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Grundwissen und Inquiry

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Wir sprechen über Grundwissen, um anzufangen zu würdigen und zu verstehen, daß Wissen nicht nur Information irgendwo in unserem Gehirn, nicht nur Computergedächtnis ist. Ein Computer kann kein Grundwissen haben, er kann nur gewöhnliches Wissen speichern. Ein Mensch besitzt die Fähigkeit zu Grundwissen, das die Quelle allen gewöhnlichen Wissens ist. Ohne das gibt es keinerlei Wissen, nicht einmal gewöhnliches Wissen.

Woher kommt gewöhnliches Wissen? Es stammt aus direkten Erfahrungen, die schon vergangen sind – entweder direkten Erfahrungen im Bewußtsein oder direkten Erfahrungen von etwas, was man gehört, gesehen oder gelesen hat. Was ist Lesen anderes als das Wissen der Erfahrung des Lesens? Das Lesen des Buches an sich ist Wissen. Ich meine nicht das Wissen des Inhalts des Buches; eben der Prozeß des Lesens des Buches an sich ist Wissen. Die ganze Erfahrung ist Wissen. Dieses Grundwissen ist die Quelle gewöhnlichen Wissens, das man in seinem Verstand speichert. Auch gewöhnliches Wissen ist Grundwissen, weil es in unserer unmittelbaren Erfahrung nicht auftauchen kann, außer als Grundwissen – wo jeder Gedanke und jede Erinnerung in dem Moment der Erfahrung Grundwissen ist.

Gewöhnliches Wissen ist in gewissem Sinn eine Teilmenge von Grundwissen. Weil wir uns aber gewöhnliches Wissen als Wissen denken können, das irgendwo gespeichert und in gewissen Momenten zugänglich ist, können wir es konzeptualisieren, als wäre es keine Erfahrung und daher von Grundwissen getrennt. Aber in Wirklichkeit tritt gewöhnliches Wissen, wann immer es aktualisiert wird, als Erfahrung des Augenblicks auf und ist daher Grundwissen. Wenn man an Erfahrung denkt, die man gestern gehabt hat, ist dieser Akt des Denkens Grundwissen. Gewöhnliches Wissen hat also immer seinen Ursprung in Grundwissen und wird immer innerhalb von Grundwissen aktualisiert.

In welcher Beziehung stehen also Inquiry und Verstehen zu Grundwissen? Wenn wir etwas erforschen, ist das, was wir eigentlich erforschen, Grundwissen. Grundwissen ist nie statisch, es ist immer in Bewegung. Gerade ist man traurig, jetzt ärgerlich, jetzt schmerzt das Knie, jetzt kommt ein Gedanke, jetzt ein Bild. Es bewegt und verändert sich immer. Das ist das Wesen von Grundwissen.

Und weil Grundwissen eine Präsenz von Selbst-Bewußtheit (self-awareness) und Selbst-Wissen (self-knowingness) ist, ist Inquiry dann eigentlich Grundwissen, das Grundwissen erforscht. Was in der Inquiry passiert, ist, daß Grundwissen sich selbst erforscht und daß es sich durch diese Inquiry von den Einflüssen einer Teilmenge von sich selbst, nämlich gewöhnlichem Wissen, befreit.

Gewöhnliches Wissen ist Wissen aus der Erinnerung. In konventioneller Erfahrung erfährt Grundwissen sich selbst nicht direkt, sondern durch den Schleier dieser Erinnerungen. Inquiry durchdringt diese Schleier, so daß Grundwissen anfangen kann, sich ohne ihren Einfluß zu erfahren. Erfahrung ist also immer Grundwissen, aber dieses Wissen kann mehr oder weniger direkt, mehr oder weniger unmittelbar sein. Je unmittelbarer Grundwissen ist, um so leuchtender ist es und um so mehr verkörpert es die Empfindung von Wahrheit, Präsenz und Bewußtheit. Wenn diese Reinheit vollständig ist, sind wir bei der unterscheidenden Bewußtheit wahrer Natur, der Weisheit der Unterscheidungsfähigkeit angekommen. Je weniger direkt es ist, um so mehr fehlen ihm impliziter Sinn und Verstehen, um so entstellter ist es und um so schwerer und schaler wird es. Aber es ist immer Grundwissen.

Grundwissen bedeutet Erfahrung genau jetzt, das direkte Wissen (knowingness) der Erfahrung in diesem Moment. Es ist unterschiedene Information, die im Moment geschieht und den Beobachter und das Beobachtete enthält und einschließt. Aber dann hat man Gedanken über diese Information, man reflektiert über sie und hat ein Rahmenwerk, durch das man sie betrachtet, und das nennen wir gewöhnliches Wissen. Inquiry hilft einem zu sehen, wie gewöhnliches Wissen die unmittelbare Erfahrung in diesem Moment beeinflußt. Von gewöhnlichem Wissen befreit zu sein bedeutet, daß man das, was man genau jetzt erfährt, frisch und ohne diese Überlagerung durch alte Information empfindet.

In dem Moment, in dem man bewußt mit Grundwissen in Kontakt ist, merkt man, daß ihm nichts entgehen kann. Kein Begriff existiert außerhalb von ihm, weil jeder Begriff letztlich Grundwissen ist – sogar Gott. Was ist Gott? Grundwissen. Was ist das Absolute? Grundwissen. Grundwissen hat viele Qualitäten, viele Ebenen, viele Verfeinerungen und manifestiert sich auf vielerlei Weise. Der Punkt ist, daß es in jeder Erfahrung Wissen (knowingness) gibt. Und wenn man die Dichotomie von Beobachter und Beobachtetem eliminiert, sieht man, daß dieses Wissen dasselbe ist wie das Gewußte, und das ist dasselbe wie das Wissen (knowledge). Dies ist eine andere Weise, Wissen zu definieren, als die übliche. Dieses Wissen ist ein direkteres und unmittelbares Wissen, das unmittelbarer Erfahrung entstammt, und doch ist es immer noch Wissen, das die Unterscheidung und Erkenntnis der Bedeutung der Erfahrung einschließt.

Forschungsreise ins innere Universum

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