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Inquiry als Wissen in Aktion

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Wir haben gesehen, daß die Inquiry begrenzt bleiben wird, solange sie als ein Mittel zum Erreichen persönlicher Ziele verstanden wird, die wir auf der Basis unseres gewöhnlichen Wissens übernehmen, denn unsere persönlichen Ziele beruhen auf dem, was wir schon zu wissen glauben, auf unserem schon erworbenen Wissen. Da unsere Ziele auf diesem Wissen beruhen, ist es unvermeidlich, daß unsere Inquiry, wenn wir glauben, daß ihr Sinn und Zweck im Erreichen dieser Ziele liegt, eng und begrenzt ist.

Eine umfassendere und offenere Inquiry erschließt uns ein unterscheidendes Wissen, das nicht von gewöhnlichem Wissen und seinen Sichtweisen gebunden ist, sondern das einfach gewahr wird, wann immer eine bestimmte Sichtweise wirksam ist. Je offener die Inquiry wird, um so mehr ist man in der Lage zu sehen, wie gewöhnliches Wissen eine dünne Schicht erzeugt, durch die man immer in das schaut, was man gerade erfährt. Durch Inquiry erschließt man diese Erkenntnis, dieses Grundwissen, und es beginnt, zugänglich zu sein. Wenn man den Schleier gewöhnlichen Wissens auflöst oder beiseite schiebt, fängt man an, direkt, unmittelbar und intim hinzuschauen, und die Erfahrung ist jetzt auf reinere Weise Grundwissen. Beobachter und Beobachtetes lösen sich auf. Zu dieser Bewegung, die eine Transformation von Bewußtheit ist, kommt es durch Verstehen.

Dieses Verstehen oder diese Transformation ist aber nicht nur eine Bewegung von gewöhnlichem Wissen zu Grundwissen. Die Veränderung kann die Entfaltung in der Reinheit des Grundwissens selbst sein. Das gilt besonders auf der dritten Reise, auf der es keinen Filter durch gewöhnliches Wissen gibt. Erfahrung ist direkte, unmittelbare und reine Präsenz, die sich mit differenzierten Qualitäten manifestiert. Die Präsenz erscheint als differenzierte Qualitäten und Formen, die erkannt und unterschieden werden, wenn sie auftauchen. Wenn die Qualität oder Form auftritt, kennt das Bewußtsein sie. Wenn zum Beispiel die Stärke-Essenz erscheint, empfindet das Bewußtsein die Hitze und die Stärke, ohne darüber nachdenken zu müssen. Auch wenn ein Gedanke auftaucht, ist der Gedanke nicht von der Präsenz getrennt. Er ist nur ein kurzes Aufleuchten, ein Pulsschlag in der Präsenz.

Grundwissen besitzt die Fähigkeit, sich in Teile zu trennen und anzufangen, sich selbst als ein Teil (wie den Kopf) zu erfahren, der einen anderen Teil (wie das Knie) betrachtet – als ob das erfahrende Bewußtsein in einem Teil und nicht in anderen lokalisiert wäre. Grundwissen tut das, indem es einen Teil von sich durch ein Stück gewöhnlichen Wissens entfaltet, wie zum Beispiel als ein Bild eines Selbst in einem getrennten Körper. Und dieses Wissen oder Bild wird zu einem Schleier, durch den es schaut. Dieser Schleier läßt es eine Dualität sehen, wo keine ist. In ähnlicher Weise hat Grundwissen die Fähigkeit, sich zu befreien, indem es intelligent darin wird, durch diese Einschränkungen hindurch zu schauen, indem es mehr von seinen Möglichkeiten erkennt.

Die optimierende Kraft des Seins ist eine dem Grundwissen eigene dynamische Intelligenz, die, wenn man sie sich selbst ohne Einmischung überläßt, dazu tendieren wird, im eigenen Wissen mehr Leuchten zu erzeugen. Die optimierende Kraft ist also eine Bewegung auf mehr Leuchten in Grundwissen hin, und Inquiry ist ein Ausdruck dieser Bewegung, dieses intelligenten Dynamismus’. Wenn Grundwissen sich vom Einfluß gewöhnlichen Wissens befreit, wird es leuchtender und beginnt, sich selbst unmittelbarer und intimer zu erfahren. In diesem Prozeß wird es auch dahin gelangen, sich als Präsenz, als Seiendheit (beingness) zu wissen, zu kennen.

Wenn Inquiry offen und unbegrenzt ist, erschließt sie das Wissen, das in Erfahrung immer verfügbar ist. Wissen steht überall um uns herum jederzeit zur Verfügung, in Hülle und Fülle. Wenn wir uns erlauben, offen dafür zu sein, wird dieses Wissen immer mehr Wissen manifestieren, mehr Qualitäten, die wir neues Wissen nennen können. Ganz neue Dimensionen sind Teil dieses neuen Wissens. Wir sind ein totaler Reichtum an Wissen.

Inquiry selbst ist Wissen in Aktion; sie benutzt gewöhnliches Wissen in Verbindung mit unserer natürlichen Intelligenz, um Grundwissen zu erschließen. Sie wird vom Wissen informiert, ist offen für Wissen und lädt mehr Wissen ein. Wissen in Aktion ist sowohl Inquiry als auch Verstehen, und das ist auch die Entfaltung des Seins. Wir können sagen, daß Verstehen Grundwissen von der starren Prägung durch gewöhnliches Wissen befreit, es dafür frei macht, sich seiner eigenen Prägung entsprechend zu entfalten, die wir als inhärente unterscheidende Weisheit erfahren.

Kurz gesagt: Gewöhnliches Wissen wird durch Gedanken transportiert, während Grundwissen von Wahrnehmung getragen wird. Gewöhnliches Wissen kann man nicht von Gedanken trennen, und Grundwissen nicht von Wahrnehmung. Inquiry ist die Aktivität der optimierenden Kraft des intelligenten Dynamismus des Seins, die Grundwissen erschließt, indem sie es von dem lähmenden Einfluß gewöhnlichen Wissens befreit. Wenn Grundwissen von dem Filter des gewöhnlichen Wissens befreit ist, zeigt es sich als die unterscheidende Bewußtheit des Seins, als die Weisheit der Unterscheidungsfähigkeit, des unterscheidenden Erkennens. Mit anderen Worten, wir erkennen, daß diese inhärente Unterscheidung die Quelle von Unterscheidung in Grundwissen und daher in gewöhnlichem Wissen ist.

Grundwissen überbrückt die Distanz zwischen der Weisheit der unterscheidenden Erkenntnis – eines der fundamentalen Charakteristika wahrer Natur – und konventioneller Erfahrung, die Grundwissen ist, das durch gewöhnliches Wissen gefiltert ist. Aus dieser Perspektive ist es möglich, Inquiry als ein Fahrzeug zu sehen, das uns von konventioneller Erfahrung zu erleuchteter Wahrnehmung bringt. Das geschieht durch das Verstehen, das das Grundwissen in seine Quelle zurückverwandelt, zur Weisheit der Unterscheidungsfähigkeit.

Wenn wir uns daran erinnern, daß ein anderes Charakteristikum wahrer Natur oder Realität ihre Einheit ist, dann erkennen wir eine weitere wichtige Tatsache über Grundwissen. Nicht nur ist unsere innere Erfahrung Wissen, und nicht nur ist unsere Erfahrung äußerer Phänomene Wissen, sondern alle Phänomene – innere und äußere – sind Wissen. Die Weisheit von einheitlicher Verbreitung (pervasiveness), von Einheit, beseitigt die Grenzen, die Empfindungen im Grundwissen trennen, und enthüllt, daß sie nur die Demarkationslinien sind, die Diskrimination, unterscheidendes Erkennen, erlauben. Wir sehen dann, daß die ganze Realität, das ganze Universum, Wissen ist.

Forschungsreise ins innere Universum

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