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Dynamismus und gewöhnliches Wissen

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Unsere Offenheit für die Erscheinungen unserer Seele gibt dem Sein den Raum und die Freiheit, sich kreativ zu entfalten, und enthüllt dabei seine verborgenen Möglichkeiten. Wenn man es seinen eigenen Ressourcen überläßt, entfaltet sich das Sein spontan auf eine kreative Weise und offenbart dabei, was immer innerlich zu ihm gehört, was in ihm steckt. Diese kreative Entfaltung ist eine natürliche Eigenschaft unseres Seins. Das bedeutet, daß Ihr Sein, wenn Sie es nicht einschränken oder es zu lenken oder einzuengen versuchen, von sich aus kreativ sein wird, indem es Ihrer Offenheit präsentieren wird, was immer an Möglichkeiten als Potential in ihm steckt. Was enthüllt wird, können unterdrückte schmerzhafte Erinnerungen aus der Vergangenheit, neuere Fähigkeiten und Fertigkeiten oder sogar neue Dimensionen von Erfahrung sein.

Da unser Sein dynamisch ist und dazu tendiert, unsere Erfahrung zu optimieren, ist es einleuchtend, daß man Offenheit für die Entfaltung braucht, zu der es als Ergebnis unserer Inquiry kommt. Offenheit impliziert ein Vertrauen in die Intelligenz und Liebe (lovingness), die diesen Dynamismus kennzeichnen: „Ich vertraue darauf, daß mein Sein sich so bewegen wird, wie es für es am besten ist, warum sollte ich mich also einmischen? Das erlaubt mir, wirklich für es offen zu sein.“ Die Offenheit wird zu einer Einladung.

Die optimierende Kraft des Seins kann jedoch ins Stocken gekommen sein, und dann bleiben wir in zyklischer Wiederholung, in einer zwanghaften Wiederholung alter Muster und schaler Eindrücke stecken. Das ist die fixierte und starre Trägheit konventioneller Erfahrung. Was ist für diese Fixierung verantwortlich?

Um das zu beantworten, müssen wir verstehen, daß Wissen in unterschiedlichen Formen vorkommt, von denen die üblichste gewöhnliches Wissen (ordinary knowledge) ist. Gewöhnliches Wissen ist das, was im allgemeinen mit dem Wort „Wissen“ gemeint ist – das ganze Wissen, das man in seinem Kopf hat. Wann immer Wissen zu einer Erinnerung wird, ist es gewöhnliches Wissen. Es ist die Totalität der Informationen, die man angesammelt hat: Dinge, die man in der Schule gelernt hat, und Dinge, die einem erzählt wurden oder die man gelesen hat, wie auch das, was man aus eigener direkter Erfahrung gelernt hat.

Zum Beispiel hat man aus Erfahrung gelernt, daß man einen Körper hat. Das ist gewöhnliches Wissen. Es wurde einem gesagt, man sei dieser Körper, und auch das wird zu erinnertem Wissen. Wenn man nun das Konzept, daß man der Körper ist, nimmt und an diesem gewöhnlichen Wissen als Wahrheit festhält, wird das die Offenheit für den kreativen Dynamismus einschränken. Man wird nicht dafür offen sein, daß dieser Dynamismus aufdeckt, daß man nicht ein Körper, sondern etwas anderes ist – beispielsweise Bewußtsein. Dieses Beispiel macht es leicht zu verstehen, daß unser optimierender Dynamismus aufgrund unserer Identifikation mit Bildern, Strukturen, Meinungen, Einstellen, Konzepten, Meinungen, Vorlieben, Vorurteilen und so weiter zum Stillstand kommt – alles Formen gewöhnlichen Wissens. Das vereitelt und entstellt die kreative Entfaltung unseres Seins.

Mit anderen Worten, unsere Offenheit für den Dynamismus ist dann eingeschränkt, wenn wir an dem festhalten, was wir gewöhnliches Wissen nennen, besonders dann, wenn wir dieses Wissen für die letzte Wahrheit halten, für eine Wahrheit, die ewig gültig sein sollte. Wenn wir unser gewöhnliches Wissen für eine getreue Beschreibung der Realität halten, errichten wir Mauern um unsere uns an sich eigene Offenheit.

Unsere vergangene Erfahrung als ganze, die angenehme wie auch schmerzliche Eindrücke umfaßt, wird zum Inhalt gewöhnlichen Wissens, das schließlich unsere Erfahrung strukturiert und sie mit Mustern versieht. Es ist wahr, daß sich Sein immer entfaltet – der Dynamismus kann nicht angehalten oder vollständig unterdrückt werden. Aber er entfaltet sich entweder frei oder auf eine entstellte Weise. Wenn Starrheit unsere Erfahrung auf eine fixierte Weise prägt, entstellt das die Manifestation des Dynamismus, und die Kreativität unseres Seins zeigt sich auf verdunkelte, stumpfe und ungeordnete Weise. Durch Verstehen dieser Entstellungen enthüllen wir die Qualitäten von Sein, die durch diese Entstellungen blockiert sind, und helfen uns damit zu sehen, wie die Kreativität des Seins selbst entstellt und eingeengt wird.

Was auch immer auftaucht, es ist die Manifestation des Seins und hat immer eine Bedeutung, sei sie entstellt und gezwungen oder frei und offen. Die Entstellungen, einschließlich emotionalen Schmerzes und emotionaler Schwierigkeiten, sind nichts als die Erscheinungen des Dynamismus des Seins, die durch den Filter unseres gewöhnlichen Wissens hindurch geschehen. Fixierte Meinungen, innere Haltungen und Sichtweisen, die vor allem auf Strukturen und Abwehrmechanismen des Egos beruhen, behindern und entstellen den Fluß. Man endet bei einer schmerzhaften, eingeengten und düsteren Wiederholung alten Wissens.

Die Inquiry aktiviert die optimierende Kraft des Dynamismus und ruft sie an und lädt damit das Sein ein, seinen verborgenen Reichtum zu zeigen. Inquiry öffnet unser Wissen, in dem sie es herausfordert, in Frage stellt und versteht, und das geschieht, indem sie die Wahrheit sieht, die unsere Erfahrung transformiert, verjüngt und vertieft. Durch das Verstehen der Entstellungen können wir sehen und zu dem gelangen, was das Sein zu entfalten versucht. An einem bestimmten Punkt wird diese Entfaltung in reinen Manifestationen erscheinen – als die direkte, unverschleierte Erfahrung wahrer Natur.

So eine Erfahrung wahrer Natur transformiert unser direktes Wissen, indem sie es zu neuen und frischen Dimensionen bringt. Die Transformation unserer Erfahrung ist also die Transformation unseres Wissens.

Forschungsreise ins innere Universum

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