Читать книгу 9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006 - Alfred Bekker - Страница 58
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ОглавлениеDie Freunde waren dem Fluss gefolgt, der einen Bogen nach Westen beschrieb und sie aus der Richtung brachte. Sie hielten jedoch noch immer vergebens nach einer Furt Ausschau.
Als der Schuss in der Ferne gefallen war, hatten sie kurz angehalten, waren dann jedoch in dem Glauben weitergeritten, sich geirrt zu haben. Eine Hütte mit einem kleinen Korral davor und zwei Maisfeldern dahinter am Fluss tauchte vor ihnen auf.
Eine Mexikanerin mit einem Gewehr in der Hand trat aus der Hütte. Ein kleines Kind, das ihr folgen wollte, schob sie zurück.
Die Freunde zügelten die Pferde, als sie die abweisende Miene der Frau und ihre drohende Haltung gewahrten. Das Gewehr war auf sie gerichtet.
„Entschuldigen Sie, wir wollen nur eine Auskunft“, sagte Carringo. „Wir suchen nach einem Japaner, der mit einem Kind zu Pferd unterwegs nach Südosten sein müsste. Kam ein solcher Mann vielleicht hier vorbei?“
„Hier war niemand“, sagte die Stimme eines Mannes schräg links hinter den Freunden.
Sie schauten hinüber und sahen den Campesino aus dem Maisfeld treten. Er trug einen Colt in der Hand, der wie das Gewehr der Frau auf die Reiter deutete.
„Sonst noch etwas?“, fragte der Mann.
„Nein.“
„Dann verschwindet. Wir wollen mit Fremden hier nichts zu tun haben. Wir haben genug eigene Sorgen.“
„Die reden offenbar auch von Don. Carlos und seinem Krieg gegen den Rancho“, sagte Chaco leise.
„Entschuldigen Sie.“ Carringo tippte an seinen Hut. „Wo finden wir eine Furt durch den Rio Verde?“
„Eine Meile weiter flussauf.“
„Danke.“ Carringo zog den Hengst herum und ritt an dem kleinen Korral vorbei.
Chaco kam an seine Seite. Schweigend entfernten sie sich von dem Anwesen und folgten dem Fluss in umgekehrter Richtung, als die Strömung lief.
Buschwerk tauchte vor ihnen auf und flankierte den Rio Verde auf den beiden Seiten.
„Hier haben alle Angst“, sagte Chaco nach geraumer Zeit. „Dieser Don Carlos wirft einen gewaltigen Schatten. Eigentlich würde ich den zu gern einmal kennenlernen.“
„Wir reiten weiter und suchen Marido“, sagte Carringo. Und um seine Worte zu unterstreichen, trieb er Fox zu einer schnelleren Gangart an.
Die Büsche blieben zurück. Dort, wo der Rio Verde breiter wurde, war deutlich der Sandstreifen zu sehen, der sich über den Grund zog und die Furt bildete. Und dort stand ein gesatteltes Pferd am Wasser und soff.
Carringo und Chaco hielten an und schauten sich um. Das Land war so karg, dass sie einen Mann hätten sehen müssen, wäre einer in der Nähe gewesen.
„Nichts“, sagte Chaco.
„Erinnerst du dich an den fernen Knall, der wie ein Schuss klang?“, fragte Carringo.
„Und ob ich mich daran erinnere!“
Sie schauten sich immer noch suchend um.
Das Pferd hatte den Kopf gehoben und schnaubte.
Die Freunde ritten weiter zur Furt hinunter. Chaco spähte dabei in nördlicher Richtung auf die Piste, die sich zwischen den Hügeln vor dem Wald in der Ferne verlor. Staub stand über der Straße. Ihn schienen die Pferdehufe aufgewirbelt zu haben.
„Es kam von dort.“ Chaco streckte den Arm nach Norden aus. „Und aus dieser Richtung hörten wir auch den Knall.“
„Und dieser Jiminez Spinola ritt auf dem Gaul dort, als er seinen Bruder Adolpho in dem versteckten Bergtal besuchte und uns quasi aus dem Loch befreite.“
„So ist es“, stimmte Chaco zu. „Dann liegt er jetzt vermutlich nördlich von hier. Bleibt nur die Frage offen, ob es noch Sinn hat, nach ihm zu suchen.“
„Das werden wir sehen, wenn wir ihn finden.“ Carringo ritt zu dem Pferd hinunter, nahm es am Zügel und folgte der Piste nach Norden.
„Jetzt reiten wir in den ganzen Schlamassel erst richtig hinein“, murmelte Chaco.
„Wollen wir ihn einfach seinem Schicksal überlassen, falls er noch am Leben ist?“
„Natürlich nicht. Aber falls er bereits jenseits des Jordan ist, sollten wir so schnell wie möglich verschwinden!“
Jiminez Spinola war noch im Diesseits. Als die Schatten der Reiter und Pferde auf ihn fielen, wälzte er sich stöhnend von der einen Seite auf die andere. Dabei sahen die Freunde den großen Blutfleck auf seinem Hemd.
Der Verletzte öffnete die Augen nicht.
Carringo saß ab. Chaco hielt die Zügel der Pferde. Carringo untersuchte den Liegenden rasch, während Chaco die Decke vom Sattel schnallte und dem Freund zuwarf, damit der sie dem Stöhnenden unter den Kopf schieben konnte.
Carringo schaute sich um. Überall Sand, spärliches Gras und trostlose Hitze. „Hier können wir nichts für ihn tun.“
„Es dürfte zu seinem Rancho nicht mehr weit sein“, erwiderte Chaco. „Sie sprachen davon, dass er in den Hügeln am Fuße der Sierra liegt. Das muss hinter der Furt sein.“
„Jetzt stecken wir wirklich schon fast bis zum Hals in der Geschichte.“ Chaco saß ab und kauerte sich an den Boden. „Liegenlassen können wir ihn nicht, denn dann stirbt er innerhalb der nächsten Stunden. Bestimmt, bevor die Sonne untergeht.“ Carringo öffnete dem Verletzten das Hemd und untersuchte ihn noch einmal gründlich. Er gelangte zu dem Ergebnis, dass sie den Mann ein paar Meilen transportieren konnten, wenn sie dabei keine zu große Eile entwickelten.
Sie verständigten sich über das Weitere durch einen Blick. Da sie beide das Gleiche dachten, bedurfte es sonst keiner Worte. Sie hoben Jiminez Spinola auf, trugen ihn zu seinem Pferd und setzten ihn in den Sattel.
Carringo hielt den Mann fest, bis der Freund im Sattel saß und diese Aufgabe übernehmen konnte. Dann stieg er selbst auf. Mit Spinola zwischen sich ritten sie langsam zur Furt des Rio Verde zurück und durch das Wasser zur anderen Seite.
„Hoffentlich bilden wir uns nicht nur ein, richtig zu sein.“ Chaco wurde unsicher über die Richtung.
„Aber er ist nach Süden geritten. Das war an den Spuren zu erkennen. Wir müssen richtig sein!“
Sie folgten der Piste, bis sie Hufspuren sahen, die nach Westen abzweigten.
Chaco stieg ab und untersuchte die Eindrücke. „Sie sind mehrere Tage alt“, erklärte er, als er wieder in den Sattel stieg.
„Dann könnten sie von seinen Pferden stammen.“
Sie bogen von der Piste ab und folgten den Hufspuren nun direkt in das Hügelland. Hier und da standen horstartige Fichtengehölze. Wachsam hielten die Freunde nach versteckten Gegnern Ausschau, ohne jedoch etwas Verdächtiges zu sehen.
Jiminez Spinola dämmerte noch immer mehr bewusstlos als wach dahin und stöhnte im Schmerz manchmal leise.
„Wenn es noch lange dauert, müssen wir ihn verbinden“, sagte Carringo, als sie einmal anhielten und sich umschauten. „Sonst verblutet er uns noch.“
Chaco lenkte sein Pferd ganz dicht an das Tier des Verletzten heran, richtete den Oberkörper des stöhnenden Mannes auf und blickte auf dessen Hemd. „Es geht im Moment. Wir dürfen nur nicht schneller werden.“
Sie blieben zwischen den Hügeln, folgten dabei den Pferdespuren und hofften, so den Rancho zu finden.