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Erfahrung als Grundwissen

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Wenn wir von relativer zu essentieller Wahrheit gehen, reisen wir zu einer anderen Dimension und erkennen eine neue Art, zu wissen. Wenn wir uns weiter in dieser Dimension (der zweiten Reise) bewegen, entdecken wir, daß diese neue Art, zu wissen, gar nicht so neu ist. Grundwissen liegt unserer laufenden Erfahrung immer zugrunde, aber aufgrund der gewohnten Dualität zwischen dem Beobachter und dem Beobachteten in unserem Denken konnten wir es bisher nicht sehen. Wir denken normalerweise: „Das Wissen ist in mir, wenn ich meinen Körper betrachte“, statt zu erkennen, daß es Wissen gibt, das selbst der Körper ist. In dem Moment, in dem man Essenz erkennt, ist es möglich, diese Dualität zu transzendieren. Wenn wir Essenz wissen oder kennen, beginnen wir, Grundwissen zu erkennen, und wir begeben uns auf eine Reise in eine neue Weise des Wissens, direkt und unmittelbar zu wissen.

Wenn wir uns unserer Präsenz dadurch bewußt sind, daß wir präsent sind, ist es ein neues Wissen, und wir nennen dieses Wissen Essenz. An diesem Punkt haben wir die Gelegenheit anzufangen, unsere Inquiry in das Wesen all unserer Erfahrung hinein zu erweitern. Wir erkennen, daß Selbst-Wissen nicht nur essentieller Präsenz eigen ist, sondern daß diese Art zu wissen für unsere Seele grundlegend ist, für das Bewußtsein, das der Grund unserer ganzen Erfahrung ist. Wir erkennen, daß die Seele selbst Präsenz besitzt. Und wie weiß und kennt die Seele sich selbst? Wie hat sie Erfahrung ihrer selbst? Sie erfährt sich selbst auf dieselbe Weise, wie Essenz sich selbst erfährt – durch die unmittelbare Bewußtheit und den direkten Kontakt gerade mit ihrer Präsenz. In dieser Präsenz kann sich Verschiedenes manifestieren. Manchmal manifestiert sich eine essentielle Qualität, manchmal ein Gefühl oder eine Sinneswahrnehmung, ein Bild oder ein Gedanke.

Wir denken gewöhnlich: „Da bin ich, und ich bin mir eines Gedankens bewußt.“ Wenn wir ein wenig tiefer forschen, erkennen wir, daß diese Aussage auf gewöhnlichem Wissen beruht, auf dem Glauben, daß es einen von dem Gedanken getrennten Beobachter gibt. Wenn wir diese Selbstreflexion weiter fortsetzen, besonders wenn wir unseren Glauben an den Beobachter hinter uns lassen, erkennen wir, daß der Gedanke selbst Bewußtheit besitzt. Wir sind uns des Gedankens bewußt, weil der Gedanke selbst ein Leuchten mit einem bestimmten Aroma und einer bestimmten Information ist. Der Gedanke selbst ist nicht von Bewußtheit getrennt, und Bewußtheit ist Wissen. Daher ist der Gedanke selbst Wissen. Es ist nicht so, daß der Gedanke Wissen transportierte, wie bei gewöhnlichem Wissen, der Gedanke ist Wissen. Er ist Bewußtsein mit einer bestimmten Form, und wir nennen diese Form Information. Das Wissen durchdringt den Gedanken selbst, als wäre er eine Art Flüssigkeit, die sich umherbewegt und eine Form annimmt. Die Form, die sie annimmt, ist ein Begriff oder ein Wort, das wir von unserem gewöhnlichen Wissen her kennen. Aber das Ganze #– das Bewußtsein, das als Gedankenflüssigkeit in Erscheinung tritt, die in Begriffsformen gebracht wird – ist Wissen, denn es ist Bewußtsein mit Inhalt.

In jedem Moment präsentiert sich in unserer Erfahrung eine gewaltige Menge an Information – Dinge, die wir sehen, hören, spüren oder fühlen. Wir sind uns dieser wahrgenommenen Dinge als dem Grund unserer Erfahrung bewußt, als Grundwissen, und wir benennen die Teile, über die wir nachdenken oder kommunizieren wollen. Wenn wir aber die globale Bewußtheit besitzen, die durch die Entwicklung von Achtsamkeit (mindfulness) entsteht, ist es möglich zu erkennen, daß der wahre Grund unserer Erfahrung eigentlich ein Medium von Bewusstheit, und nicht eine Sammlung wahrgenommener Objekte ist. In diesem Medium von Bewußtheit, das wir Seele nennen, sprudeln Dinge. Die Blasen sind nicht von dem Medium getrennt, und das Medium selbst ist seiner selbst bewußt. Die Blasen haben verschiedene Farben und Formen: Diese Blase fühlt sich wie Traurigkeit an und jene wie Schmerz, diese fühlt sich wie die Idee eines Vogels an und jene wie der Gedanke eines Menschen, und diese Blase ist ein Bild unseres Hauses. Alle diese Blasen steigen in demselben Medium auf.

Wenn unsere Erfahrung von gewöhnlichem Wissen freier ist – freier von dem prägenden Einfluß all der Standpunkte, Annahmen und Vorstellungen, die es impliziert –, können wir Grundwissen reiner erkennen. Wir werden uns dessen bewußt, was unsere Erfahrung eigentlich ist, weil wir sie unmittelbar, ohne den Filter gewöhnlichen Wissens wissen oder kennen. Eigentlich können wir jetzt sehen, daß es nichts als Wissen gibt. Wir können sagen, daß es nichts als Erfahrung gibt, aber das impliziert, daß Bedeutung oder Interpretation hinzugefügt werden müssen, um Wissen zu haben oder Erfahrung tiefer zu verstehen. Wenn man sagt, daß es nichts als Wissen gibt, bedeutet das, daß der Erfahrung nichts hinzugefügt zu werden braucht, um Wissen zu bekommen, daß jeder Teil unserer Erfahrung das Auftauchen von Wissen und ein Öffnen in tieferes Wissen hinein bedeutet. Bei Erfahrung fragen wir: „Was kommt als Nächstes?“ Aber bei Wissen fragen wir: „Was ist das?“, und alle Arten von Möglichkeiten öffnen sich. Wenn das Wesen von Erfahrung nichts als Wissen ist, erkennen wir, daß Wissen (knowingness) eine inhärente Dimension davon ist, daß man ein erfahrendes Bewußtsein oder eine erfahrende Seele ist. Man kann nicht Mensch sein, ohne in jedem Augenblick eine Erfahrung von Wissen (knowing) zu sein.

Manche Menschen haben das Gefühl, daß sie nichts wissen. Andere haben vielleicht das Gefühl, daß ihr Kopf buchstäblich leer ist. Aber was ist diese Leere anderes als Wissen? Was ist die Erfahrung, dumm zu sein? Wissen. Was ist die Erfahrung des Nichtwissens? Wissen. Was ist die Erfahrung von Intelligenz und Brillanz? Wissen. Wissen ist der Grund, der allen Möglichkeiten, Eigenschaften, Unterscheidungen und Handlungen zugrundeliegt und sie ermöglich.

Diese Empfindung, daß alle Erfahrung Wissen ist, gilt auch auf dem Gebiet des Handelns. Was ist Handeln? Man kann sagen: „Ich habe meine Hand bewegt.“ Ist das Bewegen der Hand von dem unmittelbaren Wissen der Erfahrung, die Hand zu bewegen, getrennt? Was ist die eigentliche Erfahrung des Bewegens der Hand? Es ist Information, die sich entfaltet. Handeln ist nichts als ein Fluß von Wissen. Das ist es, was wir „Entfaltung“ nennen, und wir nennen es Entfaltung, weil da eine Veränderung ist. Eine Handlung ist eine Art Veränderung. Und Veränderung oder Handeln ist nichts als ein Fluß von Wissen.

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