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Das untrügliche Gefühl, beobachtet zu werden, ließ Read auf einmal hochschrecken.

Vielleicht war es irgendein Geräusch gewesen, vielleicht auch nur Instinkt. Jedenfalls war Read in der nächsten Sekunde voll da, hatte die Hand an der Hüfte und ließ den Blick über die umliegenden Felsen schweifen.

Aber da war nichts zu sehen.

Read beschloss, dass es allemal am besten war, weiterzureiten.

Der Sheriff schwang sich auf den Rücken seines Pferdes und setzte seinen Weg fort. Dabei hielt er die Augen offen.

Einmal glaubte er, hinter einem Felsen eine Gestalt gesehen zu haben. Read kniff die Augen zusammen und blinzelte gegen die Sonne.

Möglich, dass er sich getäuscht hatte. Aber das ungute Gefühl in der Magengegend blieb. Eine unheilvolle Stille schien über diesem kargen, steinigen Land zu liegen.

Zwei Stunden später erreichte Read dann eine verlassene Farm. Das Haus und der Stall waren nichts weiter als eine Ruine aus hellem Lehm. Der Boden war hier wohl einfach zu schlecht, um irgend etwas anbauen oder züchten zu können.

Aber der Brunnen war vielleicht noch zu benutzen und deshalb lenkte Read seinen Gaul dorthin.

Er brauchte das Tier nicht weiter anzutreiben. Es schien die Nähe des Wassers zu riechen.

Als er die Farm erreichte, ließ er aufmerksam den Blick umherschweifen, konnte aber nichts Verdächtiges erblicken.

Aber noch vor kurzem musste jemand hier gewesen sein, um Pferde zu tränken. Vor dem Brunnen sah Read Hufspuren von mindestens einem Dutzend Pferden.

Es waren unbeschlagene Tiere.

Indianer!, ging es ihm siedend heiß durch den Kopf.

Er stieg ab.

Der Schöpfeimer und das Hanfseil, mit dem er in die Tiefe gelassen wurde, waren noch in Ordnung. Wahrscheinlich wurde dieser Ort häufiger als Zwischenstation genutzt. Read ließ den Eimer hinab und ließ das Pferd trinken. Das Tier sog das kostbare Nass gierig in sich hinein.

Als es fertig war, füllte Read seine Flasche auf.

Das Geräusch galoppierender Pferde ließ ihn auffahren.

Es waren vier Reiter, die da in scharfem Galopp herangeritten kamen. Keine Indianer, sondern Weiße. Der Kleidung nach waren zwei von ihnen Mexikaner, die beiden anderen Gringos.

Reads Augen wurden zu schmalen Schlitzen, als er ihnen entgegenblickte. Einer von ihnen trug seinen rechten Arm in einer Manschette.

Es war Davis, jener Mann, der Read und Coburn in Santa Cruz in die Falle gelockt hatte! Vermutlich hatte El Diablo diese kleine Kolonne mit irgendeinem Auftrag in der Gegend herumgeschickt.

Reads Hand ging zur Hüfte. Zur Flucht war es zu spät. Das Quartett war schon zu nahe herangekommen.

Die Kerle zügelten ihre Pferde und auf Davis' Gesicht stand das blanke Entsetzen.

"Was ist los, Davis?", fragte der zweite Gringo in der Gruppe, ein Kerl, der einen ausgedienten Army-Hut trug, an dem die Abzeichen entfernt worden waren.

"Das ist der Kerl aus Santa Cruz!", raunte Davis.

"Der Sternträger?"

"Ja!"

"Hast du nicht erzählt, dass der erledigt ist?"

"Ich habe gesehen wie er in den Staub fiel, verdammt nochmal! Er war tot!"

"Da hast du dich eben getäuscht!", stellte Read fest. Die Männer waren wie erstarrt. Sie schien unschlüssig darüber zu sein, was sie nun tun sollten. Die beiden Mexikaner schielten zu Davis hinüber.

Read trat derweil einen Schritt zur Seite. Die einzige Deckung war der Brunnen, hinter den er sich werfen konnte, wenn es hart auf hart ging. Es war völlig aussichtslos, zu den verfallenen Gebäuden gelangen zu wollen. Ebenso wenig konnte er sich einfach auf seinen Gaul setzen und davonreiten.

Der blonde Davis bleckte die Zähne wie ein hungriger Wolf.

In seinen Augen blitzte es gefährlich.

"Du bist hartnäckig - aber dumm!", wandte er sich an Read.

"Das erste stimmt - aber mit dem zweiten solltest du nicht rechnen..."

"Wo ist dein Freund?", fragte er dann und ließ dabei den Blick schweifen.

Read fühlte Erleichterung, denn diese Frage konnte nur bedeuten, dass Billy Coburn noch nicht in die Fänge von El Diabolos Meute geraten war!

"Mein Freund?" Read lächelte dünn. "Vielleicht beobachtet er euch gerade und zielt mit seiner Winchester auf euch!"

Was dann geschah, dauerte nur den Bruchteil eines Augenblicks.

Die Kerle blickten unwillkürlich in Richtung der Ruinen.

Ihre Hände glitten zu den Revolverholstern, aber sie hatten die Waffen noch nicht einmal zur Hälfte gezogen, da begriffen sie den Bluff.

Mit weit aufgerissenen Augen blickten sie direkt in Reads Revolvermündung, der seine Waffe mit katzenhafter Geschmeidigkeit aus dem Holster gezogen und den Hahn gespannt hatte.

"Lasst die Eisen stecken, oder mindestens zwei von euch sind tot."

Reads Stimme wirkte glasklar.

Er rechnete mit der Feigheit seiner Gegner. Und er rechnete richtig. Einen schrecklich langen Augenblick lang geschah gar nichts.

Dann sagte Davis schließlich: "Okay, okay... Und was jetzt?"

Read machte eine Bewegung mit dem Revolverlauf.

"Abschnallen!"

Doch die Männer kamen nicht mehr dazu, Reads Anweisung nachzukommen.

Etwas sirrte mit unglaublicher Geschwindigkeit durch die Luft, um sich anschließend mitten durch Davis' Hals zu bohren. Der Blonde kam nicht einmal mehr zu reinem Schrei.

Im nächsten Moment brach die Hölle los.

Banditen in der Höllenschlucht: Western Exklusiv Sammelband 7 Romane

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