gefängnisdirektion in Kingston versuchen. Er glaubte aber an keinen Erfolg. Zumindest würde es eine Menge Rückfragen geben, die viel Zeit kosteten.
Bount fuhr nach Hause und hörte seinen Anrufbeantworter ab. Es war nichts Wichtiges auf dem Band. June hatte angerufen. Sie langweilte sich und stellte in Aussicht, doch schon morgen wieder im Büro zu erscheinen. Bount lächelte und wählte ihre Nummer. Er bestellte ihr von Toby schöne Grüße und versicherte ihr, dass sie durch nichts zu ersetzen sei, aber dass er sie umgehend hinauswerfen würde, falls sie es wagte, seinen Atembereich zu verseuchen.
„Ruhe dich getrost ein bisschen aus. Ich komme ganz gut ohne dich zurecht. Momentan trete ich ohnehin auf der Stelle.“ Er informierte sie kurz über den neuesten Fall, mit dem er betraut worden war, und wünschte ihr gute Besserung.
Anschließend suchte er die Nummer der Firma Casket heraus und rief dort an. Dort war aber schon Feierabend. Die Vermittlung war nicht mehr besetzt. Der Pförtner nahm das Gespräch entgegen.
„Rufen Sie morgen wieder an, Sir“, schlug der Mann vor. „Jetzt sind nur noch die Putzfrauen hier.“
„Dann geben Sie mir bitte die Privatnummer Ihres Personalchefs, des Verkaufsleiters oder des Herrn, der für die Fertigung verantwortlich ist.“
Er hörte meckerndes Lachen.
„Sonst haben Sie keine Wünsche mehr, wie? Sind Sie von der Feuerwehr?“
„Wie kommen Sie darauf?“
„Anderen Leuten darf ich die Privatnummern der Herren nicht geben. Tut mir leid.“ Er legte auf.
Bount ärgerte sich. Er war nahe daran, ein zweites Mal zu wählen und dem Mann etwas mehr Höflichkeit beizubringen. Doch dann sagte er sich, dass der Pförtner eben seine Vorschriften hatte und es gut war, wenn es auch ein paar Leute gab, die sich an ihre Anweisungen hielten. Er nahm sich vor, morgen gleich in aller Frühe erneut sein Glück zu versuchen.
Dann zog er die Fotokopie aus seiner Jackentasche und legte sie vor sich auf den Schreibtisch. Sehr viel konnte er damit nicht anfangen. Die Eingeweide eines Safes bestanden aus einer komplizierten Elektronik, die auf der primitiven Skizze allerdings nur angedeutet war. Für einen versierten Geldschrankknacker musste die Zeichnung jedoch mit Sicherheit eine große Hilfe sein.
Das Telefon schlug an. Bount hoffte, dass es vielleicht doch noch Toby war, und meldete sich erwartungsvoll.
„Steiger“, nannte der Anrufer gedämpft seinen Namen.
„Steiger?“, fragte Bount tastend. Der Mann sprach sehr leise. Wahrscheinlich wurde er wieder belauscht.
„Sie wissen doch, Mister Reiniger. Es geht um meinen Sohn Gordon.“
„Natürlich, Mister Steiger. Können Sie reden, oder wollen wir uns irgendwo treffen?“
„Ist nicht nötig, Sie verdammter Schnüffler!“, tönte es jetzt schrill aus der Muschel. „Ich habe kein Bedürfnis, Sie zu sehen. Ich wollte mich nur vergewissern, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege. Ich habe alle Reinigers im Telefonbuch überprüft und tatsächlich einen Privatdetektiv darunter gefunden. Jetzt weiß ich, dass Sie der Typ sind, der angeblich ein Haus kaufen möchte. Hören Sie! Nur weil ich ein paar Monate gesessen habe, bin ich noch längst nicht schwachsinnig geworden. Ich weiß nicht, warum sich mein alter Herr Sorgen um mich macht. Ich kann Ihnen jedenfalls versichern, dass Sie absolut unbegründet sind. Mir wäre es sehr lieb, wenn Sie den Auftrag zurückgeben würden. Es könnte mir nämlich sehr schaden, wenn die Firmen, bei denen ich mich um einen Job bemühe, erfahren, dass bei uns die Schnüffler ein und aus gehen. Ich will nicht ewig nur Zeitungen ausfahren, sondern möchte wieder in meinen früheren Beruf zurück. Vermutlich wissen Sie, dass ich Geldschränke gebaut habe.“
„Ich glaube, Ihr Vater erwähnte das. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Wir sollten uns in Ruhe zusammensetzen und alles besprechen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich Ihnen bei der Arbeitssuche behilflich sein kann.“
„Damit Sie mich besser kontrollieren können, was?“
„Würde ich denn dabei etwas entdecken, was Sie geheimhalten wollen?“
„Bestimmt nicht, was Sie oder mein Vater erwarten. Ich bin es nur endgültig leid, ständig bevormundet zu werden. Sie haben ja keine Ahnung, was es heißt, der Sohn eines solchen Spießers zu sein. Da müssen Sie schon das Gerät ausschalten, wenn über die Mattscheibe ein Western flimmert. Es könnte ja ein bisschen wild zugehen. Ich habe die Nase voll. Endgültig! Und was Ihre Nase angeht, Mister Reiniger, so kann ich Ihnen nur raten, sie in Ihren eigenen Dreck zu stecken. Sonst könnte es passieren, dass Sie demnächst einen Schönheitschirurgen brauchen.“
Bount gab sich Mühe, den Aufgebrachten zu besänftigen, bis er merkte, dass ihm keiner mehr zuhörte. Der Junge hatte längst aufgelegt.
Bount rief sofort seinen Auftraggeber an und informierte ihn darüber, dass das Versteckspielen überflüssig geworden war. Von Gerald Steiger erfuhr er, dass Gordon von auswärts angerufen hatte.
„Er ist noch nicht nach Hause gekommen. Wahrscheinlich taucht er erst wieder mitten in der Nacht auf.“
„Kennen Sie die Lokale, in denen er sich für gewöhnlich aufhält?“
„Früher kannte ich sie. Jetzt hat er sie gewechselt.“
„Macht nichts. Ich werde schon herausfinden, was wir wissen wollen.“
Vorläufig war das aber nur ein frommer Wunsch.