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4.2

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Lucas hatte an diesem Morgen lediglich ein Ziel: Er wollte Bastian mit seinem Outfit beeindrucken. Eine halbe Ewigkeit kramte er in seinen Rucksäcken herum, bis er das Passende gefunden hatte. Er zog sich eine weiße Pants sowie gleichfarbige Socken an, eine graue, verwaschene Jeans, dazu einen Nietengürtel, ein schwarzes Muskelshirt und ein transparentes Hemd in Schwarz, das er nicht zuknöpfte. Die Hose zog er ein Stückchen hinunter, das Shirt auf der einen Seite ein wenig hoch, damit man etwas von seiner Unterwäsche sehen konnte. Lucas schlüpfte in seine weißen Sneaker und betrachtete sich einen Moment in dem Spiegel, der hinter der Schranktür hing. Frech grinste er sein Spiegelbild an, denn es gefiel ihm ungemein. Das plötzliche Klingeln seines Handys ließ ihn aufzucken. Schnell griff er danach und nahm ab. „Ja?“

„Wo bleibst du?“, fragte Elke am anderen Ende der Leitung.

„Wie, wo bleibe ich?“

„Wir haben 07:35 Uhr!“

Ohne zu antworten, legte er auf und eilte ins Bad.

Elke sah Lucas mit insgesamt sechs Taschen auf sich zukommen, zwei großen Sporttaschen und vier Rucksäcken. „Du kommst zu spät!“

Lucas hasste mürrische Personen in der Früh – er hasste sie immer. „Dir auch einen wunderschönen Morgen“, grüßte er mit einem heuchlerischen Lächeln.

Elke öffnete den Kofferraum. „Hast du jetzt alles oder musst du noch mal nach oben?“

Seufzend stellte Lucas die Taschen ab. „Ich habe alles.“ Er blickte auf die vielen Rucksäcke und deutete darauf. „Hierin befindet sich mein ganzes kaputtes Leben, das abermals umgelagert wird.“

„Jetzt sei nicht so theatralisch.“ Elke half ihm dabei, die Sachen in den Kofferraum zu stellen.

„Bin ich nicht. Ich wollte nur nochmal drauf aufmerksam machen.“

„Jetzt stell dich nicht so an. So schlimm war sie ja jetzt auch nicht.“

„Mir graut es mehr vor dem Klugscheißer mit dicker Hornhautbrille.“

„Vielleicht ist er ja nett“, meinte sie und schlug die Kofferraumtür zu.

„Wenn nicht“, sagte Lucas, während er sich auf dem Beifahrerstuhl begab, „werde ich mich verpissen.“

„Das wirst du nicht, Lucas!“ Elke knallte die Fahrertür zu. „Es geht gerade eben nicht anders. Da musst du durch.“ Sie startete den Motor.

„Ich verstehe nicht, warum ich nicht einfach hier bleiben kann.“

„Das habe ich dir doch schon zig Mal erklärt.“

„Ja, ich weiß, trotzdem. Ist doch voll der verfickte Scheiß.“

„Na! Nicht immer solche Ausdrücke!“

„Was’n? Ist doch so.“

„Vermassele es nicht“, warnte sie ihn vor. „Es sind nur wenige Monate, bis du deinen Abschluss hast und wir weitersehen können.“

„Ich werde mir sowas von eine eigene Wohnung suchen.“

„Nach der Schule kommt erst einmal die Ausbildung.“

„Die ich ja auch machen werde, aber nicht, während ich dort bin.“

„Jetzt lass uns doch erst einmal …“, erschrocken hielt sie inne, als sie beinahe einem anderem Fahrer hinten draufgefahren wäre.

„Aber so wie du fährst“, sagte Lucas, dem das Herz wahrhaftig in die Hose gerutscht war, „brauche ich mir eigentlich gar keine Gedanken machen, dass ich überhaupt eine Zukunft haben werde.“

Elke warf ihm einen grimmigen Blick zu.

CHAOS

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