Читать книгу Kommissar Handerson - Sammelband - Adrienne Träger - Страница 13
Carlshaven, 06. Dezember 2013
ОглавлениеNana hatte einen Blick in den Kalender geworfen. Es war der sechste Dezember – Nikolaustag. Das war immer einer ihrer Lieblingstage gewesen. In Mabunte war Nikolaus ein offizieller Feiertag und fast wichtiger als Weihnachten. Das Nikolausfest wurde überall groß gefeiert. Und es sah so aus, als ob es heute auch ein Festtag werden würde.
Sie hatte heute zum ersten Mal seit sie hier angekommen war, das Haus verlassen dürfen. Der Monsieur hatte ihr morgens erklärt, dass sie abends alle auf eine Party gehen würden und sie, Nana, etwas Schickes zum Anziehen bräuchte. Sie würden daher später gemeinsam einkaufen gehen. Nana freute sich riesig, als sie das hörte. In den letzten Wochen hatte sie nicht wirklich viel anzuziehen gehabt. Nur das bisschen, das sie aus Mabunte mitgebracht hatte. Und die meisten dieser Sachen waren mittlerweile an einigen Stellen fadenscheinig, weil sie den ganzen Tag arbeitete.
Mittags waren sie dann in die Stadt gefahren. Es war das erste Mal, dass sie dieses Carlshaven wirklich sah. Eine schöne Stadt. Die Menschen hier mussten wirklich reich sein. Der Monsieur ging zuerst mit ihr in ein Geschäft, wo er mit der Verkäuferin in Deutsch sprach. Sie holte einige Kleider, die zu den schönsten zählten, die Nana je gesehen hatte. Sie entschied sich für ein schwarz-gelbes Abendkleid, das an ihr wirklich zauberhaft aussah. Sie bekam auch ein Paar passende schwarze Schuhe mit hohen Absätzen dazu, an die sie sich erst noch gewöhnen musste, denn sie war noch nie auf hohen Absätzen gelaufen. Sie fühlte sich wie Aschenputtel auf dem Weg zum Prinzenball.
Anschließend ging der Monsieur noch mit ihr zu einem Miederwarengeschäft. In so einem Laden, der nur Strümpfe und Unterwäsche verkaufte, war sie noch nie gewesen. Die Verkäuferin hatte genau den richtigen Blick, und die Sachen passten auf Anhieb. Allerdings war es ihr etwas peinlich, als der Monsieur den Vorhang zur Umkleidekabine zur Seite zog und sie so in der Unterwäsche begaffte. Ihr lief wieder der Schauer über den Rücken, den sie immer empfand, wenn sie an die vergangenen Nächte dachte, an seinen heißen Atem an ihrem Ohr, sein Gestöhne und Gegrunze, wenn er in sie eindrang und sich in ihr bewegte. Aber heute würde alles anders sein. Das spürte sie. Heute war ein ganz besonderer Tag.