Читать книгу Kommissar Handerson - Sammelband - Adrienne Träger - Страница 16

Carlshaven, Polizeirevier, 24. September 2014, morgens

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Handerson war an diesem Morgen alleine im Büro. Peter hatte ein Treffen mit dem für die Ausbildung der Polizeihunde zuständigen Kollegen und würde nicht vor Mittag im Büro eintreffen. Und Anna war wieder einmal bei einer Schulung. Sie war sehr ehrgeizig und nahm alles an Fortbildungen mit, was angeboten wurde. Handerson konnte es ihr nicht verübeln. Zwar gehörten weibliche Beamte mittlerweile zum allgemeinen Erscheinungsbild der Polizei, aber insgeheim war es doch noch immer ein Männerverein. Wer als Frau hier etwas erreichen wollte, musste bei allem mehr als zweihundert Prozent geben, um die gleiche Anerkennung zu erhalten wie ein männlicher Kollege. Und Anna hatte diesen Willen. Handerson zweifelte nicht daran, dass Anna es bei der amberländischen Polizei noch weit bringen würde, wenn sie mit so viel Elan und Durchsetzungskraft dabei bliebe.

Dass er alleine war, war ihm ganz recht. Morse hatte ihn auf eine Idee gebracht, aber die schmeckte ihm so gar nicht und er hasste sich insgeheim selbst für das, was er jetzt tun würde. Aber was sein musste, musste bekanntlich sein. Er griff zum Telefon und wählte die Nummer auf dem Zettel, der vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Es klingelte exakt fünf Mal.

„Carlshavener Kurier, Hans Schreiber am Apparat.“

„Handerson hier.“

„Oh, was verschafft mir denn die Ehre?“, fragte Schreiber sarkastisch, aber mit einer gewissen Neugier in der Stimme. Der Kommissar rief sicherlich nicht ohne Grund bei ihm in der Redaktion an. Es musste unter diesen Umständen schon etwas Wichtiges sein. Er war gespannt darauf, was er von ihm wollte.

Handerson hasste das, was er jetzt sagen würde und es kostete ihn daher mehr als nur ein bisschen Überwindung. Am liebsten hätte er sich selber auf die Schuhe gekotzt.

„Es gäbe da etwas, das Sie vielleicht interessieren könnte, aber Sie müssten auch ein bisschen was für mich tun.“

„Ui, seid ihr bei der Polizei so unterbesetzt, dass ihr jetzt schon Reporter engagiert?“

Auch wenn er sich sarkastisch gab, so war der Ausdruck unverhohlener Neugier in seiner Stimme jetzt nicht mehr zu überhören. Der Kommissar hatte sein journalistisches Interesse geweckt.

„Haben Sie von den Mädchen aus Mabunte gehört, die man in Deutschland und England aufgegriffen hat?“

„Die Privatsklavinnen von den reichen Negern? Klar.“

Handerson rollte mit den Augen. „Neger“ – das war mal wieder typisch Schreiber. Dass sich ein solches Wort überhaupt im aktiven Sprachschatz eines modernen Journalisten befand, war für ihn kaum vorstellbar, aber offensichtlich eine Tatsache. Er holte tief Luft, bevor er seinem Erzfeind Schreiber erklärte, was er von ihm wollte und ihm einen Deal vorschlug.

„Oke-doke, ich schau mal, was ich rausfinde. Aber Sie halten sich dann auch an unseren Deal, sonst rücke ich nix von den Infos raus.“

„Ja, ja“, sagte Handerson und legte auf. Oh, wie er sich selbst dafür hasste.

Kommissar Handerson - Sammelband

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