Читать книгу Farben der Lust | Erotische Geschichten - Aimée Rossignol - Страница 16

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Kapitel 13

Madame Bertrand ist mein Taktgeber hier in dieser Villa geworden, denke ich, nachdem sie mich am nächsten Morgen mit einem Frühstückstablett geweckt hat.

Henri ist in Paris und ich allein hier. Es ist, als wäre ich zwischen die Zeiten gefallen. Dieser Tag ist nur ein Warten auf das Urteil, das Henri über mich fällt. Muss ich gehen, darf ich bleiben? Und was will ich? Will ich überhaupt hier sein? Es ist merkwürdig, mit was für einer seltsamen Gleichgültigkeit ich diesen Fragen entgegengehe. Ich kann keinen wirklich klaren Gedanken darüber fassen, mein Verstand ist ersetzt worden durch eine süße Sehnsucht in meiner pochenden, klopfenden Scham. Hier ist es kein verräterisches Herz, hier sind es Verlangen und Begierde, die meinen Slip ewig befeuchten. Ja, vielleicht schickt er mich später nach Hause. Und wenn es so ist, kann ich es nicht ändern. Ich würde fahren, würde gehen, mit all meiner Sehnsucht nach ihm und seinem Körper.

Nichts ist mehr, wie es war.

Den Vormittag verbringe ich im Atelier. Diesmal geht meine Arbeit erstaunlich gut voran, besser, als ich erwartet hätte. Aus einer Bleistiftskizze formen sich auf der Leinwand erste Konturen. Ich gestatte mir einen Hauch Zufriedenheit und leiste mittags Madame Bertrand zum Lunch Gesellschaft.

»... meine Tochter hat in Paris studiert«, sagt Madame Bertrand gerade eben und ich habe gar nicht mitbekommen, wie wir eigentlich auf das Thema kamen.

Rasch stelle ich die erstbeste Frage, die mir einfällt: »Wie alt ist denn Ihre Tochter?«

»Oh, vier Jahre jünger als Henri.«

Ich nicke freundlich, weil ich nicht mehr weiter weiß, weil es mich eigentlich auch nicht interessiert und weil ich eigentlich auch nur den Namen »Henri« gehört habe.

Madame Bertrand plätschert unbeirrt weiter: »Henri war immer wie ein Bruder für sie. Seine Eltern haben für das Studium meiner Tochter bezahlt. Henri und Simone gingen auch auf dieselbe Schule. Da gab es keinen Standesunterschied.« Zufrieden hat sie den letzten Satz betont. »Und jetzt ist sie verlobt! Stellen Sie sich vor, Mademoiselle Waldmann, meine kleine Simone verlobt!« Dabei lächelt sie so verzückt und so ansteckend, dass sich meine Mundwinkel ebenfalls heben.

»Ein großer Schritt«, sage ich. »Wer ist denn der Glückliche?«

»Ein Anwalt aus Paris! Sehr netter junger Mann. Es ist alles so aufregend!«

So aufregend, dass ihre Augenwinkel feucht werden und ich ihr rasch eine Serviette über den Tisch schiebe.

»Danke«, sagt sie leise und drückt meine Hand, während sie sich mit der anderen die Augenwinkel abtupft.

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