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James Madison – um die Freiheit und die Ehre der USA

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James Madison (1751–1836) entstammte einer der reichsten Großgrundbesitzerfamilien Virginias. Weil er in die Politik strebte, hatte er seinem Bruder das Bewirtschaften der Plantage überlassen, in Princeton Recht studiert und 1776 sein County in dem illegalen Kongress von Virginia vertreten, der die Virginia Bill of Rights erlassen hatte. Er übernahm auf dem Kongress in Philadelphia zwar nur die Rolle des Protokollanten, war aber deshalb die einflussreichste Persönlichkeit der Constitutional Convention. Nach der Verabschiedung der Verfassung kämpfte er mit seinen als „Federalist Papers“ bekannt gewordenen offenen Briefen vehement für die Ratifizierung der Verfassung.

Madison war unter den führenden Abgeordneten im ersten Kongress, diente unter Jefferson als Außenminister, wo er unter anderem die Verhandlungen mit Frankreich über den Louisiana Purchase führte. Als Präsident (1809–1817) führte er die schlecht auf einen Krieg vorbereitete Nation in den War of 1812, den seine Gegner auch „Mr. Madison’s War“ nannten. Seine Frau, First Lady Dolley Madison, prägte dieses in der Verfassung nicht vorgesehene „Amt“, das sie schon unter Madisons Vorgänger, dem Witwer Jefferson, de facto ausgeübt hatte.

Weiteres Konfliktpotential bot die Sklaverei. Zwar wurde von keinem der Delegierten die Abschaffung der Sklaverei vorgeschlagen. Dennoch verurteilten einige der Vertreter der Nordstaaten die Sklaverei und suchten den Handel mit Sklaven zu beschränken. Für die Vertreter der Südstaaten war dies jedoch die entscheidende Frage, von der sie ihre Mitgliedschaft in der Union abhängig machten. Um der nationalen Einheit willen wurde über die Sklaverei nicht als ein moralisches, sondern als ein politisches Problem gestritten. Schließlich handelten die Delegierten einen prekären Kompromiss aus: In die Verfassung wurde eine Bestimmung aufgenommen, wonach flüchtige Sklaven ihren Herren auf deren Verlangen zurückgegeben werden mussten. Auch wurde dem Kongress für 25 Jahre verboten (d.h. bis 1808), den Import von Sklaven zu regulieren. Da die Südstaaten fürchteten, aufgrund ihrer geringeren Zahl der weißen Bevölkerung vom Norden majorisiert zu werden, sollten die Sklaven zu drei Fünfteln bei der Bestimmung der jeweiligen Repräsentation im Kongress mitgezählt werden, obwohl sie keine Bürgerrechte hatten.

Der Präsident wurde als die zentrale Institution konzipiert, denn er vereint die Ämter des Regierungschefs, des Staatsoberhaupts und des Oberbefehlshabers in sich. Seine große Machtfülle wurde aber dadurch begrenzt, dass er einige Befugnisse mit dem Kongress teilen muss. So bedarf es bei der Ernennung der Minister, der hohen Staatsbeamten, der Botschafter und Richter der Zustimmung des Senats. Auch völkerrechtliche Verträge müssen mit Zwei-Drittel-Mehrheit vom Senat ratifiziert werden. Schließlich liegt die Entscheidung über Krieg und Frieden, die Aufstellung von Heer und Flotte, die Mobilisierung der Milizen beim Kongress. Das sollte im Laufe der Geschichte noch für viel Zündstoff sorgen, vor allem weil in den Kriegen des 20. Jahrhunderts die Machtfülle des Chief Executive de facto immer größer wurde.

Die amerikanische Verfassung wurde kurz vor dem Beginn der Französischen Revolution (1789) entworfen, ausformuliert und verabschiedet. Ihre Prinzipien der Gleichheit und Freiheit basieren auf demselben Geist wie in Frankreich. Sie liegt der ersten und immer noch bestehenden Demokratie der Neuzeit zugrunde. Mit ihr gelang es den Amerikanern, der Welt in vielerlei Hinsicht ein Vorbild zu geben. Forderungen wie die nach persönlicher und politischer Freiheit, nach freien und gleichen Wahlen und freier Religionsausübung, die in anderen Ländern nur zaghaft geäußert wurden, wurden in Nordamerika das erste Mal umgesetzt. Für viele Europäer war dies, verbunden mit den wirtschaftlichen Möglichkeiten, die Nordamerika bot, so attraktiv, dass im 19. Jahrhundert ein Siedlerstrom über den Atlantik einsetzte, wie ihn die Geschichte bisher nicht gesehen hatte.

Bei der Betrachtung des amerikanischen Revolutionskrieges stell te sich unter Historikern die Frage, ob es sich wirklich um eine Revolution gehandelt habe. Da jedoch die gesellschaftlichen Umwälzungen hier in keiner Weise so tief griffen wie beispielsweise bei der Französischen Revolution, spricht man weiter vielfach von einem Unabhängigkeitskrieg. Das Hauptziel des amerikanischen Kampfes war die Loslösung vom Mutterland im Interesse der Selbstregierung und nicht eine radikale Neuordnung der Gesellschaft. Entsprechend blieb die politische Führungsklasse der Kolonien nach der Erlangung der Unabhängigkeit an der Macht. Die jungen Männer mit ihren revolutionären Konzepten, wie Jefferson und Madison, konnten nun innerhalb eines republikanischen Systems die Macht ausüben. Aber allein diese neue Begründung eines Gemeinwesens aus der Volkssouveränität heraus stellte einen revolutionären, weil ein neues Bewusstsein schaffenden Akt dar. Langfristig hat das Schule gemacht.

Die politische Kultur der ganzen Epoche war von den amerikanischen Gründungsvätern bestimmt. Diese Gruppe um Persönlichkeiten, deren Namen noch heute vielen geläufig sind, wie Franklin, Washington, Jefferson, Hamilton, Madison, Adams, zeichnet sich durch ihre intellektuellen Fähigkeiten, ihr staatstheoretisches Wissen, ihre Weitsicht und Entschlossenheit und ihre Öffentlichkeitswirksamkeit aus. Diese Männer bestimmten die Politik Nordamerikas vom Ende des Siebenjährigen Krieges bis in die 1820er-Jahre hinein.

Wie einst die puritanischen Siedler erhofft hatten, in Nordamerika dem Christentum zu neuer Blüte zu verhelfen, so glaubten die Gründerväter nun daran, mit ihrer Republik eine neue Staatsordnung geschaffen zu haben, die der restlichen Welt ein Signal sein sollte. Diese Demokratie ist die „neue Weltordnung“, die auf dem Ein-Dollar-Schein abgebildet ist, und diese amerikanische Republik existiert nun seit über 230 Jahren.

Für alle nachfolgenden Kriege der Vereinigten Staaten sowie für das nationale Selbstverständnis war jedoch entscheidend, dass es die ehemaligen Kolonisten aus eigener Kraft geschafft hatten, eine neue republikanische und demokratische Grundordnung zu errichten. Der Stolz darauf wirkt bis heute nach.

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