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Kapitel 10

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Nick träumte.

Es war heiß. Er befand sich auf einer Mission im Dschungel, trug seine Waffen, seine Ausrüstung. Vor ihm lag eine Lichtung. Eine große Spinne hockte in der Mitte der Lichtung. Direkt hinter ihm war Selena.

»Bring sie nicht um, Nick. Das wird zu viel Lärm verursachen.«

Die Spinne und die Lichtung verschwanden und stattdessen sah er eine uralte Ruine voller Lianen und anderem Grünzeug. Schlangen und Gesichter waren in die verwitterten Steine eingeritzt worden.

»Das ist es«, sagte Selena hinter ihm.

Er drehte sich zu ihr um. Sie trug einen Tropenhelm und einen roten Bikini, dazu Kampfstiefel und eine rote Plastikpistole.

»Wo sind deine Waffen?«, fragte er. »Und wo ist deine Weste?«

Sie hielt ihm die Pistole entgegen und drückte den Abzug. Wasser schoss heraus. Dann befand er sich plötzlich inmitten eines ausgewachsenen Feuergefechts. Kugeln peitschen durch das Laub um ihn herum. Selena lag neben ihm, drückte immer wieder mit ihrer Wasserpistole ab. Der Strahl, der aus der Waffe schoss, war rot.

Ein grellroter Fleck erschien auf ihrem Bauch, so rot wie ihr Bikini. Er sah, wie sich das Blut ausbreitete. Er ließ sein Gewehr fallen und nahm sie in die Arme, versuchte die Blutung zu stoppen, presste seine Hand auf die Wunde. Blut sickerte ihm durch die Finger.

»Nick«, sagte sie. »Nick.«

Sie schloss die Augen. Blut rann ihr aus dem Mund. Sie atmete nicht mehr.

Wellen von Kummer und Wut spülten über ihn hinweg. Er riss den Kopf nach oben und schrie.

Jemand schüttelte ihn. Er erwachte, schnappte nach Luft. Seine Wangen waren feucht, und sein Herz hämmerte so wild in seiner Brust, als versuchte es sich einen Weg hinaus zu bahnen.

Selena griff nach seinem Arm. Auf dem Wecker neben dem Bett war es 03:07 Uhr.

»Nick, du hast geschrien. Du hattest wieder einen Albtraum.«

Er hatte Selena von seinem Afghanistan-Traum erzählt. Die anderen Träume hatte er nie großartig erwähnt. Sie begannen, als er zwölf Jahre alt gewesen war. Sie kamen nicht sehr oft. Er verstand immer erst später, was sie bedeuteten. Sie handelten nie von etwas Gutem und immer von etwas, das noch nicht passiert war. Diese Träume besaßen eine eigentümliche Intensität, eine Strahlkraft.

So wie jener, der er gerade geträumt hatte.

Es war eine übersinnliche Begabung, die er von seinen irischen Vorfahren geerbt hatte. Seine Großmutter hatte ihm erzählt, dass man es die Vorsehung nannte und ihm all diese dunklen Weissagungen und Warnungen in den Kopf gesetzt. Nick schätzte, dass sie den gleichen Ursprung wie sein Ohrenjucken hatten, welches immer dann auftrat, wenn Gefahr drohte.

»Verdammt«, sagte er und rieb sich über sein Gesicht.

»Wieder Afghanistan?«

»Nein.«

Sie wartete.

Nick schwieg. Das Bild seiner Hände, die versuchten, ihr Blut zurückzuhalten, wollte ihm nicht aus dem Kopf.

»Du kannst so nicht weitermachen«, sagte sie.

»Womit?«

»Zu versuchen, ganz allein mit diesen Träumen fertigzuwerden. Du musst jemanden aufsuchen.«

»Ich will nicht, dass jemand in meinem Kopf herumspukt. Ich komme schon klar.«

»Du bist so ein sturer Bock.« Am liebsten hätte sie ihn geschüttelt. Stattdessen aber sagte sie: »Lass uns wieder ins Bett gehen.«

»Wir sind schon im Bett. Ich glaube nicht, dass ich wieder einschlafen kann.«

»Von Schlafen habe ich nichts gesagt. Nimm nicht immer alles so wörtlich.«

Später sollte er doch noch einmal einschlafen.

TESLAS GEHEIMNIS (Project 5)

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