Читать книгу 7 extra-spannende Thriller im August 2021: Krimi Paket - A. F. Morland - Страница 16
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ОглавлениеWährend der folgenden Stunden führte Bount Reiniger eine Menge unerfreulicher Gespräche. Er begann bei Inger Hazard, der Schwester des Ermordeten.
„Nett von euch, dass ihr euch plötzlich so für mich interessiert“, fauchte sie aggressiv. „Als damals Evan abgeholt wurde, hat sich keiner erkundigt, was aus mir werden würde.“
Bount betrachtete die Frau ungeniert. Sie brachte spielend zwei Zentner auf die Waage.
„Am Hungertuch haben Sie jedenfalls nicht gerade genagt“, stellte er fest. „Die Beute vom Einbruch Ihres Bruders wurde ja nie gefunden. Ich vermute, dass Sie damit Ihr gutes Auskommen hatten. Doch das will ich nicht untersuchen. Ihr Bruder hat schwerer gebüßt, als es das Gericht vorgesehen hatte. Helfen Sie mir, das Verbrechen an ihm aufzuklären! Sie wissen sicher die Namen der Männer, mit denen er sich nach seiner Entlassung traf.“
Die Frau blitzte ihn abweisend an.
„Lassen Sie mich in Ruhe! Ich weiß überhaupt nichts. Evan hat weder über seine Freunde, noch über seine Feinde mit mir gesprochen. Ich weiß auch nichts von seinen Geschäften. Ich weiß nur, dass er tot ist. Jemand hat ihn kaltblütig umgelegt.“
„Aus allernächster Nähe“, sagte Bount, der von Toby Rogers Einzelheiten des Verbrechens erfahren hatte. „Der Mörder saß neben ihm im Wagen und schoss sechsmal. Ihr Bruder muss den Täter sehr gut gekannt haben. Er trug zwar ebenfalls eine Schusswaffe in der Tasche, doch er wurde von dem Angriff völlig überrascht. Er hat mit den Schüssen nicht gerechnet. Deshalb glaube ich, dass der Mörder vielleicht öfter hier gewesen ist. Ich habe da eine Liste mit Namen, die Sie sich einmal genau ansehen sollten. Vielleicht sagt Ihnen der eine oder andere Name etwas.“
Inger Hazard lachte auf.
„Diese Liste kenne ich auswendig. Die haben mir schon die Herren von der Polizei vorgelegt. Sorry! Totale Fehlanzeige. Hauen Sie jetzt endlich ab!“
„Kennen Sie Gordon Steiger?“, fragte Bount hartnäckig.
„Nein, verdammt!“ Sie sagte das, ohne auch nur eine Sekunde überlegt zu haben. Sie würde alles verneinen, was er sie fragte. Zweifellos hasste sie Polizisten und Detektive. Das zeigte sie deutlich. Vielleicht hatte sie aber auch vor dem Killer ihres Bruders Angst.
Bount bat, sich in der Wohnung ein wenig umsehen zu dürfen.
Inger Hazard stemmte ihre Fäuste gegen die Hüften und zog den Kopf zwischen die Schultern.
„Versuchen Sie’s!“, zischte sie.
Bount verzichtete. Es würde nichts bringen. Er hätte sich diesen Weg sparen können.
Auch von seinem Besuch bei Rhys Trosper erwartete er nicht viel. Tatsächlich wollte Trosper sofort die Wohnungstür zuknallen, als er Bount Reiniger erkannte.
„Hau ab!“, brüllte er unbeherrscht. „Sonst begehe ich diesmal tatsächlich einen Mord. Den kannst du mir dann aber nicht mehr nachweisen.“ Bount hatte den Fuß in der Tür und grinste freundlich.
„Spiel hier nicht den wilden Mann, Trosper! Du hast nicht meinetwegen gesessen, sondern weil du es verdient hattest. Du weißt, dass wir wieder einen Mörder suchen. Du hast den Polizisten ein mageres Alibi präsentiert. Damit kannst du mich nicht abspeisen.“
„Dein Problem, Reiniger. Du musst mir erst das Gegenteil beweisen, und das wird dir nicht gelingen. Im Übrigen wüSSte ich nicht, warum ich Hazard hätte umlegen sollen. Ich kannte ihn nur flüchtig. Mit dem hätte ich nie Geschäfte gemacht.“
„Und mit Steiger?“, fragte Bount rasch.
„Gordon Steiger?“
„Den meine ich.“
„Das ist ’ne Flasche mit ’ner Stinkwut im Bauch.“
„Auf Hazard?“
„Auf seinen Alten. Der hat ihn ziemlich an die kurze Leine gelegt. Irgendwann explodiert man dann eben.“
„Du meinst, er könnte Hazard erschossen haben. Die beiden sollen im Gefängnis häufig Streit gehabt haben.“
Rhys Trosper zuckte mit den Schultern und zeigte damit, dass ihn das nicht interessierte.
„Sonst noch ’ne Frage?“
Bount bombardierte ihn mit einem wahren Feuerwerk, doch das Ergebnis war niederschmetternd. Trosper wusste entweder wirklich nichts, oder er wollte nicht reden.
Mit wenig Hoffnung fuhr Bount zu der nächsten Adresse.
Meek Lewitt wohnte in der Bronx. Ein fader Typ mit blasser Hautfarbe und gelangweilter Stimme. Wenigstens hörte er sich mit scheinbarem Interesse an, was Bount zu sagen hatte. Dabei rauchte er unentwegt, als hätte er eine Menge nachzuholen.
„Stimmt!“, gab er bereitwillig zu. „Ich habe Hazard gekannt. Als die Bullen mir letzte Nacht erzählten, dass ihm jemand den Hahn abgedreht hat, wollte ich es erst nicht glauben. Hazard war nicht einer, den man so leicht hinters Licht führen konnte. Der war mit allen Wassern gewaschen. Das muss einer gewesen sein, der noch raffinierter war als er. In Kingston habe ich so einen nicht kennengelernt. Aber wer kann schon in einen Menschen hineinschauen?“
Bount war nicht hier, um mit Lewitt zu philosophieren. Ihm fiel auf, dass der Mann eine enorme Selbstsicherheit ausstrahlte. Alle anderen, mit denen er bisher gesprochen hatte, waren in die Luft gegangen. Lewitt dagegen reagierte völlig anders. So, als hätte er sich jedes Wort vorher genau überlegt.
„Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich Sie routinemäßig frage, was Sie zur Tatzeit gemacht haben.“ Meek Lewitt entblößte seine Zähne. Es sollte ein Lächeln werden. Bount hatte noch nie beobachtet, wenn ein Hai lächelte, war aber sicher, dass das so ähnlich aussehen musste.
„Wenn ich richtig informiert bin, fielen die Schüsse am Dienstag so gegen zwei Uhr nachts. Da saß ich im Dragon und schüttete ein paar Drinks in mich rein. Sie rümpfen die Nase? Ich weiß, dass das Dragon in Ihren Kreisen nicht den besten Ruf genießt. Aber dort kriegt man wenigstens einen ungewässerten Whisky.“
„Und für ein paar Dollar sicher auch ein Alibi“, ergänzte Bount.
„Das kriegen Sie überall, Mister Reiniger. Unterschiedlich ist nur die Höhe des Preises. Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Aber ich appelliere an Ihre Intelligenz, die doch hoffentlich vorhanden ist. Wenn ich etwas zu verbergen hätte, würde ich da ausgerechnet das Dragon zu meiner Entlastung angeben?“
„Nun“, meinte Bount lauernd. „Das würden wohl nur besonders dumme Leute tun oder besonders raffinierte. Solche, die noch raffinierter sind, als es Evan Hazard war.“
Meek Lewitt lachte ungewöhnlich laut.
„Sie gefallen mir. Wirklich, das kann ich nicht von vielen Leuten Ihrer Berufssparte sagen. Ihr Humor sagt mir zu. Ich bin fast sicher, dass es Ihnen gelingt, Hazards Mörder zu schnappen.“
Bount nickte.
„Falls Sie darauf wetten wollen, muss ich Sie enttäuschen. Ich weiß, dass Sie diese Wette gewinnen.“