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Inquiry und gewöhnliches Wissen

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Um Inquiry und das zu verstehen, was zu erforschen und was der Sinn der Inquiry ist, müssen wir verstehen, wie gewöhnliches Wissen die Entfaltung verhindern und den Dynamismus entstellen kann.

Zu gewöhnlichem Wissen gehört alles, was wir über uns und die Realität denken, wofür wir uns und die Realität halten, was wir zu wollen und was wir nicht zu wollen glauben. Alles, was wir in einem begrifflichen Rahmen fassen, ist gewöhnliches Wissen. Gewöhnliches Wissen besteht also aus alten Kategorien, Informationen, Meinungen, Philosophien, Ideologien, Einstellungen – aus allem, was wir zu wissen glauben und für Wahrheit halten.

Normalerweise erleben wir uns durch den Schleier dieses Wissens hindurch, so daß unsere Erfahrung von uns selbst und von allem anderen nicht ein unmittelbarer, direkter, freier und spontaner Kontakt mit dem ist, was ist. Sie ist indirekt und durch Wissen gefiltert, und dieses Filtern ist zum großen Teil das, was die Erfahrung mit Mustern versieht. Der Filter prägt unsere Erfahrung in einem Grad, der uns erschrecken würde, wenn wir es merken würden.

Zum Beispiel mustert unser Wissen unsere Erfahrung in dem Maße, daß wir wirklich eine physische Realität erleben. Wir glauben schließlich, daß es so etwas wie physische Realität und physische Materie gibt. Im Grunde sind wir vollkommen davon überzeugt, daß physische Realität eine fundamentale Wahrheit ist. In objektiver Realität gibt es so etwas wie die physische Welt, die wir kennen, nicht. Wenn wir unseren Körper ohne den Filter gewöhnlichen Wissens erleben, dann werden wir keinen physischen Körper, sondern ein fließendes Muster von Leuchten erfahren. Unsere Erfahrung ist so konditioniert und bestimmt, daß wir nicht nur glauben, daß wir einen Körper haben und ein Körper sind, wir glauben an etwas noch Fundamentaleres, das diesem Glauben zugrundeliegt: daß der Körper der Körper ist, für den wir ihn halten. Für die meisten Menschen ist das absolut wahr: Der Körper ist physische Materie, die geboren wird und schmerzt und stirbt. Wie sollten wir aus diesem Blickwinkel auf die Idee kommen, ihn als ein fließendes Muster eines Leuchtens zu sehen? Das ist nur ein vielleicht etwas extremes Beispiel dafür, wie weit diese Prägung durch gewöhnliches Wissen geht.

Während der Anfangsphasen ist der Prozeß der Inquiry vor allem eine Untersuchung gewöhnlichen Wissens. Warum? Weil sie eine Untersuchung unserer augenblicklichen Erfahrung ist und weil, wenn wir eine Erfahrung machen und ihre Bedeutung nicht wissen, uns das sagt, daß darin ein Stück gewöhnlichen Wissens enthalten ist, das wir noch nicht sehen. Wenn wir unsere gegenwärtige Erfahrung erforschen, erforschen wir also eigentlich, wie gewöhnliches Wissen sie prägt.

Ein gutes Beispiel dafür wurde oben erwähnt: Ihre unbewußte Überzeugung, daß Sie ein unfähiger Mensch sind, die Ihrem Drang nach Erfolg zugrundeliegt. Diese unbewußte Überzeugung ist ein Teil gewöhnlichen Wissens, das in Ihrer gegenwärtigen Erfahrung enthalten ist und das diese Erfahrung bestimmt, ohne daß Sie wissen, daß es da ist. Aufgrund dieser Einsicht erkennen Sie, wie Ereignisse, die in Ihrer Kindheit geschahen – vielleicht wurden Sie von Ihren Lehrern herabsetzend behandelt, oder Ihre Eltern glaubten nicht, daß Sie irgend etwas gut machen könnten –, Sie dazu brachten, von sich zu glauben, Sie seien unfähig. Das wurde zu einem Selbstbild, das sich Ihrem Verstand einprägte und das ein Stück gewöhnlichen Wissens ist. Das prägt jetzt Ihre Erfahrung in der Weise, daß Sie ständig dem Erfolg nachjagen müssen. Die Untersuchung der gegenwärtigen Erfahrung bedeutet also häufig erst einmal, daß man untersucht, wie gewöhnliches Wissen die eigene Erfahrung prägt.

Eine Untersuchung der Weise, wie unser gewöhnliches Wissen unsere Erfahrung bestimmt, prägt und einschränkt, befähigt uns, eine andere Herangehensweise an den Inhalt dieses Wissens zu lernen. Gewöhnlich nehmen wir unser Wissen als das, was bestimmt und die Grenze für das setzt, was möglich ist und was man wissen kann. Wenn wir aber die Unbestimmtheit, die Offenheit von Inquiry verstehen, lernen wir mit der Zeit, das Wissen nicht als Grenze, sondern als einen Hinweis zu nehmen. Wir können unsere Worte, Begriffe und Gedanken als Hinweise auf die Wahrheit, auf das, was möglich ist, benutzen, statt als Grenzen dessen, was gewußt werden kann. „Dies ist eine Möglichkeit“, statt: „Das ist es, was Du finden wirst“.

Wenn wir unsere Erfahrung erforschen können, indem wir Wissen als Hinweis verwenden, wird es zu einem Hilfsmittel, zu einer Art Führung. Zum Beispiel wissen wir, daß Wut oft eine Verletzung verdeckt. Aus wiederholter Erfahrung wird das zu Wissen. Wie benutzen wir dieses Wissen, wenn wir das nächste Mal auf Wut stoßen? Sagen wir: „Da muß es eine Verletzung geben. Die will ich finden“? Oder sind wir, statt diese automatische Annahme zu machen, für die Möglichkeit offen, daß es da eine Verletzung gibt, die dann unsere Untersuchung leiten könnte? Wenn Sie annehmen, daß Sie verletzt sind, könnten Sie sich irren, denn hin und wieder liegt einer Wut keine Verletzung zugrunde. Es gibt immer Ausnahmen. Wissen kann auf eine Weise benutzt werden, die unserer Inquiry hilft, aber gewöhnlich benutzen wir es auf eine Weise, die unsere Inquiry begrenzt und bindet.

Forschungsreise ins innere Universum

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