Читать книгу TESLAS GEHEIMNIS (Project 5) - Alex Lukeman - Страница 20
Kapitel 14
ОглавлениеNick und Selena landeten am frühen Abend auf dem Václav-Havel-Flughafen. Nick hatte sein Aussehen verändert, damit die Gesichtserkennungsprogramme ihn nicht aufschnappten und seine Tarnung aufflog. Nach dem Zwischenfall in Jerusalem konnte er nicht mehr ohne Tarnung reisen.
Er trug einen sorgfältig rasierten Bart nebst Schnurrbart. Silikonkissen und Latex veränderten die Form seines Gesichts und verliehen ihm ein aufgedunsenes, leicht verbrauchtes Aussehen. Das Gesicht eines Trinkers. Hautfarbenes Gummi zog seine Ohren an seinen Kopf. Die charakteristische Narbe, wo ihm eine chinesische Kugel das linke Ohrläppchen abgerissen hatte, war verschwunden. Kontaktlinsen färbten seine grauen Augen haselnussbraun. Sein kurzes schwarzes Haar war unter einer täuschend echt aussehenden braunen Perücke verschwunden.
Auch Nicks kanadischer Pass wirkte echt. Er wies ihn als Richard Wilson aus, einen Geschäftsmann aus Vancouver. Er trug einen Ehering. Auf dem Einreiseformular, welches er im Flugzeug ausfüllen musste, hatte er als Grund ihres Besuches Urlaub angegeben.
Selena trug praktische, einfache Garderobe, die sie langweilig aussehen ließ – eine uninteressante Frau in klobigen braunen Schuhen und einem langen Rock, die aufgeregt ihrem ersten und einzigen Urlaub in Osteuropa entgegensah. Sie trug eine graubraune Perücke. Ihre Augen hinter einer riesigen Brille mit Plastikgestell besaßen die gleiche Farbe. An ihrem Finger sah man einen billigen Hochzeitsring. Ihr Pass gab sie als Grundschullehrerin aus und ihr Name lautete Sylvia Wilson.
Sie verließen das Flugzeug über die markierten Wege, die sie zur Zollkontrolle führten. Nick bemerkte die Sicherheitskameras und das Wachpersonal und hielt den Kopf gesenkt. Er war nur ein weiterer Reisender mit Jetlag, der ungeduldig darauf wartete, endlich in sein Hotel zu kommen.
Der Zollbeamte wirkte gelangweilt. Er sah in die Pässe und danach prüfend in Nicks Gesicht. Dann deutete er auf die Kameratasche, die Nick über der Schulter trug.
»Öffnen Sie bitte die Tasche.«
Nick öffnete sie und zog die Kamera heraus. »Das neueste Modell«, sagte er. »Da passen bis zu fünftausend Bilder drauf.«
Der Beamte prüfte, ob die Kamera deklariert worden war. Dann stempelte er Nicks Ausweis ab und gab ihn zurück.
»Genießen Sie Ihren Aufenthalt.« Selenas Ausweis würdigte er kaum eines weiteren Blickes und stempelte diesen ebenfalls ab.
Sie nahmen sich ein Taxi ins Hotel. Das Zimmer war von Vancouver aus mit einer Kreditkarte gebucht worden, die auf Wilsons Namen ausgestellt war. Das Hotel selbst war ein renovierter Altbau mit einer sehr optimistischen Drei-Sterne-Klassifizierung. Ein Hotel, wie es sich Reisende mit einem eingeschränkten Budget ausgesucht hätten. Von hier aus war es nur ein zwanzigminütiger Fußweg ins Herz der Altstadt.
Sie hatten für fünf Tage gebucht. Der Empfangsmitarbeiter überreichte Nick einen großen Metallschlüssel mit einem hölzernen Anhänger und erklärte ihnen, dass sie den Schlüssel abgeben sollten, wenn sie das Hotel verließen. Er behielt ihre Ausweise und überreichte ihnen dann ein FedEx-Paket.
»Das kam vor einer Stunde für Sie an. Ist das aus Ihrem Büro? Sind Sie geschäftlich hier?«
»Ja.« Nick reichte ihm eine Visitenkarte. »Geschäftlich und zum Vergnügen. Danke sehr.«
Er nahm das Paket. In einem Prospektständer auf dem Tresen steckten Broschüren, die Stadtrundfahrten, Sehenswürdigkeiten und Restaurants bewarben. Selena wählte einige davon aus und stopfte sie sich in ihre Handtasche.
»Sie sollten sich auf jeden Fall die Rathausuhr ansehen«, riet ihr der Rezeptionist. »Willkommen in Praha.«
Der Fahrstuhl war beinahe antik, ein kunstvoller, schmiedeeiserner Käfig mit einem Ziehharmonikagitter davor. Im Schneckentempo fuhren sie darin hinauf. Selena sah zu, wie der Schacht vor der schwarzen Schmiedekunst vorbeizog.
Ein Vogel in einem Käfig muss sich genauso fühlen, dachte sie.
In ihrem Zimmer war es stickig und heiß. Nick zog hinter ihnen die Tür zu und verschloss sie. Eines der Fenster wies zur Straßenseite hinaus. Er öffnete das Fenster und sah unten auf der Straße eine grell lackierte elektrische Straßenbahn vorbeirumpeln. Vom Fliegen tat ihm der Rücken weh, ein dumpfer Schmerz, der sich über seine Seite zog und immer dann nach ihm krallte, wenn er sich bewegte. Sie waren Touristenklasse geflogen, denn Leute wie die Wilsons konnten sich etwas anderes nicht leisten.
Er setzte sich aufs Bett. Es gab unter seinem Gewicht nach. »Man sollte die Häftlinge in Guantanamo mal für ein paar Tage in einem Flugzeug in der Holzklasse festschnallen. Das dürfte sie zum Reden bringen.«
Selena lachte. »Das geht nicht, Nick. Das wäre als Folter absolut unangemessen.«
Sie setzte sich zu ihm. Nick öffnete das Paket. Es enthielt zwei irische Pässe mit Einreisestempeln der Tschechischen Republik, zwei SIG Sauer P229 Pistolen ausgelegt für .40er Smith&Wesson-Munition, Holster und vier geladene Magazine. Eine Schachtel enthielt Gegenstände, die sie benötigen würden, falls sie sich als Iren ausgeben mussten.
Nick war gegenüber den Glocks, welche die anderen bevorzugten, immer skeptisch gewesen. Sie waren großartig, wenn sie funktionierten – leicht und problemlos zu tragen. Aber sie neigten dazu, im falschen Moment zu verklemmen. Während er die SIG betrachtete, beschloss er, mit Harker darüber zu sprechen, die Marke zu wechseln, wenn sie wieder zurückgekehrt waren.
Er nahm eine der Pistolen heraus und schob das Magazin hinein. Er zog den Schlitten zurück und ließ ihn wieder nach vorn schnellen. Dann drückte er mit dem linken Daumen den Entspannhebel nach unten und steckte die Pistole in ein Holster. Selena tat das Gleiche mit ihrer Waffe. Die Pistolen waren nun gesichert, bereits mit einer Kugel im Lauf. Man brauchte nur noch den Abzug betätigen und war im Geschäft.
»Geht doch nichts über ein Präsent aus der Heimat«, sagte er.
»Wie sieht dein Plan aus?«
»Für heute ist es zu spät, noch etwas anderes zu tun als ein Restaurant zum Abendessen zu finden. Wir müssen schlafen. Morgen erkunden wir das Café.«