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Eine neue Situation in Nordamerika

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Als Ergebnis der Franzosen- und Indianerkriege ist festzuhalten, dass die englischen Kolonisten es zunächst nur mit großer Mühe geschafft hatten, in Nordamerika Fuß zu fassen. Nach einer schwierigen Anfangsphase jedoch gewannen sie schnell die Oberhand an der Ostküste. Das war keinesfalls selbstverständlich.

Zu Beginn waren sie kaum fähig, den kalten Winter zu überleben, und schafften dies nur mit der Hilfe der Indianer, worauf die Tradition des Thanksgiving-Festes verweist. Doch 150 Jahre später hatten sie nicht nur die Indianerstämme des Nordostens, an der Atlantikküste und im Hinterland verdrängt, sondern auch den Einfluss der konkurrierenden Franzosen zurückgewiesen.

Stellte in Europa der Siebenjährige Krieg nur eine Atempause in dem jahrzehntelangen Ringen um britische oder französische Suprematie dar, das mit den französischen Revolutionskriegen und Napoleon bald in die nächste Runde gehen sollte, so war für Nordamerika der French and Indian War eine deutliche Zäsur. Er ist nach der kolumbianischen Eroberung und europäischen Entdeckung des amerikanischen Doppelkontinentes der wichtigste Einschnitt überhaupt.

Erstens fiel die militärische Bedrohung der englischen Kolonien durch eine zweite europäische Macht weg. Frankreich war aus Nordamerika vertrieben, Spanien hatte sich hinter den Mississippi zurückgezogen. Zweitens hatte der Krieg enorme Auswirkungen auf die Identität der Kolonisten, die vor Selbstbewusstsein strotzend aus diesem Konflikt hervorgingen und ihre Eigenständigkeit gegenüber dem Mutterland England immer stärker betonten. Die Begriffe „British“ und „American“ erhielten einen neuen Bedeutungshorizont. Um diese Zeit entstanden die „Letters from an American Farmer“, die der französische Aristokrat Hector St. John de Crèvecœur 1778 publizierte. Hier schreibt er die berühmten Worte: „What then is the American, this new man? He is neither European, nor the descendant of a European: hence the strange mixture of blood, which you will find in no other country.“ Auch hatten drittens die Kolonisten einen erheblichen Anteil der Kosten des Krieges zu tragen; zugleich hatte das Empire erhebliche Schulden aufgehäuft. Angesichts dieser Investitionen wollte London seine nordamerikanischen Kolonien als Quelle des Profits nicht an der langen Leine lassen. Die Frage der Schuldenkonsolidierung war die Lunte am Pulverfass, die 1775/76 schließlich zur Explosion des Konflikts zwischen Krone, Parlament und den dreizehn nordamerikanischen Kolonien führte. Der Sieg der Briten bedeutete viertens, dass die Indianer ihren wichtigsten Partner verloren, der ein Ausgreifen der englischen Kolonisten über die Appalachen hinaus bisher verhindert hatte. Die Indianer reagierten mit heller Empörung auf die Nachricht, dass die Franzosen ihr Land an die Briten abgetreten hatten: Sie seien weder von den Franzosen noch von den Engländern erobert worden. Ihr Land könne folglich auch nicht auf die Engländer übergehen.

In Nordamerika störte der Friede von Paris 1763 die bisherige Machtbalance und verschlechtere die strategische Ausgangsposition der Indianer wesentlich. Hatten die größeren Stämme und Konföderationen wie die Creek und die Cherokee im Süden sowie die Six Nations im Norden bisher zwischen Franzosen und Engländern wählen und diese gegeneinander ausspielen können, so war dies nun nicht länger möglich. Der French and Indian War machte schließlich deutlich, was in strategischer Hinsicht zur Grundregel des 19. Jahrhunderts werden sollte und zu einem geflügelten Wort der amerikanischen Geschichte: „European distresses spell American successes.“ Streit in der Alten Welt ist eine Grundbedingung des erfolgreichen Aufstiegs der USA zur Weltmacht.

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