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Kaum hatte sie versucht, wieder ein wenig Schlaf zu finden, wurde Ernestine Freihaus von einem schrillen Alarmsignal geweckt. Erschrocken fuhr sie in ihrem Bett hoch und benötigte Sekunden, um sich in der Wirklichkeit zurecht zu finden.

Was inzwischen ihr zweites Ich in der anderen Welt erlebt hatte und noch erlebte, in jener Zelle, wusste sie noch nicht, denn sie hatte ja den Kontakt sicherheitshalber abgebrochen.

Zumindest lebte ihr zweites Ich noch. Soviel stand fest. Denn sonst hätte ihr zweites Ich sich automatisch mit ihr vereint, um bereit zu sein für eine Wiederbelebung drüben.

Nein, sie würden erst wieder den Kontakt zulassen, wenn es ohne Risiko möglich wurde. Dazu musste sich ihr zweites Ich wieder in Tiefschlaf versetzen, um nur ja nicht das Misstrauen der telepathischen Überwachung zu erregen.

Es war in der Tat schon riskant genug gewesen, den Tiefschlaf dermaßen auszudehnen. Mit Sicherheit war ihr zweites Ich darauf bereits angesprochen worden. Es blieb eigentlich nur die Ausrede, dass sie halt von Natur aus stets einen besonders tiefen Schlaf hatte – und die eher vage Hoffnung, damit nicht auf Unglauben zu stoßen.

Und jetzt wollte sich Ernestine erst einmal um dieses Alarmsignal kümmern. Es war von der Kommunikationsanlage ausgegangen, eindeutig ein Signal der Kommandozentrale.

Sie stieg aus dem Bett und ging hinüber, um sich zu melden.

Die Kommandozentrale teilte ihr ohne Umschweife mit, wieso sie das Signal gesendet hatte:

„Wir haben Sostra Tierens ausfindig gemacht. Sie lebt in der Innenstadt, allerdings hat sie ihren Namen geändert in einen hier in der Hauptstadt eher gängigen Namen: Tanja Duwall. Das tat sie dermaßen geschickt, dass wir tatsächlich so lange benötigt haben, sie ausfindig zu machen. Offensichtlich hat sie etwas zu verbergen. Sonst wäre sie nicht untergetaucht.“

„Logisch, dass sie was zu verbergen hat: Ihre Telepathie! Offenbar misstraut sie allem und jedem. Das würde in der Tat auch zu jener Takeling passen. Mein Vorschlag: Ich kümmere mich persönlich um sie. Dann wäre allein schon auf diese Weise möglicherweise bereits gewährleistet, dass es sich um die entsprechende Person handelt, die wir suchen.“

„Einverstanden!“

Ernestine unterbrach die Verbindung und führte ihre Morgenroutine durch. Dazu gehörte normalerweise auch das tägliche Training, worauf sie ausnahmsweise heute einmal verzichtete. Als Kommandant der PSI-Squad war ein solches Training gewissermaßen lebensnotwendig, denn lebte sie stets gefährlich. Vor allem, wenn sie verdeckt in den Einsatz ging, ohne jegliche Unterstützung durch die Kommandozentrale.

Denn das hieß es ja in diesem Fall: Wenn sie persönlich in den Einsatz ging, mussten sämtliche Verbindungen zur Squad unkenntlich werden, um nicht ihre wahren Absichten zu verraten.

Es fiel Ernestine Freihaus allerdings gar nicht schwer, jene Ernestine auch hier, in dieser Welt, zu spielen, die nur eine einfache Büroangestellte war in der Innenstadt und ansonsten private Kontakte möglichst vermied.

Vorgeblich nur eine Art Marotte von ihr, mehr nicht. Schließlich hatte sie ja absolut gar nichts zu verbergen – ganz offensichtlich nicht...

Kreuzweg vieler Welten : Science Fiction Sammelband: 1000 Seiten Roman Paket

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