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Merkmale und Typen von Verschwörungstheorien
ОглавлениеWas sind typische Merkmale von Verschwörungstheorien? Nach dem amerikanischen Politikwissenschaftler Michael Barkun zeichnen sich Verschwörungstheorien im Wesentlichen durch drei Grundannahmen aus: (1) Nichts geschieht durch Zufall: Verschwörungstheorien implizieren für Barkun eine Weltsicht, in der alles auf Intentionalität beruht und der Zufall ausgeschlossen wurde. Alles, was geschieht, geschieht, weil jemand es so gewollt hat. (2) Nichts ist, wie es scheint: Da die Verschwörer alles daransetzen, ihre Aktivitäten und Identität zu verbergen, täuschen und manipulieren sie die Öffentlichkeit. Der Schein trügt, der Fassade ist zu misstrauen und es gibt eine dahinterliegende Wahrheit. (3) Alles ist miteinander verbunden: Da es innerhalb von Verschwörungstheorien keinen Platz für Zufälle gibt, werden überall geheime Codes oder Muster erkannt, wenn diese auch versteckt vor den Augen der Öffentlichkeit sind. Verschwörungstheoretiker suchten daher ständig nach Verbindungen und Zusammenhängen, um diese verborgenen Codes oder Muster zu erfassen. Auf diese Weise wären Verschwörungstheorien, so Barkun weiter, zugleich beängstigend und beruhigend. Sie sind beängstigend, weil sie den Raum für das Wirken böser Mächte erweitern. Sie sind beruhigend, weil sie eine Welt beschreiben, in der alles aus einem Grund geschieht und in der eine klare Identifikation des Feindes innerhalb eines Dualismus aus Gut und Böse dem Leben Ordnung und Sinn gibt.42
Diese Merkmalszuschreibungen erscheinen auf den ersten Blick plausibel, da sie einige zentrale Charakteristika von Verschwörungstheorien benennen. In der Tat sehen Verschwörungstheorien hinter bestimmten Ereignissen absichtsvolles Handeln und nicht Zufall, vermuten in der Regel eine geheime Wirklichkeit hinter den Dingen und suchen nach verborgenen Verbindungen und Mustern. Allerdings sind die Attribute von Verschwörungstheorien, so wie von Barkun formuliert, analytisch nicht sonderlich hilfreich, da sie sich auf Größen beziehen (»Nichts«, »Alles«), die unbestimmbar sind. Es gibt keine Verschwörungstheorie, die behauptet, dass nichts durch Zufall geschieht, nichts ist, wie es scheint, und alles miteinander verbunden ist. Wenn man Barkuns Merkmale von Verschwörungstheorien aber als idealtypische Beschreibungen auffasst, also als absichtlich überzeichnete, überspitzte Eigenschaften, die in der Realität immer nur graduell oder von der Tendenz her zu finden sind, können sie dennoch nützlich sein, um Verschwörungstheorien zu identifizieren. Allerdings können auf diese Weise auch Deutungen als Verschwörungstheorien erfasst werden, die sonst kaum so bezeichnet werden würden. Stellen wir uns etwa vor, eine Regierungskoalition verabschiedet ein Gesetz zur Erhöhung der Renten. Die Opposition übt wie üblich Kritik daran und argumentiert dabei wie folgt: Das Gesetz wird nicht zufällig zum jetzigen Zeitpunkt (kurz vor der Wahl) auf den Weg gebracht. Die wahren Gründe für das Gesetz werden der Bevölkerung verschwiegen (z. B.: Es geht nicht um soziale Gerechtigkeit, sondern um Stimmenfang). Außerdem basiert das Gesetz auf einem heimlichen Deal: Die stärkere Partei der Regierungskoalition, von der die Gesetzesvorlage kommt, konnte das Gesetz nur durchsetzen, weil sie den Koalitionspartner im Gegenzug dafür eine Forderung aus dessen Wahlprogramm umsetzen ließ, die mit dem Profil der stärkeren Partei eigentlich unvereinbar war. Und natürlich zeigt sich hier auch ein Dualismus zwischen Gut und Böse: Die Regierung ist böse, die Opposition gut – oder, je nach Perspektive, umgekehrt. Derartige Geplänkel zwischen Regierung und Opposition, die in parlamentarischen Demokratien praktisch an der Tagesordnung sind, würde man nicht mit dem Begriff ›Verschwörungstheorie‹ in Verbindung bringen. Dennoch finden sich in dem gewählten Beispiel zumindest von der Tendenz her sämtliche Eigenschaften, die Barkun Verschwörungstheorien zuschreibt. Wir selbst würden bei unserem Beispiel im Sinne unserer neutralen Definition auch tatsächlich von einer Verschwörungstheorie sprechen, denn schließlich geht es bei der Kritik der Opposition darum, dass sie der Regierung vorwirft, in geheimer Übereinkunft und Zusammenarbeit die Bevölkerung zu ›täuschen‹, um ein bestimmtes Ziel (Wiederwahl) zu erreichen. Dieses Beispiel illustriert gleichzeitig, was wir meinen, wenn wir schreiben, dass sich durch die Überwindung der negativen Konnotation des Begriffs ›Verschwörungstheorie‹ die Perspektive weitet und so Phänomene in den Blick geraten, die vorher außer Acht gelassen wurden; Phänomene, die unseres Erachtens aber untrennbar mit dem Themenkomplex Verschwörungstheorien und Verschwörungen verbunden sind.
Ein Merkmal, mit dem verschiedene Typen von Verschwörungstheorien unterschieden werden können, ist für Barkun das Ausmaß der behaupteten Verschwörung. Er unterscheidet zwischen ereignisbezogenen Verschwörungen, systemischen Verschwörungen und Superverschwörungen. Eine ereignisbezogene Verschwörung ist immer an einen bestimmten, räumlich und zeitlich begrenzten Fall oder eine Ereigniskette geknüpft und richtet ihren Fokus auf ein ganz spezielles Ziel oder Objekt. Als Beispiel hierfür nennt Barkun die behaupteten Verschwörungen in Bezug auf die Ermordung John F. Kennedys. Systemische Verschwörungen hingegen haben weiterreichende Zielsetzungen, die über längere Zeiträume und über Ländergrenzen hinweg existieren. Beispiele hierfür sind laut Barkun Vorstellungen über konspirative Machenschaften der Katholischen Kirche, der Juden, der Freimaurer, des internationalen Kapitals etc. Bei Superverschwörungen schließlich handelt es sich um ein umfassendes konspiratives Konstrukt, das mehrere Verschwörungen der ersten beiden Kategorien einschließt und in einer Art Hierarchie verbindet, an dessen Spitze geheime Machteliten stehen, die die Akteure der unteren Ebenen steuern und manipulieren, um so bestimmte Ziele zu erreichen.43 Als Beispiel hierfür nennt Barkun die Verschwörungstheorien des ehemaligen britischen Profi-Fußballers David Icke. Icke veröffentlicht seit Mitte der 1990er-Jahre Bücher und hält Vorträge über eine angeblich weltumspannende geheime Organisationsstruktur, die seit langem die menschliche Zivilisation kontrolliere und deren Ziel die Errichtung einer ›Neuen Weltordnung‹ und damit die Versklavung der gesamten Menschheit sei. An der Spitze der Geheimorganisation stünde eine Machtelite, bestehend aus Mischwesen zwischen Menschen und reptilienartigen Außerirdischen, die praktisch hinter allen Ereignissen stecken würden, um die sich Verschwörungstheorien ranken.44 Wir werden uns diesem Thema im siebten Kapitel ausführlicher widmen.
Auch wenn die eindeutige Zuordnung verschiedener Verschwörungstheorien im Rahmen dieser Klassifikation in einigen Fällen schwierig sein dürfte, erscheint die Unterscheidung von Verschwörungstheorien nach dem Ausmaß der behaupteten Verschwörung, die auch bei anderen Autoren45 zu finden ist, sehr hilfreich. Verschwörungstheorien, die von seit Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden wirkenden, gleichsam allmächtigen Verschwörern ausgehen, die die Geschicke der gesamten Menschheit kontrollieren, haben vollkommen andere Grundannahmen und Implikationen als Verschwörungstheorien, die hinter bestimmten Ereignissen konspirative Strukturen sehen, die in ihren räumlichen und zeitlichen Ausdehnungen sowie hinsichtlich der ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen begrenzt sind. Mit dem Ausmaß der mutmaßlichen Verschwörung sind in den meisten Fällen weitere Charakteristika verbunden. Als grobe Faustregel kann gelten: Je größer das Ausmaß der angenommenen Verschwörung, desto schwieriger ist die Verschwörungstheorie zu widerlegen. Denn: Jede Behauptung gegen die Verschwörung kann als Beleg für die umfassende Macht der Verschwörer uminterpretiert werden. Und: Mit zunehmender zeitlicher und räumlicher Ausdehnung der angenommenen Verschwörung sinkt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die entsprechende Verschwörungstheorie sich auf realistische Annahmen bezieht. Der umgekehrte Fall gilt allerdings nicht, d. h., eine Verschwörungstheorie wird nicht automatisch plausibler, wenn die Reichweite der behaupteten Verschwörung sehr begrenzt ist. Wenn der Mitarbeiter einer Firma vermutet, dass sich mehrere seiner Kollegen mit dem Ziel verschworen haben, ihn aus der Firma zu mobben, muss dies nicht unbedingt plausibler sein als die Vermutung eines investigativen Journalisten, dass sich mehrere Unternehmen einer bestimmten Branche zu einem Kartell zusammengeschlossen haben.
Unabhängig von der Ausdehnung der vermuteten Verschwörungen unterscheidet der amerikanische Philosoph Brian L. Keeley zwischen Verschwörungstheorien im Allgemeinen und ungerechtfertigten Verschwörungstheorien. Unter Verschwörungstheorien im Allgemeinen versteht er Erklärungen für ein Ereignis oder mehrere Ereignisse, bei denen das Wirken einer relativ kleinen, im Geheimen agierenden Gruppierung (den Verschwörern) als ursächlicher Faktor beschrieben wird. Generell können Verschwörungstheorien nach Keeleys Verständnis durchaus legitim und zutreffend sein. Dies gilt allerdings nicht für die ungerechtfertigten Verschwörungstheorien, die nach Keeley eine Unterkategorie von Verschwörungstheorien im Allgemeinen bilden und folgende fünf Charakteristika aufweisen: (1) Sie richten sich stets gegen offizielle oder offensichtliche Erklärungen bestimmter Ereignisse; (2) den mutmaßlichen Verschwörern werden stets schädliche Absichten unterstellt, (3) sie versuchen, Ereignisse miteinander zu verknüpfen, die nichts miteinander zu tun haben; (4) bei den von den Verschwörungstheorien angebotenen Erklärungen zu bestimmten Ereignissen handelt es sich aus Sicht der Verschwörungstheoretiker immer um von den Verschwörern behütete Geheimnisse; (5) das wichtigste Werkzeug ungerechtfertigter Verschwörungstheorien sind Ungereimtheiten, Unerklärtes und Widersprüchliches im Hinblick auf die offizielle Erklärung von Ereignissen (»errant data«).46
Keeley möchte also gewissermaßen ›gute‹ von ›schlechten‹ Verschwörungstheorien unterscheiden. Doch sind seine Unterscheidungsmerkmale dafür wirklich geeignet? Das Problem ist, dass es einige durchaus plausible Verschwörungstheorien gibt, auf die Keeleys Kriterien allesamt zutreffen, und dass es umgekehrt unsinnige Verschwörungstheorien gibt, welche die Kriterien nicht alle erfüllen.47 Nehmen wir etwa die Behauptung der US-Regierung unter Präsident George W. Bush im Vorfeld des 2003 begonnenen Irak-Krieges, dass es bei den Anschlägen vom 11. September 2001 eine Zusammenarbeit zwischen der Terrororganisation Al-Quaida und Saddam Hussein gegeben habe. Obwohl es keinerlei handfeste Beweise für eine solche Zusammenarbeit gab, wiederholten Präsident Bush und Vertreter seines Kabinetts die Anschuldigungen immer wieder und machten sie zu einem der Hauptgründe für den Krieg der USA gegen den Irak. Diese Verschwörungstheorie – und nichts anderes ist die Behauptung der Kooperation von Al-Qaida und dem Irak bei den Anschlägen vom 11. September – erfüllt alle von Keeley beschriebenen Merkmale einer unberechtigten Verschwörungstheorie, bis auf ein entscheidendes: Sie richtete sich nicht gegen eine offizielle Erklärung, sondern sie war die offizielle Erklärung. Die Frage, ob eine Verschwörungstheorie sich gegen eine offizielle Erklärung richtet oder nicht, ist also nicht zwingend entscheidend dafür, ob sie plausibel ist oder nicht. Ein zweites Argument gegen Keeleys Kriterienkatalog ist seine Blindheit gegenüber verschiedenen sozialen Kontexten, in denen Verschwörungstheorien entstehen. Innerhalb von repressiven politischen Systemen etwa können Verschwörungstheorien, die sämtliche Kriterien von Keeley für ungerechtfertigte Verschwörungstheorien erfüllen, vollkommen berechtigt und zutreffend sein.48 Insgesamt bietet Keeleys Bestimmung also nicht die Möglichkeit einer trennscharfen Unterscheidung zwischen plausiblen und unsinnigen Verschwörungstheorien.
Der amerikanische Historiker Geoffrey Cubitt unterscheidet drei grundlegende Eigenschaften von Verschwörungen: Es gibt (1) eine Kooperation von mehreren Akteuren, die (2) einen gemeinsamen Plan oder ein gemeinsames Ziel haben und (3) im Verborgenen agieren. Verschiedene Verschwörungstheorien betonen unterschiedliche Aspekte der Verschwörung: Mal geht es mehr um die Verschwörer, mal mehr um den Plan oder das Ziel der Verschwörung. Die Betonung eines Aspekts hat Folgen für den spezifischen Stil, die Argumentationsweise und die emotionale Stimmung einer Verschwörungstheorie. Daher schlägt Cubitt eine Unterscheidung in gruppenzentrierte und planzentrierte Verschwörungstheorien vor. Es ist etwas völlig anderes, ob eine Verschwörungstheorie pauschal bestimmte Gruppen als Verschwörer verdächtigt oder sich eher auf den möglichen Plan und Ablauf der Verschwörung fokussiert – vielleicht sogar, ohne überhaupt potenzielle Verschwörer beim Namen zu nennen. Für Cubitt sind gruppenbezogene Verschwörungstheorien grob, aggressiv und denunziatorisch, wohingegen planzentrierte Verschwörungstheorien insgesamt gemäßigter und sachlicher seien, mehr darauf bedacht zu verstehen, was passiert, als ein Feindbild zu vermitteln.49 Das mag nicht in jedem Fall stimmen, aber grundsätzlich erscheinen uns Cubitts Überlegungen zutreffend, da sie Kriterien liefern, über die man Verschwörungstheorien sinnvoll nach bestimmten Merkmalen unterteilen kann.
Cubitts Herleitung des Begriffs der Verschwörungstheorie ist aber noch aufgrund zweier anderer Punkte bestechend. Zum einen unterscheidet er ›Verschwörungstheorien‹ von ›Verschwörungsmythen‹. Erstere begreift Cubitt als Aktualisierung mythischer Denkfiguren, die aktuelle oder vergangene Ereignisse als Verschwörungen deuten. Die Eigenschaften von Verschwörungsmythen sind nach Cubitt (1) Dualismus, (2) Intentionalismus und (3) Okkultismus. Die ersten beiden beziehen sich schwerpunktmäßig auf die schon genannten gruppen- oder planzentrierten Verschwörungstheorien, der okkulte Aspekt, so der Historiker, wohne allen Verschwörungstheorien gleichermaßen inne. Man kann Cubitt hier so verstehen, dass, je einseitiger sich das Verschwörungsdenken auf die genannten Eigenschaften versteift, desto unwirklicher, unglaublicher und mythischer wird die entsprechende Verschwörungstheorie.50 Fixiert man sich beispielsweise in Bezug auf historische Ereignisse immer nur auf ein- und denselben Akteur oder dieselbe Gruppe (z. B. Islamisten, Kommunisten, Juden usw.), so gleitet das Verschwörungsdenken schnell ins Dualistische und damit in ideologische Feindbildproduktion ab. Werden andererseits alle Ereignisse und Akteure stets in den einen alles umfassenden Plan integriert, so tendiert das Denken auf eine letztlich unbeweisbare Agenda, die den Anschein von Notwendigkeit erweckt und selbstimmunisierend wie eine selbsterfüllende Prophezeiung wirkt. Die Nähe zu Poppers ›Verschwörungstheorie der Gesellschaft‹ und seiner Historizismus-Kritik ist unübersehbar.
Zum anderen ist Cubitts Begriffsbildung gut begründet, weil er Verschwörungstheorien nicht nur auf Mythen, sondern auch auf die Verschwörung als »soziale und politische Taktik« rückbezieht, die »von verschiedenen Gruppen genutzt wird, um eine Vielzahl unterschiedlicher Ziele zu erreichen«51. Da Verschwörungen als soziale Tatsachen, wie schon erwähnt, durch drei Elemente (mehrere Akteure verfolgen einen Plan im Geheimen) bestimmt sind, enthält auch die mythische Denkfigur, in die sich Verschwörungstheorien verlieren können, die entsprechenden Merkmale von Dualismus, Intentionalismus oder Okkultismus mit je unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen (akteurszentriert oder planzentriert) und emotionalen Signaturen samt »Handlungsanleitungen«.52 Während Cubitt okkulten Verschwörungstheorien keinen eigenen Stil zuspricht, werden wir im siebten Kapitel darlegen, dass es durchaus Verschwörungstheorien gibt, in denen weder der Bezug auf Akteure noch auf einen Plan, sondern vor allem eine okkulte Beziehung, das Verborgene, Rätselhafte oder ein Mysterium im Vordergrund der verschwörungstheoretischen Sinnbildung stehen.
Fassen wir unsere bisherigen Überlegungen zu Merkmalen und Typen von Verschwörungstheorien zusammen: Verschwörungstheorien gehen davon aus, dass es eine geheime, verborgene Wirklichkeit gibt, dass die Dinge nicht so sind, wie sie dargestellt werden. Sie suchen nach Zusammenhängen, Mustern, Verbindungen, Codes oder geheimen Zeichen und vermuten oder behaupten konspiratives Handeln als Ursache für bestimmte historische oder aktuelle Ereignisse. Das Ausmaß bzw. die Reichweite der angenommenen Verschwörungen reicht von kleinen Verschwörungen im Alltagsleben bis hin zu gigantischen Weltverschwörungen, die über lange Zeiträume die gesamte menschliche Zivilisation beeinflussen. Verschwörungstheorien können sich eher auf die Akteure der Verschwörung oder eher auf deren Agenda fokussieren. Der Bezug auf das Okkulte stellt einen Grenzfall dar. Grob lässt sich sagen: Je größer das Ausmaß der behaupteten Verschwörung und je mehr bestimmte Gruppen dafür verantwortlich gemacht werden, desto unrealistischer und auch gefährlicher ist eine Verschwörungstheorie – und desto mehr driftet sie ab in einen unwiderlegbaren Mythos. Insgesamt gibt es, abgesehen von der Ausdehnung der mutmaßlichen Verschwörung und der Gruppen- oder Planzentrierung, nur sehr wenige strukturelle Merkmale, um Verschwörungstheorien in verschiedene Kategorien der Plausibilität bzw. Legitimität zu unterteilen. Letztlich sind es vor allem inhaltliche Eigenschaften, die eine entsprechende Bewertung erlauben.