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Thomas Jefferson – ein Aufklärer als Präsident

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Thomas Jefferson (1743–1826) ist eine der interessantesten und paradoxesten Figuren der amerikanischen Geschichte. Der Autor der Unabhängigkeitserklärung und der Virginia Bill of Rights lehnte theoretisch die Sklaverei ab, war jedoch zugleich als Plantagenbesitzer Sklavenhalter. Auf seinem ererbten Gut Monticello in Virginia versuchte Jefferson eine Art Musterlandwirtschaft zu errichten, wofür er selbstverständlich Sklaven einsetzte. Aus seiner Beziehung zu einer Sklavin gingen mehrere Kinder hervor, so dass die Familie Jefferson die rassischen Spannungen im Süden der USA noch bis in die Gegenwart verkörpert.

Jefferson war einer der wichtigsten Gründerväter der USA. Er diente dem Land zu Beginn der Französischen Revolution als Gesandter in Frankreich, war erster Außenminister der USA, dann Vizepräsident und wurde schließlich zum dritten Präsidenten gewählt. In die Zeit seiner Präsidentschaft fallen der Seekrieg gegen die nordafrikanischen Piraten und die Verwicklungen der napoleonischen Zeit. Unter seiner Ägide wurde das Louisiana-Territorium von Frankreich erworben und er schickte Meriwether Lewis und William Clark in die neuen Gebiete mit dem Auftrag einer genauen wissenschaftlichen Dokumentation ihrer Reise. Der überzeugte Aufklärer und Gelehrte gründete schließlich auch die University of Virginia.

Zunächst entbrannte über diese Forderung eine politische Debatte, bis sich schließlich fast alle Delegierten auf die Unabhängigkeit einigen konnten. Am 2. Juli 1776 fand sich eine Mehrheit für die Unabhängigkeit, allerdings enthielten sich die Abgeordneten des Staates New York, da sie keine Instruktionen ihrer Regierung erhalten hatten. Zwei Tage später, am 4. Juli, kam es zu einer erneuten Abstimmung, der die New Yorker Abgeordneten nun fernblieben, sodass die Unabhängigkeit einstimmig beschlossen werden konnte. Als Independence Day ist der 4. Juli bis heute der Nationalfeiertag der Vereinigten Staaten von Amerika.

Die in aller Welt bekannte Declaration of Independence ist die am 4. Juli 1776 veröffentlichte Erläuterung des formalen Beschlusses zur Unabhängigkeit. Sie diente der moralischen und rechtlichen Legitimierung der Loslösung von der britischen Krone. Ihr Verfasser war der 33-jährige Thomas Jefferson aus Virginia, der jüngste Abgeordnete im Kontinentalkongress. Er wurde von einem Vorbereitungskomitee unterstützt, das aus John Adams (Massachusetts), Benjamin Franklin (Pennsylvania), Robert R. Livingston (New York) und Roger Sher man (Connecticut) bestand. Der Kontinentalkongress beriet über Jeffersons Text und beanstandete lediglich eine Passage, in der die Sklaverei verurteilt wurde, und strich sie aus der Erklärung.

Die Unabhängigkeitserklärung besteht aus drei Teilen, die eine logische Argumentationskette bilden. Im ersten Teil, der Präambel, beschreibt Jefferson, inspiriert von der Philosophie des Engländers John Locke, das natürliche Recht eines jeden Volkes, seine Regierung selbst zu bestimmen. Daher sollten die Herrschenden, sobald sie nicht mehr dem Willen des Volkes folgten, abgesetzt werden können. Damit legitimierte er die Loslösung von der englischen Krone. Auch das Gleichheitspostulat („all men are created equal“), das allen Menschen die gleichen, unveräußerlichen, natürlichen Rechte auf Leben, Freiheit und das „Streben nach Glück“ („pursuit of happiness“) zubilligte, drang tief in das Bewusstsein der Amerikaner ein, auch wenn dessen Einlösung lange auf sich warten ließ.

Im zweiten Teil zählte Jefferson die Fälle von Unrecht von George III. gegen die Kolonien konkret auf, wobei er teilweise stark übertrieben die bedrohliche Haltung der Krone in düsteren Farben schilderte. Da das Vorgehen der britischen Krone die natürlichen Rechte der Kolonisten dauerhaft und schwerwiegend verletzt hatte, habe der König den Anspruch auf weiteren Gehorsam der Kolonisten verloren. Im letzten Teil der Unabhängigkeitserklärung wurde die Loslösung vom britischen Mutterland feierlich bestätigt. Von nun an beanspruchten die ehemaligen Kolonien das Recht, als unabhängige und souveräne Staaten zu handeln.

Die Unabhängigkeitserklärung entfaltet über zweihundert Jahre nach ihrer Entstehung noch immer eine große Wirkung und ist mit der amerikanischen Verfassung das wichtigste Dokument in der nationalen Erinnerung der Vereinigten Staaten. Die Strahlkraft der Erklärung reicht weit über die Grenzen Amerikas hinaus: Als Ausdruck der rationalistischen Naturrechtslehre und der Staatsvertragslehre der Aufklärung verkündete die Declaration of Independence das Recht eines Volkes auf Selbstbestimmung und Freiheit nachhaltig in alle Welt. Schon im 19. Jahrhundert knüpften daran etwa die südamerikanischen Staaten bei ihrer Unabhängigkeit an und im 20. Jahrhundert die postkolonialen Befreiungsbewegungen Asiens und Afrikas.

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