Читать книгу 7 extra-spannende Thriller im August 2021: Krimi Paket - A. F. Morland - Страница 12

3

Оглавление

Es war nur ein bescheidenes Haus, das Gerald Steiger mit seinem Sohn bewohnte. Sein Maklerbüro war in der unteren Etage untergebracht. Der Hausherr führte seinen Besucher unverzüglich in das Zimmer seines Sohnes, das sich im oberen Stockwerk befand.

Gordon Steiger lag auf einem Sofa in Fensternähe und schoss in die Höhe. Sein Vater erschrak. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Sohn schon wieder zu Hause war.

„Du bist schon wieder ...?“

„Sie sind uns hoffentlich nicht böse“, schnitt Bount ihm das Wort ab, „dass wir so einfach bei Ihnen eindringen. Ihr Vater ist so freundlich, mir die Räume zu zeigen. Ich trage mich mit der Absicht, ein ganz ähnliches Haus zu kaufen. Hübsch haben Sie es hier. Darf ich?“ Er schritt seelenruhig zum Fenster und schaute hinaus.

Die Aussicht war alles andere als hübsch. Ein winziger, mäßig gepflegter Garten, gegenüber ein riesiger Parkplatz, dahinter ein Supermarkt und eine Discothek. Bount schielte zu dem Tischchen neben dem Sofa. Dort lagen einige Papiere, die zum Teil beschrieben, zum Teil mit flüchtigen Skizzen bedeckt waren.

„Was soll das, Dad?“, fauchte Gordon und blitzte seinen Vater an. „Könnt ihr nicht wenigstens anklopfen?“

„Ich wusste nicht, dass du zu Hause bist. Es dauert ja nicht lange, Gordon.“

„Verdammt! Dann hätte ich ja gleich bleiben können, wo ich war, wenn die Schnüffelei hier weitergeht. In meinem Zimmer hat keiner etwas zu suchen. Hörst du? Keiner!“

Bount trat vom Fenster zurück und betrachtete den Wütenden.

Gordon Steiger war zirka einen Kopf kleiner als er und sehr schlank, beinahe mager. Kein Wunder. Die Verpflegung in den amerikanischen Gefängnissen enthielt nicht übermäßig viel Fett. Das Haar war kurz geschoren. Schmale Lippen unterstrichen seinen Zorn, der auch aus den hellblauen Augen blitzte.

Von Gerald Steiger wusste Bount, dass Gordon vierundzwanzig Jahre alt war. Man hätte ihn aber auch schon auf Anfang dreißig schätzen können. Die Zeit hinter Gittern hatte ihn altern lassen.

„Es tut mir wirklich leid“, erklärte Bount, dachte aber nicht daran, das Zimmer zu verlassen. „Wie ist es hier im Winter? Kann man den Raum gut heizen?“ Dabei bemühte er sich, wenigstens den Sinn einer Skizze zu erfassen, doch es schien sich um ein technisches Gerät zu handeln, unter dem er sich nichts vorstellen konnte.

Gordon Steiger sprang auf und stampfte mit dem Fuß auf den Boden. Er raffte die Papiere zusammen und stopfte sie in eine dünne Aktentasche, die neben dem Sofa lehnte.

„Haltet ihr mich eigentlich für total bescheuert?“, schrie er wutentbrannt. „Interessent für’n Haus, wie? Das ich nicht lache! Mit solchen Typen kenne ich mich inzwischen aus. Ein Schnüffler ist das. Das haben mir die Jungs schon vorher prophezeit. Wenn man erst mal im Bau war, wird man das Geschmeiß nie mehr los. Die rennen einem die Bude ein und lassen salbungsvolle Sprüche vom Stapel. Sie haben die Taschen voller guter Ratschläge, die sie großzügig verschenken. Nur einen gescheiten Job gibt dir keiner, und Geld hat auch noch niemand gebracht. Darum musst du dich schon selbst kümmern. Ist ja auch nicht schwer. Du raubst ’ne Bank aus und verbringst den Rest deiner Tage auf Hawaii.“

„Was fällt dir ein, Mister Reiniger so zu beleidigen?“, schimpfte Gerald Steiger lahm. Er hatte einen Fehler begangen und wusste nun nicht, wie er die Scherben wieder kitten sollte.

„Ach, Reiniger heißen Sie? Dann sind Sie bestimmt der Knabe, mit dem mein Vater heute morgen telefoniert hat. Ich dachte mir gleich, dass irgendeine Schweinerei dahintersteckt. Mein eigener Vater traut mir nicht. Kein Wunder! Ich bin ja ein Zuchthäusler. Der Schandfleck auf der blütenweißen Weste eines Mannes, der jedem Laster den Kampf angesagt hat. Rauchen Sie etwa, Mister Reiniger? Haben Sie was mit Weibern? Dann lässt Dad Sie bestimmt keinen Dollar verdienen. Sie gehören dann nämlich zum Unkraut unserer Gesellschaft.“

„Gordon!“ Gerald Steiger wurde nun ebenfalls wütend. „Es ist wirklich unnötig, mit deiner Vergangenheit auch noch zu kokettieren. Vor allem interessiert aber sie Mister Reiniger nicht im Geringsten. Er will ein Haus kaufen. Weiter nichts. Entschuldigen Sie bitte das unmögliche Betragen meines Sohnes, Mister Reiniger. Ich zeige Ihnen jetzt die anderen Räume.“

„Sehr freundlich von Ihnen“, würgte Bount hervor und folgte dem älteren Mann auf den Flur.

Sie gingen die Treppe hinunter. Gerald Steiger machte ein schuldbewusstes Gesicht.

„Das ist mir sehr unangenehm, Mister Reiniger.“

,.Darum geht es nicht“, antwortete Bount. „Ihr Sohn ist kein Dummkopf. Er hat den Braten gerochen. Es wird nun nicht mehr ganz leicht sein, ihn unauffällig zu beobachten. In seiner augenblicklichen Verfassung erwarte ich auch nichts von einem Gespräch mit ihm. Haben Sie die Papiere gesehen, die er in die Aktentasche gesteckt hat? Die interessieren mich. Ich fürchte allerdings, dass er sie mitnehmen wird, sobald er aus dem Haus geht.“

Diese Vermutung bestätigte sich. Gordon Steiger stürmte Sekunden später die Treppe hinunter und schlug krachend die Haustür hinter sich zu. Er hastete durch den Vorgarten, ohne sich umzusehen. Sicher ahnte er, dass er beobachtet wurde. Die Aktentasche klemmte unter seinem Arm. Er eilte zur Bushaltestelle und sprang auf den Wagen, der gerade anfuhr.

„Wollen Sie nicht hinterher?“, fragte Gerald Steiger erstaunt, als Bount keine Anstalten machte, dem Jungen zu folgen.

„Das wäre sinnlos. Er rechnet jetzt damit und würde mich sofort bemerken. Unsere einzige Chance besteht darin, dass ich die Rolle des angeblichen Hauskäufers weiterspiele und ihn in Sicherheit wiege. Ob er darauf hereinfällt, bleibt abzuwarten. Wir können nur hoffen, dass dieser eventuelle Millionen-Coup nicht von heute auf morgen ausgeführt wird. So etwas braucht in der Regel eine gründliche Vorbereitung. Wie weit diese gediehen ist, wissen wir allerdings nicht. Auf jeden Fall sehe ich mir nun endlich das Zimmer an. Und Sie passen auf, dass Ihr Sohn mich nicht wieder dabei überrascht.“

Bount lächelte, als er die mit winzigen Kaugummikügelchen vor den Schranktüren und Schubfächern befestigten Haare entdeckte. Gordon Steiger rechnete also damit, dass sein Zimmer während seiner Abwesenheit auf den Kopf gestellt wurde. Bount löste vorsichtig die Haare, wusste aber schon im Voraus, dass er in den Kästen und Fächern nichts Interessantes finden würde. Anschließend klebte er die Haare wieder davor.

Nichts! Kein Hinweis, keine Spur.

Sicherheitshalber schaute Bount auch noch hinter den Schränken und sogar unter dem Teppich nach. Auch im Papierkorb wurde er nicht fündig. Erst ein Blick unter das Sofa, auf dem Gordon gelegen hatte, ließ Hoffnung aufflackern. Da lag ein Blatt Papier. Es war ganz nach hinten gerutscht und kaum zu sehen.

Bount legte sich auf den Bauch und holte es hervor. Staubwolken hingen daran. Interessanter aber war die Freihandskizze darauf. Auf den ersten Blick handelte es sich lediglich um die Baugruppe irgendeiner Maschine oder eines Gerätes. Doch dann entdeckte Bount Details, die ihm bekannt vorkamen. Er pfiff durch die Zähne. Davon brauchte er unbedingt eine Kopie. Das Original wollte er wieder zurücklegen. Gordon würde es sonst womöglich vermissen und die entsprechenden Schlüsse ziehen.

„Ich habe in meinem Büro ein Kopiergerät“, erklärte Gerald Steiger eifrig und betrachtete die Zeichnung, ohne etwas damit anfangen zu können. „Glauben Sie, dass das wichtig ist?“

„Zumindest mache ich mir meine Gedanken, wenn ich bei einem jungen Mann das skizzierte Innenleben eines Geldschrankes finde. Ich bin ziemlich sicher, dass es sich um einen Teil des Schließmechanismus irgendeines Safetyps handelt.“

„Eines Casket?“, fragte Gerald Steiger erregt.

„So gut kenne ich mich nun auch wieder nicht aus. Wie kommen Sie überhaupt darauf?“

„Gordon arbeitete als Mechaniker bei dieser Firma, bevor - äh - das passierte.“

Bounts Augen wurden klein.

„Er dürfte sich also zumindest mit den Casket-Produkten bestens auskennen. Ein Safe-Spezialist. Wenn wir jetzt noch in Erfahrung bringen, wo überall Geldschränke dieser Firma stehen, bleiben nur noch ein paar tausend Möglichkeiten übrig.“

Bount fertigte einige Fotokopien an und brachte die Skizze in das Zimmer des Verdächtigen zurück. Bevor er sich verabschiedete, legte er Steiger ans Herz, den Jungen in der nächsten Zeit in Ruhe zu lassen.

„Rollen Sie das Thema nicht wieder auf! Tippen Sie auf der Maschine einen an mich gerichteten Brief, der auf irgendwelche Immobilien Bezug nimmt, und lassen Sie ihn herumliegen. Geben Sie Ihrem Sohn das Gefühl, ihm zu vertrauen. Aber lassen Sie mich sofort wissen, wenn sich neue Verdachtsmomente ergeben. Falls Sie sich von Gordon belauscht fühlen, erzählen Sie mir am Telefon einfach irgend etwas. Ich weiß dann Bescheid und nehme mit Ihnen Kontakt auf. Im Übrigen sollten Sie die Ruhe bewahren. Auch diese Skizze ist noch kein Beweis für ein geplantes Verbrechen.“

„Was werden Sie jetzt tun, Mister Reiniger? Wir können doch nicht abwarten, bis irgendwo in dieser Stadt ein Geldschrank geknackt wird. Dann ist es zu spät.“

Bount nickte.

„Deshalb will ich auch vorher handeln. Sie hören wieder von mir.“

Mit dieser Antwort war Gerald Steiger keineswegs zufrieden. Doch er erhielt keine andere. Bount verabschiedete sich und ging zu seinem Wagen. Er wusste, dass er keine Zeit verlieren durfte.

7 extra-spannende Thriller im August 2021: Krimi Paket

Подняться наверх