Читать книгу 9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006 - Alfred Bekker - Страница 63
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ОглавлениеSeit geraumer Zeit merkte Carringo, dass er verfolgt wurde. Der Reiter gab sich zwar große Mühe, nicht gesehen zu werden, doch Carringos gespannter Wachsamkeit entgingen seine kargen Täuschungsmanöver nicht.
Er ritt aus dem Schutz eines Wäldchens und eine Rinne hinauf zu kahlen Felsen. Geröll bedeckte den Boden. Es sah so ähnlich wie in der Schmelzwasserrinne aus, die im Osten aus dem versteckten Bergtal führte. Aber von dort war Carringo noch sehr weit entfernt.
Die Sonne stand hoch am Himmel und entwickelte eine mörderische Hitze. Geröll löste sich unter den Hufen und kollerte in das Wäldchen, aus dem er geritten war. Das Poltern hallte aus dem Gehölz dutzendfach zurück.
Carringo erreichte die Kerbe im Gestein und ritt hindurch, ohne sich umzuschauen. Er musste den Verfolger in Sicherheit wiegen und dichter aufschließen lassen, damit er ihn zum Kampf stellen konnte. Etwas anderes als Kampf kam hier oben kaum noch in Frage.
Hinter der Kerbe in der schroffen Steilwand öffnete sich ein Kessel, dem es an jeglicher Vegetation mangelte. Nur nacktes, in der Sonne gebleichtes Gestein umgab den einsamen Reiter.
Carringo ritt durch das kesselartige Tal und in die Schlucht, die sich im Westen anschloss. Die eine Felswand hing nach oben etwas über und bot dadurch ein wenig Schatten. Dort zügelte Carringo sein Pferd, lenkte es herum und wartete.
Das ferne Poltern von Geröll war das Erste, was er von seinem Verfolger hörte. Danach tauchten der Kopf der Pferdes und der Oberkörper des Mannes auf.
Es war wieder derselbe Kerl, den Carringo schon aus Rio Verde und vom Morgen auf dem Rancho Spinolas kannte. Irgendwo musste er gelauert haben. Vielleicht aber war er auch erst noch bei Don Carlos gewesen und hatte dem mitgeteilt, was er bei seinem kurzen Besuch auf dem Rancho erfahren hatte.
Der Mexikaner hatte das Pferd gezügelt und blickte wie Carringo vor ihm durch den Felsenkessel. Als er darin nichts Verdächtiges bemerkte, Carringo und den braunen Hengst im Schatten der Felswand in der Schlucht auch bestimmt noch nicht sah, ritt er weiter.
Die Hufe schlugen laut klirrend auf den Steinboden. Von den Wänden kehrte das Echo zurück und schallte tief durch den Canyon.
Da auf einmal duckte sich der Mexikaner und riss sein Pferd zurück. Noch im selben Atemzug schlug er das Gewehr an und schoss.
Die Kugel pfiff an Carringo vorbei, traf weiter oben die Wand und stieg jaulend in den Himmel.
Der braune Hengst scheute, stieg schrill wiehernd auf die Hinterhand und ließ die Hufe wirbeln.
Das Gewehr des Mexikaners entlud sich abermals, und noch einmal hörte Carringo das scharfe Pfeifen der Kugel.
In Pulverrauch gehüllt, lenkte der Mexikaner das Pferd herum und galoppierte zu der Spalte in der Wand zurück.
Carringo feuerte hinter ihm her.
Der Reiter verschwand in der abschüssigen Rinne.
„Vorwärts!“, rief Carringo seinem Pferd zu. Er sprengte aus dem Schatten der überhängenden Wand und durch den Felsenkessel. Als er den breiten Spalt erreichte, zügelte auf der Halde der Mexikaner sein Pferd. Er hielt indessen einen Colt in der Hand und schoss auf Carringo.
Carringos Hengst wurde am Hals von einer Kugel gestreift. Er stoppte so jäh, dass er über die Halde rutschte. Funken stoben in Staub gehüllt auf. Geröll polterte unter den Hufen.
Der Kerl schoss wieder.
Gestein sprang in der Rinne über anderes hinweg.
Carringo hatte das Gewehr angeschlagen, und als der Mexikaner ihn abermals unter Beschuss nahm, da drückte er ab.
Der Mann zuckte im Sattel zusammen. Im selben Augenblick sprang neben seinem Pferd das krachende Geröll vorbei. Steine barsten, als sie gegen Hindernisse prallten.
Das Pferd wieherte und stob weiter hinunter zur dunklen Waldgrenze. Der Mexikaner wurde abgeworfen. Hinter dem Pferd rollte er ein Stück die Rinne hinunter und blieb wie leblos an einem Hindernis liegen.
Carringo lenkte Fox herum, ritt durch den Felsenkessel und die Schlucht weiter hinauf.
Nach mehr als einer halben Stunde erreichte er eine Felsleiste, die aus dem Canyon abzweigend über diesem zurückführte. Er ritt hinauf und folgte ihr ein Stück, um die Schlucht zu beobachten, aus der er geritten war.
Nach fünf Minuten hielt er an, stieg ab, setzte sich auf einen Stein und wartete. Sein Blick war in die Tiefe gerichtet. Zwar glaubte er nicht daran, weitere Verfolger auf den Fersen zu haben, aber er musste ganz sicher sein. Das Geheimnis der Spinola-Brüder durfte nicht durch ihn verraten werden.
Niemand zeigte sich.
Carringo stand auf, holte den Proviantbeutel und die Wasserflasche und fand in dem Paket eine Möhre für das Pferd. Mochte der Teufel wissen, wo Chaco die aufgetrieben hatte.
Zehn Minuten später war noch immer niemand zu sehen. Carringo stieg auf und ritt in westlicher Richtung davon.