Читать книгу Forschungsreise ins innere Universum - А. Х. Алмаас - Страница 56
Erfahrung als Grundwissen
ОглавлениеUnsere Erfahrung ist also nicht Wissen im üblichen Sinn von Wissen (knowledge). Sie ist nicht das, was wir gewöhnliches Wissen nennen – die Information über Dinge aus der Vergangenheit, die wir in unserem Kopf haben und an die wir uns erinnern. Sie ist Wissen, das wir jetzt haben. Grundwissen ist immer direktes Wissen in diesem Moment – der Stoff unserer unmittelbaren Erfahrung. Wir nennen es gewöhnlich nicht Wissen, wir nennen es Erfahrung, und wenn wir ein wenig erfahrener sind, nennen wir es Wahrnehmung. Wahrnehmung vermittelt mehr davon, daß man sich seiner unmittelbaren Erfahrung bewußt ist, und das ist die spürbare Empfindung von Wissen, das Grundwissen ist.
Unsere gewöhnliche Sicht der Dinge ist die, daß es Erfahrung gibt und daß es dann das Wissen davon gibt – das Wissen ist von der Erfahrung selbst getrennt. Und manchmal kommt es zu der Erfahrung überhaupt ohne jedes Wissen. Sie scheint zu kommen und zu gehen, und wir haben keine Ahnung davon, was passiert ist. Tatsache ist aber, daß es keine Erfahrung gibt, wenn kein Wissen da ist. Wie könnte man sonst behaupten, daß da eine Erfahrung ist? Man weiß vielleicht nicht, was die Erfahrung bedeutet, oder erkennt nicht einmal, daß sie auf früherer Erfahrung beruht, aber man weiß, daß es eine Erfahrung ist, und kann einzelne Elemente von ihr unterscheiden. Das ist Grundwissen, was bedeutet, daß das Wissen genau in dem Augenblick der Erfahrung existiert – da gibt es eine Erkenntnis von etwas in der Gegenwart. Erfahrung ist immer ein unterscheidendes Erkennen, ein Erfassen von etwas.
Dieses Wissen unserer Erfahrung in dem Moment, in dem wir sie wahrnehmen, hat nun, wenn wir achtgeben, eine hintergründige und beunruhigende Implikation. Das ist der Sprung des Hyperdrive, der uns aus unserem vertrauten Denken heraus versetzt. Gewöhnlich denken wir unsere Erfahrung in Begriffen der Dualität von Erfahrendem und Erfahrenem, von Wahrnehmendem und Wahrgenommenem, die wir entwickelt haben. Im Hinblick auf das Beispiel der Angst würden wir sagen: „Da ist Angst, und da bin ich, der die Angst wahrnimmt.“ Wir denken, daß Angst irgendwo für sich existiert und daß der Wahrnehmende irgend woanders ist und schaut und denkt: „Schau an, da ist Angst.“ Das ist die vertraute und angenommene Einstellung, daß wir an einem separaten Beobachtungsort sind und die Welt und unsere Erfahrung betrachten. Aber wenn Sie Angst empfinden, sind Sie dann als Wahrnehmender getrennt von der Angst? Denken Sie daran, wir sprechen jetzt von der unmittelbaren Ebene direkter Wahrnehmung. Kann man jemals in der Erfahrung die Wahrnehmung der Angst von der Angst selbst trennen? Es ist nicht möglich. Die Wahrnehmung der Angst ist dasselbe wie die Erfahrung der Angst, und die ist dasselbe wie die Präsenz der Angst. So einfach ist das. Der Wahrnehmende und das Wahrgenommene existieren eigentlich zusammen als die Erfahrung. Wenn wir die Dualität des Wahrnehmenden und des Wahrgenommenen beiseite lassen, dann ist das, was eigentlich da ist, Bewußtsein, das sich seiner selbst als Angst bewußt ist.
Genauer gesagt: Da ist ein Bewußtsein, das sich einer Manifestation in sich als Angst bewußt ist. Das wird klar und deutlich, wenn wir direktes Wissen davon haben, was die Seele ist, denn die Seele ist das erfahrende Bewußtsein. Die Seele ist ein Feld von Bewußtsein, das Erfahrungen hat, weil die Erfahrung ein Erscheinen innerhalb des Feldes dieses Bewußtseins ist. Ihre Erfahrung findet nicht außerhalb dieses Feldes statt. Daher ist die Seele sowohl das Erfahrende als auch das Medium von Erfahrung. Das Erfahrende und das, was erfahren wird, sind also nicht getrennt. Die Seele manifestiert einen Teil von sich als Angst. Da ist nicht eine Seele da drüben, die ihre Angst als von sich getrennt erführe, wie durch ein Fernglas. Die Bewußtheit, die die Natur der Seele ist, ist in der Angst selbst.
Aber das dualistische Wissen, das wir in der Schule und in der ganzen Gesellschaft lernen, läßt uns denken, daß irgendwo ein Beobachter existiert und Angst irgend woanders ist. Diese Art Wissen beruht auf vielen Dualitäten: der Beobachter und das Beobachtete, der Einzelne und die Erfahrung, das Bewußtsein und der Körper und so weiter. Wir müssen also viele Pfade gehen, um diese Dualitäten zu untersuchen, bevor wir schließlich zu der Erkenntnis gelangen, daß sie nicht existieren.
Was existiert, ist Bewußtsein, das Angst als Teil seiner Manifestation erlebt. Bewußtsein weiß oder kennt einen Teil von sich als Angst, und dieses Kennen eines Teils seiner selbst als Angst ist dasselbe wie Wissen haben. Mit anderen Worten, das Wissen (knowingness) von Angst ist die Angst, folglich ist die Angst Wissen. Auf gleiche Weise ist Fühlen von Traurigkeit das Bewußtsein der Traurigkeit, und das ist dasselbe wie das Wissen der Traurigkeit, und deshalb ist die Traurigkeit von Wissen nicht zu trennen.
Kehren wir noch einmal zum Beispiel des Knies zurück: Wenn Sie nicht mit Ihrem gewöhnlichen Verstand denken – der Vorstellungen und Rahmenwerk über Ihre Erfahrung des Knies legt –, dann ist nur Grundwissen da. Mit anderen Worten, wenn Sie sich nicht auf Ihr gewöhnliches Wissen verlassen – in diesem Fall auf das, was Sie an Anatomie wissen –, ist das, was sich präsentiert, einfach unmittelbare Erfahrung, eine Bewußtheit, die ein Stück Wissen hier und jetzt ist. Ferner ist überall, wohin Sie schauen, hören oder spüren, nur Wissen. Ihre ganze Erfahrung von sich selbst ist einfach Wissen in dem Moment.