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Essenz und Grundwissen

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Das genaue Wesen von Grundwissen läßt sich präziser verstehen, wenn wir essentielle Erfahrung betrachten. Am Beginn einer Inquiry ist das, was man untersucht, relative Wahrheit, die Wahrheit konventioneller Erfahrung. Auf dem Gebiet relativer Wahrheit ist die Tatsache, daß alles, was man erfährt, Grundwissen ist, noch nicht überzeugend deutlich. Man hat wirklich Erfahrungen von Traurigkeit und Sinneswahrnehmungen, aber man erkennt diese Wahrnehmungen noch nicht als Wissen im Sinne von knowledge oder knowingness, und zwar aufgrund der Dichotomie von Beobachter und Beobachtetem. Wissen wird immer noch als die Bedeutung oder die Einsicht gesehen, die man aus der eigenen unmittelbaren Wahrnehmung als Erkenntnis gewinnt. Man glaubt, daß es etwas zu der einfachen Wahrnehmung Hinzugefügtes ist. Daher endet man bei konventioneller Erfahrung, wenn man eine relative Wahrheit sieht, bei Einsichten, und den Inhalt dieser Einsnichten sieht man als Wissen an.

An einem gewissen Punkt gelangt man aber zu der Erkenntnis dessen, was wir „essentielle Wahrheit“ nennen. Essentielle Wahrheit ist nicht eine Einsicht über etwas, sondern das Erfassen der unmittelbaren Realität des Augenblicks. Diese unmittelbare Realität ist Präsenz – die Qualität von Seiendheit (beingness) – , beispielsweise, wenn man einen essentiellen Aspekt, wie Mitgefühl oder Stärke erfährt.

Wir erkennen hier, daß eines der wichtigsten Merkmale essentieller Präsenz ist, daß sie Bewußtsein ist, das seiner selbst bewußt ist. Wenn ich also die Präsenz von Stille erfahre, die ein Aroma essentiellen Friedens ist, muß niemand außerhalb dieser Stille sein, um sich der Stille bewußt zu sein. Ich und die Stille werden eins. Mein vertrautes Gefühl, daß ich ein getrennter Beobachter bin, löst sich auf. Da ist kein Beobachter und nichts Beobachtetes. Die Stille selbst, Essenz selbst, ist Bewußtheit, aber Bewußtheit mit einer Qualität von Stille und Frieden. Und die Bewußtheit durchdringt die ganze Präsenz der Stille. Die Präsenz ist vollkommen bewußt – ein Medium von Bewußtsein, das durch die Qualität der Stille charakterisiert ist.

Wenn wir erkennen, wie Wissen in der essentiellen Erfahrung vorkommt, wissen wir genau, was Grundwissen ist, weil Essenz sich selbst nur durch Grundwissen weiß – dadurch, daß sie für sich selbst präsent ist. Das ist der Grund, weshalb wir sie Präsenz nennen. Wenn wir anfangen, über unsere essentielle Bewußtheit nachzudenken, sind die Präsenz und das Bewußtsein nicht mehr eins, und das Wissen (knowing) wird zu gewöhnlichem Wissen. Ferner ist Essenz, die Bewußtsein und Präsenz als eins ist, eine Bewußtheit, die sich nicht nur ihrer eigenen Präsenz und der Tatsache, daß sie Präsenz ist, bewußt ist, sondern sie ist sich auch der besonderen kennzeichnenden Qualität dieser Präsenz bewußt – in diesem Fall der Stille und des Friedens.

Unser Denken kann alle möglichen Dinge mit Frieden assoziieren – was er nicht ist, was Unruhe bedeutet und wie es wäre, friedvoll zu sein. All das ist gewöhnliches Wissen, aber das direkte Erfassen und die Erkenntnis der Stille ist das, was genau in diesem Moment geschieht und daher unabhängig davon ist, was unser Verstand dazu sagt. Im Grunde könnte es sogar sein, daß wir es nicht einmal Stille nennen. Wenn wir kein Deutsch sprechen, werden wir es nicht Stille nennen, aber es ist doch dieselbe Erfahrung.

Was ist in diesem Fall Stille? Wissen, Grundwissen. Wenn man sie Präsenz nennt, dann ist es Wissen von Präsenz, aber das Wissen von Präsenz ist nicht von der Präsenz getrennt. Es gibt keine Präsenz, die von der Bewußtheit der Präsenz getrennt ist. Sie sind dasselbe. Es ist genauso wie mit der Erfahrung der Sonne und ihres Lichts. Man kann keine Erfahrung von der Sonne haben außer durch ihr Licht. Sie kann nicht anders wahrgenommen werden. Wie kann man also beide voneinander trennen? Sie sind dasselbe, und das bedeutet, daß die Präsenz der Stille und das direkte Wissen der Stille dasselbe sind.

Wir sehen hier, daß wir, wenn wir essentieller Erfahrung begegnen, anfangen, eine neue Art Wissen zu haben, das wir uns nicht vorgestellt hatten, als wir uns innerhalb der einschränkenden Grenzen gewöhnlichen Wissens befanden. Wenn wir in unserer Inquiry weiter denken würden, gewöhnliches Wissen sei das einzige Wissen, das es gibt, würden wir diese neue Art Wissen nicht entdecken, das ich Grundwissen nenne. Und sogar jetzt möchte unser Verstand vielleicht einfach eine Kategorie herstellen wollen, Grundwissen genannt, um in ihr bestimmte Erfahrungen, wie essentielle Erfahrungen, abzulegen. Das bedeutet wieder, Grundwissen so zu behandeln, als wäre es eine neue Art gewöhnlichen Wissens. Wie wir sehen werden, hat die Tatsache, daß dies eine andere Art Wissen ist, eine, die nicht vom Verstand gespeichert und manipuliert werden kann, sehr tiefreichende Implikationen für Inquiry.

Grundwissen ist nicht nur „live“ in dem Sinn, daß es nur in der Gegenwart existiert und daher wie die Daten des Arbeitsspeichers (RAM) eines Computers nicht speicherbar ist, sondern es ist auch, anders als jedes Computerwissen, „live“ in dem Sinn, daß es seiner selbst bewußt ist und sich selbst weiß. Eines der wichtigsten Dinge, die wir lernen, wenn wir anfangen, Essenz zu erfahren, ist, daß die Präsenz sich selbst weiß, aber die Präsenz und das Wissen der Präsenz sind vollkommen ununterscheidbar. Es sind nicht zwei Dinge. Das ist so ähnlich wie beim Wasser: Es ist naß, aber die Nässe ist vom Wasser untrennbar.

Unsere Essenz besitzt die Fähigkeit, sich selbst vollständig und direkt zu wissen, unabhängig davon, was wir in der Vergangenheit gewußt haben. Das Wissen gehört zu der Essenz an sich, und zwar in der Weise, daß sie sich nicht nur ihrer selbst, sondern auch der Qualität und der Charakteristika dieser Existenz als existierend bewußt ist. Das ist ein Ausdruck der unterscheidenden Bewußtheit, einem der fünf Hauptcharakteristika wahrer Natur.

Forschungsreise ins innere Universum

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