Читать книгу Kreuzweg vieler Welten : Science Fiction Sammelband: 1000 Seiten Roman Paket - Alfred Bekker - Страница 11
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Takeling entspannte sich sichtlich.
Ernestine lächelte gewinnend:
„Ist das eigentlich dein richtiger Name: Takeling?“
Die Blondine blieb zwar entspannt, aber dennoch ernst.
„Den habe ich bekommen, als ich der Squad beitrat. Damit wurde das Kapitel persönliche Vergangenheit für alle Zeiten abgeschlossen.“
„Also gehörst du quasi der Squad?“
Blondie lächelte leicht amüsiert.
„Das klingt aus deinem Mund ja gerade so, als sei das etwas Negatives.“
„Verzeihung, ich wollte dir keineswegs zu nahe treten, aber für jemanden wie mich, der am liebsten allein ist und dabei nur sich selbst gehört, klingt das selbstverständlich negativ. Was ja kein Werturteil sein sollte.“
„Nun, genauer betrachtet habe ich wohl vorher genauso gedacht wie du. Vielleicht überrascht es dich, wenn ich dir erzähle, dass ich ebenfalls allein lebte und kaum Kontakte pflegte, außer Zwangskontakten im Rahmen der Arbeit natürlich.“
„Bis die PSI-Squad nachts vor deinem Bett stand?“
Die Blondine musste jetzt doch wieder lachen.
„Ja, so ungefähr...“, blieb ihre Antwort vage.
„Immerhin bist du telepathisch begabt. Also heißt das, du warst auch schon vorher ein PSI-Mensch. Und wenn du dich bemüht hast, ein einigermaßen normales Leben zu führen, beweist es deine damalige Illegalität. Möglicherweise bist du deshalb für gewöhnlich lieber allein geblieben, um nicht ständig belästigt zu werden von den Gedanken anderer?“
Und schon wieder musste die Blondine lachen.
„Schon erstaunlich, Ernestine, wie du den Spieß jetzt komplett umgedreht hast. Jetzt sieht es tatsächlich so aus, als würdest du umgekehrt mich vernehmen.“
„Ist es denn so?“
„Natürlich nicht, aber ich bin tatsächlich ein wenig überrascht, wie schnell du mich durchschauen konntest. Bedeutet das etwa, dass du schon Bekanntschaft gemacht hast mit einem Telepathen?“
„Nein, noch niemals“, betonte Ernestine überzeugt. „Mir ist überhaupt noch niemals ein Mutant begegnet. Wenn doch, habe ich es einfach nicht bemerkt.“
„Aber bei mir hast du das?“
„Klar, weil es ja allzu offensichtlich ist. Du gibst dir zwar alle Mühe, jemanden abzulenken vom Wesentlichen, aber letztlich hat dir das nichts genutzt.“
„Weil du selber entsprechende Fähigkeiten hast?“
„Natürlich nicht!“, antwortete Ernestine jetzt wie beiläufig. „Ich habe lediglich eine gute Beobachtungsgabe.“
„Dennoch gehst du einem einfachen Job als Büroangestellte nach? Das nenne ich ja mal eine Verschwendung von Fähigkeiten...“
„Ich tu das, wozu man mich eingeteilt hat, nach entsprechenden Eignungstests. Mehr war halt leider nicht drin für mich. Vielleicht besser als Gebäudereinigung? Obwohl das auch nicht unbedingt ein schlechter Job wäre.“
„So, meinst du?“
„Ich finde jeden Job gut, der nicht am Ende dazu führt, hier sitzen zu müssen, um vergeblich auf eine Begründung für die Festnahme zu warten.“
„Also gut, Ernestine, ich sehe es ein. So kommen wir nicht weiter. Also vertagen wir unser Gespräch besser auf einen späteren Zeitpunkt.“
Es gab Mithörer. Die ganze Zeit über schon. Das wurde offensichtlich, als sich jetzt prompt die Tür öffnete hinter Ernestine. Zwei in Kampfrüstung gehüllte Squad-Mitglieder traten ein, befreiten sie von den Armfesseln und führten sie ab.
Die Blondine blieb im Vernehmungszimmer sitzen.
Es ging nicht weit den Gang entlang. Vor Ernestine und den beiden ganz persönlichen Wächtern, die sie flankierten, öffnete sich die Wand, wo vorher keine Tür sichtbar gewesen war. Dahinter befand sich ein kleiner, hell erleuchteter Raum mit Hygienebereich, einem Tisch in der anderen Ecke, davor ein Stuhl, und in der dritten Ecke eine bequem aussehende Liege.
Ernestine wurde hineingestoßen, bevor sich hinter ihr die Tür wieder schloss.
Als sie sich umdrehte, konnte sie nur noch eine makellos glatte Wand erkennen. Auch hier schienen die Wände aus sich heraus zu leuchten.
Sie ging zur Hygieneecke hinüber. Kaum hatte sie diese erreicht, erschien ein Spiegel an der Wand, wie hingezaubert. Das waren technische Tricks, die man normalerweise als Bürger niemals kennenlernte.
Ernestine schüttelte den Kopf.
Nein, sie hätte auf dieses Kennenlernen liebend gern verzichtet.
Ernestine betrachtete sich im Spiegel. Ihre Gedanken blieben dabei: Sie fühlte sich ungerecht behandelt, war sich vollkommen sicher, niemals so etwas wie PSI-Fähigkeiten gehabt zu haben, wusste hundertprozentig, dass sie auch niemals in ihrem Leben persönlich einem Mutanten begegnet war, den sie jetzt hier hätte verraten können, und hoffte doch sehr, dass sich das ganze Missverständnis möglichst bald auflösen möge.
Dann wandte sie sich vom Spiegel ab, der sogleich wieder verschwand, und schlurfte irgendwie sehr müde geworden zur Liege hinüber, um sich dort lang hinzustrecken.
Ah, das tat wirklich gut. Vielleicht konnte sie jetzt wenigstens den versäumten Schlaf nachholen?