Читать книгу Farben der Lust | Erotische Geschichten - Aimée Rossignol - Страница 18

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Kapitel 15

Diesmal ist er tatsächlich pünktlich und trägt denselben Anzug wie bei unserer ersten Sitzung im Atelier.

Außer einem knappen »Guten Morgen!« sagt er nichts und setzt sich sehr gerade auf den Hocker am Fenster.

Immerhin hat er mich nicht weggeschickt, immerhin will er, dass ich meine Arbeit fortsetze. Vielleicht ist das so mit ihm. Einmalig und unverbindlich. Mit mir aber nicht, denke ich. Wie kann ich so weitermachen, als wäre nichts geschehen? Wie kann er es? Als hätte er mich nicht fühlen lassen, was ich noch nicht kannte?

Und wieder zittert mein Bleistift über dem Skizzenblock. Schräge Linien verformen sich vor meinen Augen, bis ich es schließlich nicht mehr aushalte.

»Sprechen Sie nicht mehr mit mir?«, platze ich heraus.

Sehr langsam dreht er den Kopf in meine Richtung. Zum ersten Mal seit unserer leidenschaftlichen Begegnung umspielt ein feines Lächeln seinen Mund und seine Augen.

»Sie sind es doch, die kein Wort mehr herausbringt.«

Erstaunt reiße ich die Augen auf. »Ich? Sie sind ... Du bist ...« Ich schlucke. »Du bist einfach weggegangen und hast mich stehen lassen.«

Henri erhebt sich hastig, steht nach wenigen Schritten vor mir. Sehr dicht, zu dicht. »Ich habe dir gesagt, was Frauen für mich sind. Ich habe dir gezeigt, wer ich bin. Jetzt ist es an dir.«

Er sieht mir direkt in die Augen, in mich hinein und gleichzeitig durch mich durch. Ich bin wie erstarrt. Keinen meiner Gedankenfetzen kann ich wirklich zu Ende führen. Erwartet er, dass ich den nächsten Schritt tue? Und wenn ja, wie sollte er aussehen? Ich habe keine Ahnung. Niemals zuvor habe ich so etwas entschieden. Und ist es überhaupt eine wirkliche Entscheidung, die ich da treffe?

Ob ich eine Birne esse oder einen Apfel – das ist eine Entscheidung. Aber Henri?

Inzwischen ist er wieder ans Fenster getreten. »Ist es recht, wenn ich das Jackett ausziehe? Es ist warm hier oben.«

Ich nicke, sage aber nichts, hebe den Bleistift auf und fahre fort. Schweigend.

Farben der Lust | Erotische Geschichten

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