Читать книгу CHAOS - Alec Xander - Страница 15

3.2

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Beschwingt öffnete Bastian die Wohnungstür. Sein fröhliches Lächeln wollte seit dem Heimweg nicht von seinem Gesicht weichen, auch dann nicht, als er die frisch gewaschene Wäsche sah, die in einem Korb auf der Couch lag. Er packte ihn und hätte beinahe eins der drei Gläser, die auf dem Tisch standen, umgeschmissen. Doch selbst das hätte seine Laune nicht wirklich verschlechtern können. Lucas, dachte er verknallt bis über beide Ohren, als er den Balkon betrat. Der etwas freche, aber auch sehr attraktive junge Mann wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen. Dieses Lächeln, dachte Bastian, als er die Wäsche aufhängte, diese Augen, diese Stimme, dieser Körper. Schon jetzt konnte er es kaum erwarten, Lucas am nächsten Tag wiederzusehen. Plötzlich registrierte Bastian zwei Jungs, die auf dem Gehweg liefen. Es waren Dennis und Thomas, zwei Jugendliche, die in ihren tiefsitzenden Hosen einen auf ganz cool machten. Dabei wirkten sie auf Bastian eher wie schleimig-schlampende Typen, die sich viel zu viel Gel ins Haar schmierten und denen es offensichtlich egal war, wenn sie mal ein Loch im Shirt hatten.

Bastian wich ein Stückchen zurück, damit die Brüder ihn nicht sehen konnten. Er hasste die Geschwister, denn sie beleidigten ihn jedes Mal, wenn sich ihre Wege kreuzten. Einst war Dennis ein Freund gewesen, mit dem er hin und wieder herumgealbert hatte. Früher hatte Bastian ihn sogar ganz knuffig gefunden, während er Thomas noch nie hatte ausstehen können. Nachdem Bastian ungewollt geoutet worden war, hatte sich ihr Verhältnis leider abrupt verändert. Der ein Jahr jüngere Bursche fand nämlich, dass Schwule ekelerregend waren. Allerdings war er erst dieser Meinung, nachdem sein Bruder ihm seine Einstellung aufgezwungen hatte. Wie Dennis wirklich dachte oder gar fühlte, wusste Bastian nicht, aber es war ihm auch egal geworden, da sein Interesse an dieser Person längst verflogen war. Mit dessen Vater hingegen verstand Bastian sich weiterhin blendend. Damals hatte er sich immer gewünscht, dass Karin sich in den anmutigen Dad der beiden Brüder verlieben würde. So hätte Bastian nicht nur einen liebevollen Vater gehabt, der sich für ihn einsetzen würde, sondern auch gleich zwei Geschwister – auch wenn ihm einer schon gereicht hätte. Aber daraus wurde leider nie etwas. Karin hatte vielmehr ein Händchen dafür, sich die falschen Kerle zu angeln.

Gedankenverloren saß Bastian auf seinem Schreibtischstuhl. Vor ihm lag ein leeres Blatt Papier, in seiner Hand hielt er einen Bleistift. Das Zeichnen hatte der Hauptschüler schon immer geliebt und er entschied sich dazu, seinen Schwarm zu malen. Die ersten Versuche schlugen zwar fehl, da er kein Bild von Lucas besaß, aber aufzugeben kam für ihn nicht infrage. Und ehe er es sich versah, war es auch schon kurz nach achtzehn Uhr. Er vernahm das Geräusch der sich öffnenden Wohnungstür. Sofort legte er ein Schulbuch über das Portrait, das noch nicht fertig war, und erhob sich.

„Bastian?“ Karin war dabei, sich die Schuhe im Flur auszuziehen.

„Bin schon da“, meinte er, nachdem er die Zimmertür geöffnet hatte. „Was gibt´s?“ Seine Mom stand mit dem Rücken zu ihm und hängte die Handtasche an die Garderobe auf.

„Du musst“, waren ihre Worte, während sie, ohne ihn überhaupt zu begrüßen, ins Wohnzimmer ging.

Bastian stand auf der Treppe vor dem Hauseingang und streckte sich in die Höhe. Das viele Malen hatten seine Augen ganz müde gemacht. Gemächlich ging er die wenigen Stufen vor sich hinab, als ihm plötzlich die beiden Brüder, die um die Ecke angesaust kamen, einen Schrecken einjagten. Für einen Moment blieb Bastian auf der Stelle stehen, ehe er weiter ging. Auf eine belanglose Unterhaltung mit den beiden Schwachköpfen, die ihn ohnehin nur beleidigt hätten, konnte er ohne weiteres verzichten.

„Hey, Dekker!“, rief Dennis ihm nach, während Thomas kicherte.

Bastian brummelte leise, reagierte aber nicht darauf.

„Heute schon von hinten gedeckt?“, fragte Dennis spöttisch. Augenblicklich lachten die beiden Brüder aus vollem Hals.

„Du mich auch“, murmelte Bastian. Er hasste es, dass die Sonderschüler ständig die gleichen Sprüche von sich gaben. Bescheuerte Witze über seinen Nachnamen hatte er schon zur Genüge gehört und es verwunderte ihn, dass Menschen dauernd über den gleichen Mist lachen konnten.

„Oh, Dekker!“, machte Dennis sich weiter über ihn lustig. „Du deckst so gut von hinten!“ Er stöhnte laut und betatschte übertrieben seinen Körper.

„Scheiß Schwuchtel!“, brüllte Thomas voller Verachtung.

Prustend überquerte Bastian die Spielstraße. Die Beleidigungen, die ihm weiterhin hinterhergerufen wurden, versuchte er zu überhören. An Lucas zu denken, war ohnehin viel interessanter.

CHAOS

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