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Realität und gewöhnliches Wissen

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Unsere Erfahrung wird vor allem durch Selbstbilder und verinnerlichte Beziehungen aus der Vergangenheit bestimmt und geprägt. Diese Bilder und Erinnerungen bilden den größten Teil des Inhalts unseres gewöhnlichen Wissens.

Gewöhnliches Wissen ist nicht an sich für unsere Entfaltung einengend. Der Grad von Freiheit oder Einschränkung hängt aber davon ab, wie wir mit ihm umgehen. Wir brauchen gewöhnliches Wissen für das praktische Leben, beispielsweise um unser Auto wiederzufinden, wenn wir ins Parkhaus kommen. Ohne gewöhnliches Wissen würden wir nicht wissen, welches Auto uns gehört, wie wir es anlassen oder wie wir fahren sollen. All das ist gewöhnliches Wissen. Diese Art Wissen sorgt für die notwendige Begleitung und Führung in unserem täglichen Leben. Das Problem ist, daß wir dazu neigen, es für mehr als das zu benutzen. Zum Beispiel ist es nützlich, sich sein Fahrzeug als getrenntes Objekt zu denken, das man fahren kann. Wenn man aber an dieser Sichtweise als endgültig festhält, wird man nie zu kosmischem Bewußtsein gelangen, denn kosmisches Bewußtsein offenbart die darunter liegende Einheit von allem.

Gewöhnliches Wissen ist also nützlich, aber wir müssen unsere wahre Beziehung zu ihm und seine Beziehung zur Realität sehen. Wir müssen es als vorläufige Kategorisierung der Realität betrachten, nicht aber als endgültig und universell anwendbar. Die Tatsache, daß ich ein Körper bin, ist nützlich, wenn ich die Straße überquere, aber nicht nützlich, wenn ich schlafe. Ich brauche nicht zu denken, daß ich ein Körper bin, wenn ich schlafe. Es spielt keine Rolle, wofür ich mich halte, wenn ich schlafe. Aber die meisten von uns werden weiter glauben, daß wir auch in unserem Schlaf und während unserer Träume der Körper sind.

All unsere Vorurteile, Überzeugungen, Einstellungen und Vorlieben, all unsere Ego-Strukturen und unsere Identifikationen sind entweder gewöhnliches Wissen oder beruhen auf gewöhnlichem Wissen. Das Festhalten an diesem gewöhnlichen Wissen – die Ansicht, daß ein bestimmter Bereich gewöhnlichen Wissens für jeden Augenblick und in alle Ewigkeit als absolute Wahrheit gültig sein wird –, schränkt unsere Offenheit ein und hindert den Dynamismus daran, die optimierende evolutionäre Kraft einzusetzen.

Zum Beispiel zu glauben, daß ich nicht ein Körper bin, sondern einen Körper habe, ist an einem bestimmten Punkt sehr nützlich, wenn ich anfange, mein Körperbild zu erkennen, und lerne, mit ihm umzugehen. Wenn ich zu erkennen beginne, daß ich mit einem Körperbild identifiziert bin, wird mir damit möglich zu erkennen, daß ich ein Bewußtsein oder eine räumliche Weite bin, die einen Körper hat. Diese Einsicht kann sich an einem bestimmten Punkt als Wahrheit manifestieren, die dann meine Erfahrung transformiert. Aber diese Wahrheit ist nicht endgültig. Ein oder zwei Jahre später beginne ich vielleicht, bestimmte Probleme zu haben, und ich erkenne, daß sie da sind, weil ich eine Trennung zwischen meinem Körper und meiner Seele vornehme. Ich denke, daß ich eine Seele bin, die einen Körper hat, oder ein Körper, der eine Seele hat. Damals war es für mich nützlich zu erkennen, daß ich eine Seele bin, die einen Körper hat, aber ein Jahr später wird diese Wahrheit zu etwas Falschem, weil ich dann erkenne, daß der Körper nichts anderes als eine Manifestation der Seele ist. Es gibt keinen von der Seele getrennten Körper. Die Seele hat keinen Körper wie einen Besitz; der Körper ist so sehr Teil der Seele, wie meine Gefühle Teil der Seele sind.

Wenn ich an der Einsicht festhalte, daß „ich eine Seele bin, die einen Körper hat“ – was eine Wahrheit, eine neue Manifestation von Wissen war, die einmal meine Erfahrung verändert hat –, wird sie zu gewöhnlichem Wissen. Und wenn ich an dieser Einsicht als an einer letzten Wahrheit festhalte, wird eine Zeit kommen, wenn sie meine Offenheit einschränkt, und dann wird der Dynamismus meiner Entfaltung nicht in neue Dimensionen von Erfahrung fließen. Wahrheit ist also etwas, das wir im Moment erkennen, aber es ist nicht etwas, an dem wir ewig festhalten müssen. Wir müssen gewöhnliches Wissen als vorläufig ansehen, und das schließt alles ein, was immer wir als Wahrheit denken und erfahren, denn es könnte sein, daß sie im nächsten Augenblick nicht mehr gilt.

Die Wahrheit ist demnach ein sich bewegender Punkt. In dem Moment, in dem Wahrheit zu Wissen wird, wird sie schnell zu dem, was ich gewöhnliches Wissen nenne. In dem Moment, in dem die Bestandteile gewöhnlichen Wissen zu festen Standpunkten und festen Meinungen von einem selbst und der Realität werden, werden sie für die Inquiry zu Barrieren. Wissen wird dann zu einer Barriere für die Offenheit, die gerade das Herz der Inquiry ist. Wir können daher sagen, daß es bei Verstehen und Transformation darum geht, unsere Erfahrung von altem Wissen, von gewöhnlichem Wissen zu befreien.

Forschungsreise ins innere Universum

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