Читать книгу Kommissar Handerson - Sammelband - Adrienne Träger - Страница 8
Carlshaven, Anfang Oktober 2013
ОглавлениеSo hatte sie sich das mit dem Job in Europa nicht vorgestellt. Sie war jetzt schon vier Wochen hier. Die Madame hatte ihr bislang nicht erlaubt, das Haus zu verlassen. Nur einmal hatte sie in den Garten gehen dürfen. Das aber auch nur, um das Unkraut zu jäten. Überhaupt arbeitete sie den ganzen Tag von morgens um fünf bis abends um elf. Pausen gab es nicht wirklich. Wenn sie sich einmal länger als ein paar Minuten irgendwo hinsetzte, um auszuruhen, schrie die Madame sie an. Sitzen durfte sie nur zu den offiziellen Essenszeiten, nachdem sie Madame und Monsieur bedient hatte, und essen durfte sie nur das, was von den Mahlzeiten übrigblieb. Geld hatte sie bislang auch noch keines gesehen.
Michel war einmal da gewesen. Als sie ihn darauf angesprochen hatte, hatte er ihr erklärt, dass das Geld, das sie verdiene, auf ein spezielles Konto eingezahlt werde. Sie bekäme demnächst Zugriff darauf. Aber sie müsste sich keine Sorgen machen. Er habe es so geregelt, dass ein Teil ihres Geldes direkt an ihre Familie in Mabunte ausgezahlt würde. Das beruhigte sie zumindest ein bisschen.
Gerne wäre sie einmal vor die Tür gegangen, um sich die Stadt anzusehen, aber das ging nicht. Andauernd musste sie arbeiten und die Madame war ständig in ihrer Nähe. Und die beiden großen Hunde, die das Haus bewachten, machten nicht den Eindruck, als ob sie sie gerne hinausließen.
Auch die Unterbringung war nicht das, was sie sich erhofft hatte. Das Zimmer im Haus, das man ihr versprochen hatte, hatte sich als karger Kellerraum entpuppt, in dem nur eine Matratze lag. Nachts schloss die Madame sie ein. „Zu deiner Sicherheit“, so hieß es. Angeblich hätte es hier schon Einbrüche gegeben und wenn die Einbrecher auf Frauen träfen, täten sie ihnen schlimme Dinge an. Hinter der Eisentür des Kellers sei sie sicher. Aber das glaubte sie der Madame nicht. Sie kannte sich mit den Gepflogenheiten dieses fremden Landes nicht aus, hatte aber langsam das Gefühl, dass sie betrogen worden war.