Читать книгу Farben der Lust | Erotische Geschichten - Aimée Rossignol - Страница 7

Оглавление

Kapitel 4

Henri Marchand steht im Esszimmer am Fenster, als ich eintrete. Er dreht sich um, lächelt und kommt auf mich zu. Ich glaube nicht, dass ich schon einmal einem attraktiveren Mann begegnet bin. Im Gegensatz zu mir hat er sich nicht umgezogen, wirkt aber genauso frisch wie vorhin.

Bevor ich etwas sagen kann, streckt er mir noch einmal die Hand hin. »Sagen Sie doch Henri zu mir. Sicherlich werden wir viel Zeit miteinander verbringen.«

Ich lächele zurück und diesmal liegt meine Hand kühl in seiner. Bilde ich mir das ein oder hält er mich tatsächlich ein wenig länger fest als üblich? Oder macht man das in Frankreich so? Küsst man sich hier nicht eigentlich auch auf die Wange zur Begrüßung? Allein der Gedanke lässt mich zusammenzucken, macht er mir doch ein wenig Angst und gleichzeitig stelle ich zu meiner Verwunderung fest, dass ich nichts dagegen hätte, würde er es tun. Im Gegenteil, ich ertappe mich bei dem Wunsch, sein Gesicht an meinem zu spüren.

Hastig lasse ich Henris Hand los und setze mich, bevor er mir den Stuhl zurechtrücken kann.

Während das Essen serviert wird, bemerke ich, wie hungrig ich schon seit meiner Ankunft bin. Zartes Kalbfleisch und Buttergemüse verschwinden so schnell in meinem Mund, wie es gerade eben noch angemessen ist. Henri, der am anderen Ende des Tisches mir gegenübersitzt, grinst amüsiert und ich fühle, dass er jede gut gefüllte Gabel beobachtet, die ich zum Mund führe.

»Wie gefällt es Ihnen in Südfrankreich, Helena?«, fragt er und tupft sich den Mund mit der Serviette ab, bevor er einen Schluck von dem ausgezeichneten Wein trinkt, der von einem seiner Güter stammt.

Ich kann mich nicht sattsehen an seinem gebräunten, markanten Gesicht. Es wird schön sein, diese Züge erst mit dem Bleistift auf Papier zu bannen und später in Öl zu vervollkommnen. Aber ob es mir gelingt, diese ungeheure Anziehungskraft einzufangen, diese energische Bestimmtheit festzuhalten?

»Wunderschön! Die Farben der Landschaft hier sind einzigartig.«

»Denken Sie immer in Farben?«

»Ja, meistens«, gebe ich zurück, »sonst könnte ich nicht malen.«

»Bin ich auch eine Farbe?«, fragt Henri interessiert und beugt sich vor. »Immerhin bin ich Ihr Auftrag!«

»Rot!«, antworte ich wie aus der Pistole geschossen und erröte dabei selbst. Es ist mir so herausgerutscht.

Henri lacht laut auf. »Das passt! Meine Konkurrenten würden das wohl ähnlich sehen und auch die meisten Frauen, mit denen ich zu tun hatte.«

»Sind Sie deshalb nicht verheiratet?«, höre ich mich fragen und beiße mir gleich darauf auf die Unterlippe. Ich weiß nicht, was mich da geritten hat. Es ist, als wäre diese Frage tief aus mir herausgepurzelt.

In seinen Augen scheint jetzt ein ganzes Gewitter aufzuziehen. Das Blau wird stürmisch dunkel und er fixiert mich mit schmalem, gefährlichem Blick.

»Frauen«, sagt er und wirft seine Serviette auf den Tisch, »sind wie Weine. Wer pflanzt schon nur eine Rebsorte, wenn es doch Malbec, Syrah und Merlot und viele andere schmackhafte Trauben gibt?«

»Und doch ist Ihr bester Champagner aus nur einer Rebsorte, oder täusche ich mich da?«

Unsere Augen haben sich ineinander festgebissen. Ein Tauziehen, das mich jeden Zentimeter meines Körpers fühlen lässt, mich empfindlich macht und ich spüre, wie fest der Stoff des weißen Spitzen-BHs meine Brüste einschließt, so als wären sie in diesem Augenblick noch voller geworden.

Mein Verstand sagt mir, dass es klug wäre, mich von Henri so gut wie eben möglich in dieser Situation fernzuhalten, macht er doch mehr als deutlich, dass Frauen nur Spielzeuge für ihn sind und er sich unmöglich für eines entscheiden kann. Ich frage mich, ob er immer schon so war oder ob es tief in seinem Herzen eine Narbe gibt, die ihn schmerzt.

Schließlich löse ich mich aus seinem Blick und murmele, dass ich früh zu Bett müsse. So rasch, wie ich das Esszimmer verlasse, muss es für ihn aussehen, als wäre ich auf der Flucht.

Farben der Lust | Erotische Geschichten

Подняться наверх