Читать книгу Farben der Lust | Erotische Geschichten - Aimée Rossignol - Страница 13

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Kapitel 10

Es klopft an meine Zimmertür, gerade als ich die Klinke herunterdrücken will, um zum Abendessen hinunterzugehen. Henri, denke ich und mein Herz klopft ganz aufgeregt.

Aber es ist Madame Bertrand mit einem Tablett in der Hand. »Monsieur Marchand hat Besuch und bittet Sie, das Dinner auf Ihrem Zimmer einzunehmen.«

Ich weiß nicht, wie gut es mir gelingt, meine Enttäuschung zu verbergen und gleichzeitig frage ich mich, worauf ich eigentlich gehofft hatte. Vielleicht auf einen weiteren Kuss, ein romantisches Essen bei Kerzenschein.

Natürlich spricht seine hastige Flucht heute Nachmittag am Strand dagegen. Aber die Hoffnung kann ich nicht aufgeben. Überhaupt kann ich an nichts anderes mehr denken, als an seine Lippen, die nach dem Salz des Mittelmeers schmeckten und nach Champagner.

Madame Bertrand deckt den runden Tisch für mich auf dem Balkon. Rosmarinkartöffelchen und knuspriges Hühnchen, frischer Feldsalat mit süßen Cocktailtomaten.

Doch als sie den Raum verlässt, esse ich nur ein paar Happen und lasse das Glas Wein stehen.

Das Meer liegt dunkel und still in der Dämmerung und wie immer, wenn ich mich allein fühle, flüchte ich mich in ein Bild. Also schlüpfe ich die kleine Treppe neben meinem Zimmer nach oben in das Atelier. Madame Bertrand oder eines von den Hausmädchen hat eine frische Karaffe Wasser auf das Tischchen neben der Chaiselongue gestellt. Ich trinke aus purer Langeweile ein paar Schlucke und trete mit dem Glas an das Fenster zur Auffahrt hin. Der weiße Kies knirscht und ich beuge mich neugierig vor.

Eine schlanke, blonde Frau tritt aus dem Schatten des Hauses in den Lichtkegel einer der schmiedeeisernen Laternen. Sie hebt die Hand und winkt jemandem zu, der vor mir verborgen wahrscheinlich auf der Freitreppe steht. Sie lacht hell auf und wirft zwei Kusshände, bevor sie in ein rotes Cabrio steigt. Rasant fährt sie an und braust in die beginnende Nacht.

Ich fühle einen Stich in der Magengrube. Das war also Henris Besuch ... Er hatte ja deutlich gesagt, wie er zu Frauen steht, und trotzdem trifft es mich.

Zwar versuche ich, noch ein wenig zu zeichnen, aber es will mir nichts recht gelingen. Henris markantes Gesicht wird zu einer einzigen schraffierten Fläche. Ich seufze. Morgen werde ich von vorn anfangen müssen.

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