Читать книгу 9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006 - Alfred Bekker - Страница 45
5
ОглавлениеEs dämmerte, als Schritte im knirschenden Sand zu vernehmen waren. Sie verklangen über den Köpfen der Freunde. Beide schauten sie nach oben.
Der Holzdeckel wurde zur Seite geschoben. Das Grau des Himmels war zu erkennen. Davor tauchte das Gesicht des jungen Peon auf, der etwas hinunterwarf.
Die Freunde zogen die Köpfe weg. Carringo jedoch fing gleichzeitig das kleine Paket auf.
„Damit ihr nicht verhungert“, erklärte der Mexikaner über ihren Köpfen. „Es ist aber nur Maisbrot. Wir haben selbst nichts anderes mehr hier oben.“
Carringo legte das Paket zwischen sich und dem Freund.
„Wie lange wollt ihr uns hier eigentlich noch festhalten?“, rief Chaco.
„Ihr kriegt schon noch früh genug, was ihr verdient“, entgegnete der Peon.
„Zum Teufel mit dir!“
Der Mexikaner nickte gleichmütig. „Wir wissen, dass Don Carlos euch hergeschickt hat, um uns oder zumindest die Pferdeherde zum Teufel zu schicken. Aber ihr habt euch dabei nicht sehr geschickt angestellt, Gringos! Euch wird der Satan holen!“
Das Gesicht verschwand, und der Holzdeckel wurde über das Loch geschoben. Dunkelheit umgab die Freunde.
Carringo packte das Maisbrot aus, zerbrach es und gab Chaco die Hälfte.
Schritte entfernten sich.
Carringo aß. Seine Ruhe übertrug sich auf Chaco, so dass er auch zu essen anfing.
Nachdem Carringo sein Brot gegessen hatte, knüllte er das Papier zusammen und steckte es in den schmalen Teil der Spalte hinter sich.
„Hast du schon irgendetwas begriffen?“
„Ja.“ Carringo nickte. „Irgendein mächtiger Mann, der Don Carlos Falange heißt, steht im Verdacht, amerikanische Revolvermänner angeworben zu haben, um die beiden Mexikaner oder die wunderschönen Rappen zu erschießen. Und die beiden Mexikaner denken, dass wir diese Revolvermänner seien. Da sie aber ganz offensichtlich einen mutmaßlichen Gegner nicht einfach abknallen, leben wir noch. Und so haben wir die Chance, dass sich der Irrtum aufklärt.“
„Wann?“
„Irgendwann.“
„Das kann am jüngsten Tag sein.“
„Die können uns nicht immer und ewig hier unten festhalten“, widersprach Carringo. „Einmal müssen sie uns hinauflassen, uns Bewegung gönnen und was sonst noch zum Leben gehört. Vielleicht ergibt sich dabei eine Möglichkeit der Veränderung. Wollen wir versuchen, erst mal zu schlafen? Ich bin ziemlich müde.“
„Wir sehen auch nicht sehr vertrauenerweckend aus, was?“ Chaco lächelte schwach durch das fahle Dunkel.
„Wirklich nicht.“ Carringo schaute an sich hinunter. Viel vermochte er nicht zu erkennen, aber dass er sehr schmutzig und seine Kleidung schon regelrecht speckig und stellenweise zerrissen war, das wusste er auch so. Sie hatten von daher keinen vertrauenerweckenden Eindruck auf die Mexikaner machen können. Andererseits sagte sich Carringo, dass so schäbig wie sie ins Land gerufene Revolvermänner kaum herumlaufen würden. Das aber wiederum war den beiden Kerlen kaum zu erklären. Er lehnte den Kopf gegen die Wand, schloss die Augen und versuchte, an nichts zu denken, um ein schlafen zu können. Chaco mühte sich damit auf der anderen Seite des Spalts ebenfalls. Als es Carringo nicht gelang, begann er langsam und lautlos zu zählen. Und damit überlistete er sein überlastetes Hirn doch und schlief ein.