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12.

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Ein Sonntag ohne Anielda hatte auch Vorteile. Kramer konnte ohne Eile ausgiebig frühstücken, ein bisschen durch den Herzogenpark joggen, einen ausgedehnten Mittagsschlaf halten und nach dem Kaffee endlich wieder einmal in sein Bastelzimmer gehen und an seinem Empfänger für digitalen Rundfunk weiterwursteln. Bei solchen Geräten konnte man durch Selbstbau keinen Euro sparen, im Gegenteil, aber man lernte beim Basteln, wie sie funktionierten, und darauf kam es Kramer an. Im Hintergrund lief das Kontrabasskonzert von Karl Ditters von Dittersdorf. Ab und zu musste der Mensch sich was gönnen und erkennen, wofür und warum er arbeitete.

Der Feiertagsfrieden wurde gegen achtzehn Uhr jäh gestört. Das Handy bimmelte und Caro befahl ohne Gruß und Erklärung: »In einer Viertelstunde in der Weinstube Haberland. «

Die Hauptkommissarin war schon vor ihm da und sagte statt einer Begrüßung: »Beelitz hat sich gestellt.«

»Und Anna Laysen?«

»Liegt in einem anderen See bei Schalkenberg.«

Ein Anwalt hatte Beelitz auf das Revier in Rollesheim und dann zum Präsidium in Terborn begleitet. Er hatte, wie Caro anerkennen musste, seinen Mandanten gut präpariert. Ja, Beelitz war der Erzeuger von Anna Laysen. Beelitz hatte Irene schon längere Zeit gekannte, weil er ab und zu mit dem Adoptivvater Hubert Laysen Geschäfte gemacht hatte. Irene weigerte sich, das Kind ab treiben zu lassen. Daraufhin hatten sie einen Deal geschlossen. Irene würde behaupten, Eberhard Nachtwächter sei der Vater es traf sich günstig, dass Eberhard Nachtwächter und Irene sehr gut befreundet waren, und es traf sich noch besser, dass Eberhard schon vor Annas Geburt mit dem Motorrad tödlich verunglückte. Wenn Irene schweigen würde, wollte er Beelitz Irene helfen, ihre leiblichen Eltern zu finden, und einspringen, wenn das Modegeschäft, das Irene nach dem Tod von Huhu Laysen eröffnen wollte, in Schwierigkeiten geriet. Das Arrangement hatte über Jahre reibungslos funktioniert, bis zum 29. Mai. Da hatte Anna Beelitz vormittags im Geschäft angerufen, sich als »deine Tochter Anna« vorgestellt und ihn über Mittag sprechen wollen. Beelitz hatte gerade ein Ehepaar in seinem Büro sitzen, das wegen des Preises einer wertvollen Kette feilschte. Er hatte Anna abgewimmelt und ihr vorgeschlagen, sie solle gegen halb eins noch einmal anrufen.

Das hatte sie auch getan, und als er fragte, von wo aus sie anriefe, sagte sie, aus der Zelle am Fähranleger in Werlebach. Sie meinte dann, sie könnten sich im Krimser Forst treffen, und zwar auf dem vorletzten Waldparkplatz vor der Rolle

Straße. Beelitz hatte zugestimmt und Anna tatsächlich mit ihrem Fahrrad auf dem menschenleeren Platz vorgefunden. Anna verlangte, dass er sich umgehend als ihr Vater erklärte, ja, auch vor seiner Frau Katrin. Und als er entgegnete, Anna solle das doch lieber erst einmal mit ihrer Mutter besprechen, war Anna zornig geworden und hatte auf ihn eingeschlagen. In seiner Überraschung schlug er zurück, wohl heftiger als beabsichtigt. Anna stolperte nach rückwärts, fiel auf den Rücken und schlug mit dem Hinterkopf auf einen der abgerundeten Steine, die dort überall aus dem Lehm ragten. Bevor Beelitz ärztliche Hilfe rufen konnte, war Anna schon gestorben.

»Und Beelitz geriet in die sprichwörtliche Panik«, spottete Kramer zornig.

»Du sagst es.« Beelitz hatte die Leiche und das Fahrrad in den Kofferraum gelegt und war losgefahren, Richtung Schalkenberg. Das Fahrrad warf er in den Badeteich, die Leiche versenkte er im benachbarten Kolbersee. »Also natürlich keine Tötungsabsicht, ein unglücklicher Unfall, was sonst. Beelitz hat sich stur an das Drehbuch gehalten, das ihm sein Anwalt vorgegeben hat.«

»Und was ist mit dem Stein auf dem Parkplatz, auf den Anna angeblich gefallen ist?«

»Den hat er ebenfalls in Panik in den Fluss geworfen.«

»Und das dabei entstandene Loch rein zufällig mit Erde aufgefüllt?«

Caro hob ihr Glas. »Ach, Rolf, ich verstehe deine Wut, ich glaube Beelitz auch kein Wort, aber wir werden ihm das Gegenteil nicht nachweisen können. Komm, trink dein Glas aus, ich habe noch Durst, wir essen jetzt etwas und dann köpfen wir eine zweite Flasche.«

»Damit kommt er doch nicht durch?«

»Darauf würde ich keine Wette eingehen. Beelitz ist stur und leider auch sehr beherrscht. Mit Mord kriegen wir ihn sicherlich nicht dran, wenn wir Glück haben, mit Totschlag, aber auch da habe ich so meine Zweifel. Und der Kollege

Büschel hat sich drangemacht, den Einbruch bei Eisele, heute Beelitz aufzurollen, der ist fast noch schlimmer dran als ich. Die Bande lügt, dass sich alle Balken biegen.«

»Und der Schuss auf Eberhard Nachtwächter?«

»Ich will nicht unken, aber es würde mich nicht wundern, wenn auch Voudou in diesem Fall ganz billig davonkäme: Körperverletzung mit Todesfolge oder sogar nur fahrlässige Tötung im Fall Nachtwächter. Voudou kriegen wir nur wegen Corinna Babel dran. Allerdings wird auch das ein böser Indizienprozess, wenn wir dich nicht in den Regen stellen wollen.«

Kramer lächelte nun, Caro redete so eifrig, dass sie noch etwas auf dem Herzen haben musste. »Zwei Flaschen von dieser hervorragenden Rheinhessen Riesling Spätlese?«

Caro seufzte. Also doch ein Geständnis. »In der Pressemitteilung über das Ende des Falles Anna wird dein Name nicht genannt. Den Ruhm und die Ehre, den Fall geklärt zu haben, werden morgen die Zeitungen allein mir zuschreiben. Ich habe Simon alles erzählt. Der Kriminalrat war einverstanden und wird auch den Kollegen Büschel entsprechend vergattern. Dafür ist er morgen mit der Staatsanwältin Heike Saling zum Essen verabredet. Deinetwegen. Simon hat dich über den grünen Klee gelobt und mir dringend empfohlen, einen guten Freund auch in Zukunft zuvorkommend zu behandeln.«

»Dann sind ja alle glücklich versorgt, Caro.«

»Danke, Rolf.«

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